Gestern beim Frankfurter Stammtisch überreichte mir Wolfgang diese Kirche die auch gekauft wurde, alleine das Blechgehäuse ist schon eine kleine Arbeit gewesen, oben auf dem Dach konnten Münzen oder gefaltete Geldscheine eingeschoben werden, unten aufschliessbar, Schlüssel fehlt, oben am Turm, da wo die Uhr sitzt, befindet sich eine kleine runde Öffnung, dort steckte man die Zigarre hinein, drückte ganz oben auf der Kugel, und die Zigarre war ordnungsgemäss abgeschnitten, Funktion OK...
Drei dieser gleichen Kirchen habe ich in abgelaufenen Auktionen entdecken können, überall stand "Uralt" jedoch kein Hersteller, es liest sich auch schlecht ab aus der Markung, ich habe es mehrfach fotografiert, auch noch durch eine Lupe, vielleicht kann jemand da etwas erkennen, einzelne Buchstaben kann man ablesen, der Zusammenhang aber fehlt....
Ein Zeichen ist in der Mitte, oben und unten steht etwas geschrieben, das Zeichen selbst sieht wie ein Käfer aus, aber es wird etwas anderes sein, die Kirche ist 30 cm hoch....
Georg, lege mal ein weißes dünnes Blatt Papier darüber und reibe dann mit einer Bleistiftmine auf dem Blatt. So werden die Konturen der Prägung sichtbar.
Hallo Georg, habe in der Zwischenzeit meine Bilder von diversen Sparbüchsen aus der Korrespondenz mit Sammlerfreunden herausgesucht und diese auch an Dich gesendet. Hier des Rätsels Lösung von meinem Sammlerfreund Claude aus Frankreich.
Sein Exemplar ist sehr gut erhalten. Viele Grüße Wolfgang
die gezeigte Kirche hat also keine Bing Markung ist aber tatsächlich von Bing hergestellt, das ist interessant...
Die Kirche entspricht auch fast der von Domenik gezeigten Kirche im Bing Katalog, mit einer Ausnahme, der Kirchturm hat keine umlaufende abgeschrägte Dachkante, ist demzufolge einfacher ausgeführt...
Ja, wurde vermutlich etwas später hergestellt, da einfacher. Aber prinzipiell ist das schon interessant: eine Sammelbüchse in Kirchenform und außerdem Zigarrenabschneider. Vielleicht stand manchmal der Messwein in der Nähe... Ich freue mich, dass dieses Teil nun in Deine Obhut gekommen ist. Ich halte auch weiterhin Ausschau nach einem möglichen Schlüssel. Viele Grüße Wolfgang
Als hätte sie schon immer dort gestanden, passt prima, die Kirche wurde vor einiger Zeit übermalt, die Farbe ist leider nicht zu entfernen, es hat schon jemand versucht die Farbe abzuwischen, wahrscheinlich mit Aceton oder Nitroverdünnung, damit sind auch die schönen aufgeklebten hauchdünnen Lithografien beschädigt, für immer, doch die Blecharbeiten an der Kirche sind schon interessant, ein schönes Stück für meine Anlage....
... übrigens... ich hatte nach der Kirche hier im Forum gesucht, Stichwort Kirche, und da sind auch sehr viele Beiträge aufgetaucht, vor allem die Beiträge wo irgendwann jemand schrieb.... man solle die Kirche im Dorf lassen.... es lohnt manchmal wirklich hier im Forum alte Beiträge zu lesen, ich habe erstaunliches wieder entdeckt, längst vergessenes....
In Nürnberg hat ein Ludwig Müller Muster zu solchen Teilen hinterlegt:
Cieslik listet noch ein früheres: 1885: Spardose in Schweizer-Hausform Nr. 72
1893 war die Firma an der Friedrichstrasse 9
Die Firma wurde 1883 gegründet. Am 23.01.1908 ist sie an Gustav und Eduard Müller übergegangen. Ein Andreas Müller erhält Prokura. Am 16.03.1912 erhält die Firma den Zusatz Nachf.
1887 wurde ein Konkursverfahren gegen einen Ludwig Müller, Bäckermeister und Zigarrenhändler in Nürnberg eingeleitet und dann aufgehoben. Wenn dass sein Vater wäre, würde das den Zigarren-Teil erklären. Das Bedürfnis nach jedem sündigen Zigarrenkonsum der Kirche zu spenden, könnte von der Mutter kommen.
Ob Müller für Bing Spardosen herstellte, bleibt jedoch Spekulation.
Zitat von Sackbahnhof im Beitrag #9Ob Müller für Bing Spardosen herstellte, bleibt jedoch Spekulation.
Vielen Dank Domenik für Deine erneute super Recherche! Deine These ist ziemlich wahrscheinlich, da die Machart, die Materialdicke und auch das Gewicht stark von den Zubehör-Sachen abweicht, die Bing um die Jahrhundertwende angefertigt hat. Diese Kirche ist massiv und ziemlich schwer. Bing hatte viele Zulieferer, wie wir inzwischen wissen, insbesondere wenn es um spezielle Artikel ging wie hier gezeigt. Ob es nun Ludwig Müller war oder ein anderer Hersteller bleibt noch ungeklärt, auf jeden Fall von Bing vermarktet. Viele Grüße Wolfgang
der Bonifatius-Sammelverein wurde 1900 gegründet. Zur Spendensammlung wurden Blechkirchen-Spardosen von verschiedenen Blech-Herstellern produziert. Selten sind sie nicht. Auf Flohmärkten taucht die Sammelkirche auf. Nicht auf allen Sammelkirchen ist auf der Deckelpatte das Firmenemblem von BING geprägt. Meine Kirche fand ich auf einem Flohmarkt in Wickede. Seit dem steht sie auf meiner Anlage. Leider läuten zu Ostern keine Glocken.....aber der Osterhase versteckt still und leise die bunten Ostereier im Garten.
Möglicherweise gibt es diese Kirchen bei Dir lokal begrenzt häufiger. Hier im protestantischen Norden habe ich noch nie auf irgendeinem Flohmarkt eine gesehen. Hätte ich sofort erstanden!
Herzliche Ostergrüße von Claudia aus einem im Moment kalten und verregneten Schleswig-Holstein
Fundort der Blechkirche BONIFATIUS war auf einem Flohmarkt in Wickede/Ruhr. Der Verkäufer sah eine Ähnlichkeit mit der dortigen Pfarrkirche St.Antonius. Natürlich wird das Teil in BAYERN eher zu finden sein. Was in dem BING Katalog als Zigarrenabschneider genannt wird, ist für mich unverständlich. Wer möchte Zigarrenstummel in einer Sparbüchse sammeln?? Diese Vorrichtung dient eher dazu, einen gerollten Geldschein in die Dose zu drücken....
ich sehe das mit dem Zigarrenabschneider anders. Um Spenden anzuleiern, stellte man solche Kirchen-Spardosen auch in Gasthöfen auf, vor allem solche in direkter Nähe einer Kirche. Und sonntags füllte sich nach dem Gottesdienst der Gastraum. Da wurde getrunken, geredet und geraucht. In einer Ecke stand der Stammtisch. Da saßen der Arzt, der Pastor, der Lehrer, der Polizist und was weiß ich wer und unterhielten sich - und rauchten wie damals üblich häufig Zigarren, die an der Blechkirche vor dem Rauchen bearbeitet wurden. Und natürlich kam in die Blech-Kirche eine Spende. Vom Stammtisch und von anderen, die glaubten, auch dazuzugehören. Wilhelm Busch hat solche Szenen sehr schön überliefert wie "Zu Milbenau im weißen Pferd, bei Mutter Köhm, die jeder ehrt, ..."
Ja, Claudia, im protestantischen Norden dürften solche Blech-Kirchen rar sein. Aber es gibt dort immerhin noch eine Diaspora. Der nordische Bonefatius war schon vor Luther bei euch und hat einem Teil der Bevölkerung Lesen und Schreiben beigebracht. Deshalb haben sie gespendet. Das Geld dafür haben sie praktischerweise denjenigen abgenommen, die nicht Lesen und Schreiben konnten.
so ist es bestimmt gewesen. Nach dem Kirchgang ins Gasthaus ! Die Sammelkirche wurde also für 3-fach-Nutzen ausgelegt. Münzschlitz, Geldschein eindrücken und Zigarrenanschnitt.
Diese Sammelkirche wird heute noch aus Blech gefertigt.
Die Kirche sollte nicht alleine stehen und so wanderte sie in die Altstadt, dort passt sie auch wirklich hin und da bleibt sie auch, wenn der Elektriker noch die lampen angeschlossen hat wird es dort auch etwas heller....