Das Wörtchen "hochfein" möchte ich nun wahrlich nicht als Indiz bezeichnen. Auch Bing hatte feine und hoch-fein lackierte Modelle. Hat Bing die nun bei Märklin lackieren lassen? Dass man für jede Preisklasse entsprechend mehr oder weniger aufwändige Modelle anbietet war um 1900 gang und gäbe. Bitte konkretere Indizien!
Heute konnte ich die Sache ganz unerwartet aufklären: Am Vormittag habe ich den Besitzer des Wärterhauses angerufen, zwecks Ermittlung der Sockelabmessungen. Er ist nicht im Forum, deshalb habe ich ihm die rege Diskussion geschildert, ferner die Tatsache, dass der Sockel damals offenbar von verschiedenen Firmen benutzt wurde. Er war gerade nicht in seiner Wohnung, er hat mich dann heute Abend zurückgerufen und mir folgende Überraschung mitgeteilt. Nach seiner Recherche ist es von Märklin und hat die Nr. 02155 und ist das Vorläufermodell von dem im Beitrag # 2 von Domenik gezeigten Wärterhaus 2036. Im bebilderten Schiffmann-Katalog wäre es auch abgebildet. Dieser liegt mir zwar nicht vor, mein Exemplar ist von 2001 und dort nicht zu sehen. Er hat auch das Wärterhaus 2036 in seiner Sammlung und die beiden Sockelabmessungen sind absolut identisch. Allerdings ist der Sockel bei 2036 angelötet. Fazit: die Signalscheibe ist sehr ungewöhnlich, ferner der starke Farbverlust. Letzteres ist aber auch erklärbar. Wolfgang Behrendt, ein alter Kenner des Hauses Märklin, hatte mir vor ca. 25 Jahren schon erklärt, dass Märklin ca. 1897 die Bleche aus England bekam und diese eingefettet waren, als Schutz vor Korrosion während des Transports. Wenn die Entfettung nicht sorgfältig durchgeführt wurde, gab es keine ausreichende Farbhaftung. Was mich nur wundert ist der Signalflügel. Viele Grüße Wolfgang
Was soll das uns nun sagen? Dass es um 1900 einen gewissen Stand der Technik gab, nach dem von Hand lackiert wurde und der sowohl von Plank und Märklin praktiziert wurde und wo man sich gegenseitig bei der Konkurrenz abgeschaut hat, wie man es macht?
Das ist doch dasselbe wie heutzutage: Die deutschen Automobil-Hersteller kreieren einen gewissen hochwertigen Design-Stil und irgendwann wird dieser Stil von Koreanern und schließlich sogar Chinesen kopiert. Das heisst jetzt nicht, dass die Chinesen mit Mercedes & Co. notwendigerweise zusammengearbeitet haben müssten.
Es wurde hier im Forum bereits die Tatsache erwähnt, dass um die Jahrhundertwende, speziell vor 1900 die Firmen Märklin und Plank zusammengearbeitet haben. Mir ist ein Plank-Katalog vor 1900 in Erinnerung worin diverse Zubehörartikel von Märklin angeboten wurden, u.a. der erste Bahnhof mit Schokoladenautomat, Güterschuppen, Lampen, usw. Plank hatte sogar die Schienen von Märklin, mit Ausnahme der Spur 8, 65 mm, die Märklin nicht im Programm hatte. Umgekehrt hatte Märklin Spiritusloks bezogen. Hierzu kann mit Sicherheit Bodo noch mehr Details liefern. Viele Grüße Wolfgang
Es ist etwas anderes, Artikel zuzuliefern als zusammenzuarbeiten. Bei dem einen werden Artikel einfach nur via Vertreter eingekauft, bei dem anderen ist die Zusammenarbeit der Entwickler und Entwerfer notwendig. Ich bitte darum, diese zwei Dinge klar zu trennen.
Zulieferungen von fertigen Artikeln sind gang und gäbe. Hingegen wäre eine Lackierung von unfertigen Artikeln bei einem anderen Hersteller im Sinne einer konkreten Zusammenarbeit sehr ungewöhnlich. Das ist eine Vermutung, die durch ähnliche Bilder wie in #29 gezeigt nicht stichhaltiger wird. Die gezeigten Bahnhöfe sind nicht identisch. Weder bei der Beschriftung, noch bei den Telegrafenmasten, Bodenplatte, Zaun, Türen, Fenster usw. Kein einziges Detail ist identisch. Sie sehen nur stilistisch sehr ähnlich aus.
Ähnlichkeiten helfen hier nicht weiter, sondern nur konkrete Indizien. Auch die Zulieferung von Material von Märklin an Plank ist kein stichhaltiges Indiz. Wie gesagt: Zulieferung ist nicht gleich Zusammenarbeit. Auch Ähnlichkeit ist nicht gleichbedeutend mit Zusammenarbeit. Eine solche Zusammenarbeit (über eine blosse Zulieferung hinaus) ist bei Märklin und Plank nicht belegt.
Wenn Konkurrenten am Markt sich gegenseitig beliefern kann man schon von Zusammenarbeit sprechen. Damals waren Plank und Märklin sicher annähernd auf einer Augenhöhe, sonst hätte das so nicht stattgefunden. Wenn später einer der Partner davon wächst geht so eine Zusammenarbeit nicht mehr.
Wenn ich die Debatte so verfolge dreht es sich doch im Kern darum, dass Plank vor 1900 Lackierarbeiten zu Märklin ausgelagert hat oder haben könnte. Also aus dem Nürnberger Raum weg nach Württemberg. Es stellt sich gernerell die Frage warum in Württemberg eine Firma mit recht aufwändigen, teurem Spielzeug so wachsen konnte. Es war ja kein Naturgesetz, dass gerade Märklin zum Spielzeuggiganten wuchs. Es hätte ja auch Plank sein können.
Hat das vielleicht mit dem Arbeitsmarkt zu tun?
These:
In Nürnberg war der Arbeitsmarkt überhitzt, aufwändige, langwierige Lackierarbeit war nicht möglich, weil die Arbeitskräfte für andere, wertschöpfendere Tätigkeiten (Blechbearbeitung, Montage, Vertrieb) gebraucht wurden. In Würtemberg war die Situation anders, hier konnten aufwändige Lackierarbeiten durchgeführt werden.
Zusammenarbeit hat verschiedene Abstufungen, das stimmt. Umso wichtiger ist es, exakt zu beschreiben, was gemeint ist. Wenn es nur um Zulieferungen geht, so sollte man auch ganz konkret von Zulieferung reden, damit es nicht mit anderen Formen der Zusammenarbeit wie einer Zusammenentwicklung verwechselt werden kann. Das ist schon zu häufig Ausgangspunkt für Missverständnisse gewesen.
Betriebswirtschaftlich und organisationstechnisch betrachtet ist eine Lackierung in Württemberg von Spielzeug, das in Nürnberg produziert wurde, nicht besonders attraktiv. In Nürnberg gab es um 1900 auch keinen Mangel an Lackierern. Hier wurden hauptsächlich Frauen und auch Minderjährige eingesetzt. Nürnberg war eine Industrie- und Heimarbeiterstadt mit deutlich mehr Arbeiterresourcen und einem viel weiteren Einzugsbereich als Göppingen. Einfache Malereitätigkeiten hätte man bei einem Mangel ins Umland verlagert oder Arbeiter in Fürth oder Zirndorf angeworben. Mir sind jedoch keine Belege bekannt, dass es einen besonderen Mangel an solchen Arbeitern gegeben hätte. Im Gegenteil: Nürnberg verzeichnet durch die Industrialisierung einen stetigen Zuzug, so dass man eng zusammengedrängt auf kleinstem Raum leben musste. Es ist sogar so, dass ab ca. 1890 vor den Toren der Stadt ehemals bäuerliche Siedlungen wie Gostenhof, Johannis oder Wöhrd stark wachsen, weil innerhalb der Stadtmauer kein Platz mehr war. Eine Auslagerung nach Württemberg hört sich in diesem Kontext recht unwahrscheinlich an, wo man die billigen Arbeitskräfte doch vor der Tür hatte. Das war ja auch ein Hauptgrund dafür, dass Nürnberg z.B. im Vergleich mit den USA viel günstiger produzieren konnte. Bei einem Mangel an billigen Arbeitskräften wäre das nicht der Fall gewesen
Ja, im Vergleich mit den USA. Meine These zielt aber auf die Unterschiede in Deutschland. Und meine Frage war warum man sich in Württemberg (länger als in Nürnberg) aufwändigere Lackierung leisten konnte.
Zuzug nach Nürnberg muss aber nicht automatisch bedeuten, dass da billige Arbeitskräfte vorhanden waren. Zuzug entsteht wenn relativ besser bezahlt wird, so dass man sogar widrige Umstände wie schlechte Wohnungen inkauf nahm. Das live-Experiment haben wir doch heute auch noch zwischen Ost und West.
Wir waren alle nicht dabei und wahrscheinlich führen wir hier nur eine sehr akademische Debatte.
Man hat sich bei Märklin länger aufwändige Handlackierungen geleistet, weil Handlackierung als besonders hochwertig angesehen wurde und für die Positionierung von Märklin als Primus notwendig war. Zum Vergleich hat z.B. vor dem 1.WK zwei Linien gehabt: Billigere lithographierte Artikel für den Massenmarkt, aber gleichzeitig aufwändiger handlackierte Artikel für das obere Ende des Portfolios. Siehe z.B. im 1906er Katalog auf Seite 192-197, wo es als Top-of-the-line die "Superior Railway Station with realistic painting" für 46/6 gab, aber auch den billigeren lithographirten Fassadenbahnhof für 11/8. Bei Märklin siehe z.B. die billigere lithographirte B1021 im Vergleich zur teureren handbemalten R1021.
Märklin hat weitestgehend nur das obere Ende bedienen wollen. Man kann daher Märklin nicht unbedingt als Vergleichsmaßstab heranziehen, weil die Zielgruppe nicht dieselbe war. Dass Märklin länger aufwändig handlackirt hat, stimmt daher nicht so ganz. Das gab es vor dem 1.WK bei den meisten, wenn man den jeweils zueinander passenden Teil der Portfolios vergleicht. Handlackirung war eher eine Mode der Zeit, die als besonders hochwertig angesehen wurde. Nach dem 1.WK hat sich das etwas gewandelt, aber da hatten die Leute ja auch andere Probleme. Märklin hat nach wie vor hauptsächlich für das obere Ende produziert, aber Bing hat sich mehr auf den Massenmarkt fokussiert. Trotzdem hatten beide natürlich innerhalb ihrer jeweiligen Marktpositionierung teurere und billigere Produkte im Angebot und entsprechend auch lithographirte bzw. handlackirte wie z.B. Bing für Basset-Lowke. Hier hat Bing sogar Märklin als höherwertigerer Zulieferer ausgestochen.
Wir reden von der Zeit vor 1900, so habe ich das verstanden. Da kann ich noch nicht wirklich erkennen, dass sich Märklin sehr besonders von anderen, damals gleichwertigen Herstellern gezielt abgehoben hat. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir heute den Blick haben, dass eben Märklin langfristig "übrig" geblieben ist im Konkurenzkampf um das Feld Spielzeugbahn. Das war aber 1900 noch bei weitem nicht absehbar.
Märklin bestach doch erst später mit einem im Sortiment Eisenbahn deutlich reichhaltigeren Programm. Da kommt die Handarbeit der Vielfalt entgegen, weil das Werkzeugkosten spart.
Meinetwegen kann man die Debatte aber auch beenden.
Hallo. Würde gerne mal was zum Kern dieser Geschichte mutmaßen: Festgestellt wurde bereits , daß es sich um den, bei allen Gebäuden identischen, Sockel handelt. Daß ein Gebäude, bis auf das Dach, Märklin, alles andere der Nürnberger Region zuzuordnen ist. Außerdem wurde die super Lackierung von Märklin hinreichend erwähnt. Vermutet wird, daß die Sockel bezogen wurden. Könnten aber nicht auch die Gebäude bezogen wurden sein. Weil Märklin sein Häuschen nicht selbst lackiert zu haben scheint. Gruß René
Wir sollten hier vielleicht wirklich alle aufhören zu mutmaßen und versuchen etwas präziser zu werden. Auf welche konkrete Zeit bezieht man sich bei der "tollen Märklin Lackierung"? Auf welchen Zeitraum bei "der längeren Handlackierung"? Welches Baujahr haben die betreffenden Bahnhöfe und Häuschen konkret? "Vor 1900"? Aus welchem Plank Katalog aus welchem Jahr sind die Abbildungen konkret? Auch das Beispiel von den "erhellenden Bosch Scheinwerfern" trägt zur Konkretisierung der Diskussion rein gar nichts bei, sondern bestätigt nur, dass Bosch Scheinwerfer nicht nur bei Mercedes sondern wahrscheinlich auch in Kias zu finden sind, was aber eben keinen Rückschluss darauf zulässt, dass Kia seine Modelle nun deshalb bei Bosch oder Mercedes hätte lackieren lassen. Ohne präzise Aussagen können wir die Diskussion tatsächlich gerne beenden.
@Rene: Auch Häuschen könnten prinzipiell als Halbzeuge bezogen worden sein, wenn es bei verschiedenen Herstellern identische Exemplare gäbe. Davon ist mit aber nichts bekannt. Bekannt sind nur Zulieferungen von kompletten Bahnhöfen, Wärterhäuschen o.ä. wie z.B. von Bub an Carette oder wie weiter oben erwähnt von Märklin an Plank. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die geprägten Mauerbleche bezogen wurden, aber auch das ist unwahrscheinlich, weil die Mauerprägungen bei so ziemlich allen Herstellern leicht unterschiedlich sind. Es ist daher anzunehmen, dass die Hersteller der Häuschen auch die Bleche selber geprägt haben. Ausnahmen könnte es in Einzelfällen aber gegeben haben.
@Wolfgang: Die Geschichte mit den aus England importierten und gefetteten Blechen um 1897 ist interessant. Man hat damals noch nicht grundiert, so dass generell die Lackschichten schlecht gehalten haben. Gab es einen besonderen Grund, wieso die Bleche aus England importiert wurden? Waren die Engländer als Mutterland der industriellen Revolution bei der Weißblechproduktion Vorreiter? Oder waren die Engländer wegen ihrer großen Kohlevorkommen einfach billiger?
Auf der Seite von Thyssen-Krupp Rasselstein steht zu lesen:
Ab 1856 begann die kontinuierliche Produktion von Weißblech. 1883 fand die Inbetriebnahme der ersten Bessemerbirne in Deutschland statt, vier Jahre später wurde der Hochofen ausgeblasen und die Erzverhüttung eingestellt. In den folgenden Jahren wurde die Stahlerzeugung modernisiert und 1893 zwei Siemens-Martin-Öfen installiert.
Letztere Öfen produzieren hochwertigen Stahl, der zum Walzen von Blech gut geeignet ist. Wieso man bei Märklin dann die Bleche aus England bezogen haben soll, ist unklar. Vielleicht wurde das auch in einem anderen Kontext so gehandhabt.
Ein in der Szene bekannter Restaurator erklärte mir mal breit grinsend, die Geschichte mit der Grundierung bei Märklin wäre völliger Humbug. Das ist eine Ente. Auch Märklin hätte Farbe auf Blech gepinselt. Nur eben andere.
Auch bei Märklin platzt mal Farbe ab. Darunter ist dann blankes Blech. Das abgefallene Stück Farbe hat innen wie außen den gleichen Farbton. Es sei denn man hat über den Grundfarbton drüber gemalt. Das ist dann aber auch Farbe gewesen, keine Grundierung.
Ich habe eben verschiedene uralt Märklin Sachen angesehen und ich bleibe bei obiger Aussage. Ein weißer Bahnhof z.B. ist mit einer matten weißen Farbe lackiert worden, grundhaft. Darauf kamen farbige Dekore und am Ende über alles der Decklack, der vergilbt ist. Wenn jetzt eine Beschädigung zu sehen ist, z.B. im farbigen Dekor, schimmert die weiße Farbe durch. Das sieht aus wie eine Grundierung, ist aber schlicht die weiße Farbe mit der der Bahnhof zuerst komplett lackiert wurde.
Ich nehme auch an, dass Märklin nicht grundiert hat. Wahrscheinlich in der Anfangszeit nicht mal besonders sorgfältig gereinigt oder gar gesandet. Grundieren ist wenn überhaupt erst nach dem 2.WK in Mode gekommen.
Ich kenne nur ein Märklin Modell, das zwei verschiedene Lackschichten hat: Das war die E12920 als ca. 1935 von grün auf schwarz umgestellt wurde. Das hat aber nichts mit Grundieren zu tun, sondern mit der Resteverwertung der bereits grün lackierten Gehäuse.
Zum Grundieren war damals keine Zeit. Je nach verwendeter Lackqualität gibt es daher vor dem 1.WK häufiger Abplatzungen. Danach ist es aber mit der Qualitätskontrolle besser geworden. Zum Beispiel wurde 1934 die elektrolytische Verzinnung anstelle der Feuerverzinnung eingeführt, wodurch die Oberflächenqualität der Bleche besser wurde. Wozu also Grundieren - hält auch so.
Edit: Obiges bezieht sich natürlich auf Hand-, Tauch-, oder Sprühlackierungen. Bei lithographierten Blechen gibt je nach verwendeter Technik natürlich mehrere Farbschichten und zusätzlich einen Grund- oder einen Decklack bzw. Firnis, weil die Farbschichten in der Regel nur sehr dünn und nicht widerstandsfähig genug sind.
Zitat von ypsilon im Beitrag #44Das ist dann aber auch Farbe gewesen, keine Grundierung.
Was auch sonst? Da gebe ich Ypsilon völlig recht. Wodurch soll eine (Blech-)Grundierung bestehen? Ein Lackspezialist, den ich vor einigen Jahren danach gefragt habe, sagte sie hätten bei der Autoindustrie verdünnten Lack genommen.
Wenn man sich die Aufgaben einer Grundierung vor Augen führt, sind es in erster Linie Füllung und Haftvermittlung. Ich benutze für einen Kopal-Farb-Lack als Grundierung Kopallack. Aus dem Grund, dass die Grundierung bestmögliche Haftung aufzeigen soll. Das ist bei Farblack nicht der Fall, da ein Teil der Klebekraft die Farbpartikel binden.
Oft wird gesagt, dass Bing nicht grundiert hat. Doch war das wirklich der Fall? Wenn Bing genau in der Art grundiert hat, wie ich grundiere, wäre die Grundierung schwer feststellbar.
Ich gehe davon aus, dass weder Bing noch Märklin aus Kostengründen grundiert haben. Höchstens mehr oder weniger hochqualitative Lacke benutzt.
Man muss aber schon sagen, dass es natürlich auch für eine Grundierung sinnvolle Anwendungsfälle gibt. Es gibt bestimmte Untergründe, auf die man mit dem finalen Farblack nicht so gut malen kann, es sei denn man hat den Untergrund mit einem Haftvermittler grundiert. Das sind häufig matte Lacke, weil die rauhe Oberflächenstruktur der nächsten Lackschicht die nötige Haftung gibt. Rostschutzfarbe bzw. Grundierung ist so ein Spezialfall. Im Innenbereich braucht man das aber nicht. Ob Kopalharz (ohne Pigmentzusatz) dann der beste auf Blech haftende Haftvermittler ist, weiss ich nicht. Es haftet aber auf jeden Fall sehr gut. Was will man mehr.
- Zu Blechimporten: Deutschland hat die Produktionskapazitäten über Jahre nicht ausgebaut obwohl der Bedarf rasant stieg. In der Folge sind die deutschen Preise über die Importpreise gestiegen während die Lieferfristen deutlich länger wurden als eine Lieferung aus England. Sehr langes Protokoll der Verhandlungen zum Weissblechkartell von 1905 mit Beteiligung Märklins: https://digi.bib.uni-mannheim.de/viewer/...4-9472/0321.jp2
-Zu den Löhnen Ich konnte nur eine Lohnvergleich von Metall-Facharbeitern Bayern-Rheinland in einer Dissertation von 1916 (Daten wohl Vorkrieg) finden. Dort sind die Löhne in Bayern rund 12% niedriger.
- Zu Farben Die unterschiedliche Gesetzeslagen vor 1884 ermöglichte es den Württemberger ausser Arsen alles beizumischen solange ein Decklack vorhanden war. In Nürnberg war die Gesetzeslage restriktiver. Daher die Vermutung, dass das Anbringen eines Decklackes in WBg Tradition hatte. Ev. sah Nürnberger Spielzeug im Neuzustand auch gut genug aus und der Unterschied war nicht so eklatant wie 125 Jahre später.
- Zum Häuschen Das Wärterhäuschen 2036 (02155) entspricht dem unter #2 eingestellten Bild, (d.H. mit grossem Sockel und Schranke). Inwieweit es das gesuchte Modell von Märklin gab kann ich nicht beurteilen. Das Häuschen scheint aber identisch zu sein, das geschlossene Guckloch soll wohl den Rauch der Kerzenbeleuchtung zum Kamin leiten.
- Zu Plank für Märklin Neben den drei Spiritusloks n der Nachtragspreisliste 1897? sind im Katalog 1893? die Dampfmaschinen P 411 und P412 erwähnt. Im Bild dazu hat die Plank-Dampfmaschine ein Märklin-Firmenschild. Dieses wurde allenfalls bei Märklin nachträglich angebracht. Die auf der Seite davor abgebildete Dreibein-Maschine mit Untersetzung ist nicht explizit als von Plank gelistet.
- Zu Märklin für Plank In den Katalogen 1902 und 1903 sind Märklinprodukte abgebildet. Teilweise wurde das Plank Firmenlogo darüber retouchiert. Eine Plank-Markung an einem Märklin-Ausstattungsstück kann ich nicht belegen. Mit Nutzung des Märklin-Druckklisches wird es sich wohl nicht um ein Nachbau im Märklin Stil handeln. Die Bahnhöfe aus der Jerni-Collection sind wohl nur aufgrund der Machart Plank zugeschrieben. Da ein Katalognachweis fehlt (ev. Kat. 1895) kann nur vermutet werden, dass diese vor 1900 im Angebot waren. Von der Lackierung und Teilen wie Zäunen vermute ich eine Zusammenstellung und Lackierung bei Plank. Die Dächer könnten aber von Märklin zugeliefert worden sein. Das soll aber nur eine Diskussionsgrundlage sein.
die Lackiererin Maria Stahl wurde von der Firma Lutz übernommen und trat am 19. Oktober 1891 in die Firma Märklin ein. (Schenck 1999, S. 12)
Spätestens ab dem 30.06.1893 waren vergleichsweise gute Lackierungen möglich. "Vor allem der Lackiererei kamen die neuerlichen Anstrengungen zugute. Zwei Farbmühlen, davon eine mit Rollenantrieb, ein Trockenofen aus gebrannten Steinen und verschiedene Trockengestelle hatte man für diese Abteilung angeschafft." (Rueß 1986, S. 21)
Es ist richtig, dass auch bei Märklin Erzeugnisse vorkommen, bei denen die Farbe großflächig abplatzt. Dies betrifft sehr frühe Stücke und besonders einige Artikel aus der Zeit um 1916/17 bis etwa 1922/23.
Die Märklin Bahnhofsgebäude 1041 und 1042 sind durch eine interne handschriftliche Liste (im Anschluss an die von Märklin weitergeführte gedruckte Preisliste der Firma Lutz) schon für die Zeit um 1892 belegbar.
Hier taucht die Fensterform bereits auf.
Plank führt 1895 hiervon nur das Gebäude 1041 unter der Nummer 1.
Die Bahnhofsgebäude haben ausdrücklich Fensterscheiben aus Glas.
Ebenfalls schon 1892 belegbar ist das Wärterhaus 1040.
Das Wärterhaus 2036 (ab 1909: 02155) gehört (wie in # 25 schon gesagt) zu den Neuheiten des Jahres 1899. Es ist zuletzt unter der Nummer 2155 in der Gesamtpreisliste 1916 zu finden, befindet sich aber bereits in einer Auslaufsituation.
Bei vielen bekannten (Märklin-) Stücken steht z.B. die Tür etwas weiter links als bei dem fraglichen Kandidaten und das runde Fenster im Giebel ist vollständig durchbrochen.
Sind auf der Innenseite Halterungen für Glasscheiben zu erkennen? Ist die Unterseite schwarz lackiert?
Ohne Frage wurde das Werkzeug zum Ausstanzen der Fenster von Märklin am längsten benutzt.
Das "inzwischen geklärt: Märklin 02155" würde ich so bei allen Ähnlichkeiten nicht unterschreiben. Wir fangen ja gerade erst an, Informationen zusammen zu tragen.
Zur Situation der Eisen- bzw. Blechproduktion um 1900:
Noch 1900 wuchs die Eisenproduktion im Deutschen Reich "beständig" an und hatte von "23%" zur Reichgründung in 1900 "94%" der Produktion der englischen Betriebe erreicht. Siehe Ludwick Beck - Die Geschichte des Eisens:
In 1907 scheint sich die Situation nicht mehr so günstig darzustellen (siehe Kommentar von Domenik in #48), aber noch um 1900 bzw. um 1897, wo Märklin Bleche aus England bezogen haben soll, ist kein Einbruch durch mangelnde Investitionen festzustellen gewesen. England und Deutschland waren in der Produktion fast gleichauf und haben sich deshalb vermutlich gegenseitig Konkurrenz gemacht, wobei mal der eine mal der andere die Konkurrenz preislich ausgestochen haben könnte. So ist 1897 das britische Blech evtl. einfach günstiger zu haben gewesen, was Märklin zum Import englischer Bleche bewogen haben könnte. Das ist natürlich nur eine Vermutung - man bräuchte jetzt genauere Angaben zur Quelle der betreffenden Aussage zum Import in 1897.