Mir wurde freundlicherweise angeboten, Teile vernickeln! zu lassen.
Das war mir schon lange ein Anliegen, weil einige Teile (Galeriestangen, Steuerungen usw.) doch schon stark abgegriffen und gedunkelt waren. Diverse Dampfdome waren teils kupfern....
Nach einigen Telefonaten über den Vernickelungsprozess wurde mir bestätigt: alles fachmännisch, große Firma. Habe dann nochmals schriftlich fixiert, dass eine gute! Vernickelung gewünscht ist – keine Verchromung. Ich denke, dass ich damit weitgehend richtig liege, denn Nickel sieht anders aus als Chrom.
Versendet habe ich die Teile in abgeschliffenem (mit Dremel) Zustand, denn so wurde es gewünscht. Keine Reste der alten Vernickelung belassen. Auf dem Foto oben sieht man jetzt die Unebenheiten, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen waren.
Nach über einem Jahr warten bin ich froh, dass ich die Teile überhaupt wieder erhalten habe – egal in welchem Zustand.
Und jetzt sieht man die Unebenheiten, die der Dremel und sein Demel hinterlassen hat.
Was ist schief gelaufen?
Alle Teile, die ich vorher abgeschliffen habe, sind nun pickelig, teils stumpf zurückgekommen. Meine Fehler: ich habe kein Werkstück der Firma vorher gesehen, die Firma ist über 200 km entfernt also quasi unerreichbar. Einen direkten Kontakt gab es nicht, alles lief über besagten Freundschaftsdienst. Wenn schon verchromt statt vernickelt wurde, dann hat das in mehreren Schritten zu erfolgen und nicht nur ein Säurebad. Das Polieren des Werkstückes gehört zur Vorarbeit wie das Verkupfern, das Vernickeln und zuletzt erst das Verchromen. Da es sich hierbei u.a. um Ionenaustausch handelt, stelle ich das Thema unter Elektro ein. Nur durch die vorherige Beschichtung mit Kupfer! wird eine glatte, spiegelnde Oberfläche erreicht, was ich vorher so leider nicht wußte.
Die Galeriestange war total abgegriffen und schwarz – sie glänzt wieder. Die Dampfdome wurden nicht demontiert und zeigen den ursprünglichen Zustand. Die Schubstange war vorher unschön verkratzt – nun ist sie pickelig... meine Begeisterung hält sich in Grenzen, denn das betrifft alle abgegebenen Bauteile. Hier nur ein Auszug.
Wichtig ist, dass die Teile völlig glatt poliert sind. Wenn sie dann noch gut entfettet werden, kann man es auch selbst machen: Galeriestangen neu vernickeln Grüße von elaphos
Du bringst die Teile zum Strahlen. Sandstrahlen ist nicht so gut. Strahlen mit Glasperlen ist besser. Ich habe jetzt die Ergebnisse von Strahlen mit Walnuss-Granulat gesehen. Überzeugend!
Übrigens: Kleine Strahlboxen gibt es schon für kleines Geld. Muß man dann selber zusammenbauen. Meine Box hat vor ein paar Jahren ca. 50€ gekostet. Dazu kommt dann aber noch ein leistungsfähiger Kompressor.
Wenn du eine Polierscheibe und ein Poliermittel hast, versuche doch mal die Glocke zu polieren.
Soweit ich weiss, wird beim Vernickeln nicht eine reine Nickellösung genutzt, sondern je nach Anwendungszweck verschiedene Füllmittel beigemengt. Dabei gibt es auch spezielle fürs Einebnen der Fläche. Vielleicht kannst du nochmals nachdoppeln. Ich dachte immer, das Kupfer diene nur der Erhöhung der Haftung für die nächste Schicht, speziell beim anschliessenden verchromen.
Das Gute ist, dass man mit solchen Unfällen die Chance hat, einiges dazuzulernen..
Die Kupferschicht ist relativ dick. Sie wird geschliffen und poliert. Um die Restporen und Schleifspuren auf dem Eisen zu schließen. Dann kommt Nickel drauf. Aber auch nur dünn. Du hast dich schön veralbern lassen.
Hallo zusammen, es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass beim vernickeln oder beim verchromen irgendetwas „gefüllt“ wird. Bei beiden Verfahren wird exakt die erreichte Oberflächengüte abgebildet. Die letzte polierte Oberfläche muss so aussehen, als wäre sie schon verchromt, dann ist gut genug poliert! Carsten
Zitat von k410z im Beitrag #9Bei beiden Verfahren wird exakt die erreichte Oberflächengüte abgebildet.
Die galvanisch aufgebrachten Schichten sind nicht geeignet, die Oberfläche in ihrer Form zu verändern. Hier muss vor Auge geführt werden, dass nur wenige Elektronen wandern.
Gute Galvanik geht so (ich hatte einen Freund in der Oldtimerszene, der eng mit einem Galvanikbetrieb zusammenarbeitete):
Die alte Chrom/Nickel/Kupfer-Schichten werden galvanisch entfernt. Das ist der umgekehrte Prozess. Wird heute kaum noch gemacht, da Sondermüll in Form von Schlamm in den Bädern anfällt. Dann wird feinst geschliffen und poliert. Tiefe Narben und Löcher werden mit Zinnlot gefüllt. Dann wieder schleifen und polieren. Dann galvanisch verkupfert, wieder polieren, ggf. wieder verkupfern. Man muss sich nach dem polieren drauf spiegeln können! Das waren immer seine Worte! Nur mit Kupfer kann etwas gefüllt werde. Nickel und erst der spröde Chrom können nur in ganz dünnen Schichtstärke galvanisiert werden! Da die Galvanik ein garstiger Prozess ist, sind durch Umweltauflagen fast keine Betriebe mehr in D übrig geblieben. Die Schleif/Poliererei ist zeitintensive, dreckige Handarbeit. Ich durfte meine Motorradsachen selbst mal machen... In den 80igern hatten die griechischen/türkische Replika Motorradauspufftöpfe und Krümmer den Ruf weg, nur eine schlechte "Verkaufsverchromung", ohne Kupfer und Nickel Unterschichten, zu haben. Die konnte man mit den Fingern abziehen...
Danke für eure Meinung. Mein Fazit: Es reicht nicht, wenn man aufwendige Arbeitsprozesse nur mündlich über Dritte dargestellt und zugesichert bekommt. Es hätte eines Probedurchlaufes bedurft um die Qualität vorab abschätzen bzw. nachbessern zu können. Die Gelegenheit wurde mir als einmalig dargestellt. Das war sie ja auch.
Eine Peanuts-Rechnung war beigefügt, was vorher gratis sein sollte,– egal. Was ich nur immer höre: Verchromen ist billig. Lese ich aber eure Beiträge, so ist es doch mit Aufwand verbunden, wenn es ordentlich gemacht wird … und das wäre mir die Sache auch sicherlich bei einigen Teilen Wert gewesen. Aber wo liegt der Preis für die professionelle Verchromung zweier Schubstangen mit Heusinger-Steuerung? Beim dremeln (abschleifen) der vielen Teile ist mir schon die Zeit davongelaufen....
Das Polieren bis zum Spiegelglanz ist das A und O beim Vernickeln, Verchromen und auch z.B. Vergolden. Davon hängt die Qualität des Ergebnisses ab. Wenn das gut gelungen ist, kann man kaum noch etwas falsch machen. Grüße von elaphos
Verchromen kann billig sein, wie man sieht. Das Ergebnis ist dann aber auch billig. Alles ist reversibel. Der Chrom geht mit Salzsäure runter. (Versehentlich verchromte Teile kann man somit entchromen und den darunter liegenden Nickel polieren. Glanznickel kommt nun mal nur durch poliertes Kupfer (dann reicht auch nur fein geschliffener Stahl) und eben die Einstellung Glanznickel. Das kann und will nicht jeder. Galvanisieren ist eine Kunst und nicht ohne Grund ein Lernberuf. Wer sagt, das sei billig zu machen, ist entweder ein Scharlatan oder er hat selbst keinen Anspruch an Qualität. Man darf dabei auch nicht vergessen dass, alte Teile, besonders wenn sie Hohlformen haben oder hinterzogene Teile, erst getestet werden müssen. Der erfahrtene Galvaniseur kennt aber die Probleme. Das heißt, man muss die Teile richtig ins Bad hängen, damit auch die Stellen beschichtet werden wo die Stromstärke nicht mehr gut ist. Notfalls muss man Hilfselektroden bauen. Natürlich kann man auch mit viel Strom dicke Schichten drauf hauen in der Hoffnung überall kommt die Schicht hin. Das kann gut gehen, aber meist erreicht man dann auf den eigentlich "guten" Flächen Ausblühungen und Wulstbildung an den Rändern, eben dort wo die Stromdichte hoch ist. Ich habe einige Oldtimer restauriert und ich bin froh, es noch in den 1990ern getan zu haben. Danach wurde es immer schlimmer mit der handwerklichen Qualität. Auch die Bäder haben sich durch Umweltauflagen geändert. Daher macht mir die Sache keinen Spaß mehr. Die Teile für ein Fahrrad in höchster Qualität zu vernickeln kostet heute zwischen 1.000 und 1.500 Euro. Meist kommt man am besten, wenn man die Schleifarbeiten selbst macht. Das Polieren zwischendurch hat wenig Sinn, außer man wohnt direkt neben der Werkstatt, weil die Teile sofort nach dem Polieren ins Bad müssen. Beim Polieren macht man aber auch weniger Fehler, es sei denn das Teil fliegt aus der Hand. Meist haben die Firmen keine Lust auf Altteile, weil sie mit dem Schleifen den größten Unfug anstellen können. Einmal weg, immer weg!
Das Abschleifen mit dem Dremel würde ich lassen, denn die dabei entstehenden Wellen durch den kleinen Schleifkörper sieht man immer. Zum Schleifen benutzt man Korund, der auf Filz geklebt wird. Die Scheiben müssen erst eingearbeitet werden. Jeder Schleifer hat seine eigenen Scheiben hergerichtet.
Hallo Ypsi, was Du beschreibst, sind große Teile für Fahrräder oder Autos. Wir haben es hier aber mit kleinen Teilen zu tun. Die von mir beschriebene Kuppelstange im Link von #4 ist etwa 10 x 0,4 cm groß. Die Teile in H0 sind noch viel kleiner. Da brauchts Du keine zusätzlichen Elektroden wegen der Größe des Bades. Was wir vernickeln oder auch verchromen, sind Griffstangen, kleine Steuerungsteile , Kuppelstangen oder ähnliches. Die sind teilweise nur millimetergroß. Wenn die glatt (gut poliert) und fettfrei sind, geht das galvanisieren wie von selbst. Mit der von mir beschriebenen Methode habe ich bisher keinerlei Ausschuss, sondern immer nur zufriedenstellende Ergebnisse erzielt, ohne dass ich Galvanisieren als Lernberuf durchlaufen habe. Bin halt Laie, der sich die Fähigkeit - wie auch viele andere hier im Forum gezeigte - selbst angeeignet hat. Mein eigntlicher Beruf hatte damit überhaupt nichts zu tun. Als Modellbahner, besonders im historischen Bereich, müssen wir eben kreativ sein. Durch Austausch hier im Forum, gekoppelt mit Selbstvertrauen und Zuversicht, können wir besonders kreativ sein und mit Sicherheit viel auf die Beine stellen! In diesem Sinne Grüße von elaphos
#16 Vernickelte Fahrradteile: Das können nur Räder vor 1945 sein. Herr Kaiser, der Dampfmaschinen-Papst, schimpfte seinerzeit fürchterlich über neu verchromte Teile an meiner Dampfmaschine um 1900, demontierte das Hauptrohr und den Wasserstandsanzeiger und schickte die Teile nach Holland!! zum Vernickeln.
Hier sieht man den Unterschied: falsch belassen wurde das neu verchromte Manometer und das verlötete Rohr. Chrom glänzt weiß wie ein Spiegel und ist hier falsch am Platze. Nickel ist eher gräulich und matter. Der Unterschied an der Planck-Dampfmaschine ist gewaltig. (Übrigens fand die saubere Neu-Verchromung seinerzeit in den Torpedo-Werken um 1960 statt....)
Deshalb wollte ich die Spur 0 -Teile vernickeln lassen, denn Nickel hat eine völlig andere Anmutung, wobei wirklich zu klären wäre, welche Teile / Hersteller welches Verfahren ab wann bei der Modellbahn genutzt haben. Im Laufe der Zeit ist sicherlich einiges verfälscht worden.
ich bin mit Dir einer Meinung, daß das Verchromen bei den meisten unserer alten Spielzeuge historisch falsch ist. Früher wurde nickelplattiert oder zinnplattiert. Daher auch der Begriff "tinplate".
Tafelaufsätze, Schalen, Bestecke etc. wurden mit Silber plattiert, was man auch heute noch macht.
Chrom ist ziemlich schrecklich! Viel zu blank und sehr spröde. Wenn das Werkstück leicht zu (ver)biegen ist, platzt die Chromschicht ab. Die Bruchränder sind messerscharf und bei Spielzeug wirklich gefährlich.
Der matte Glanz von Nickel und Zinn hat seinen ganz eigenen Charme!