Stockflecken auf Tinplate-Lack... Ist das möglich? Gibt es so etwas? Hat jemand Erfahrungen? Oder bin ich der Einzige mit diesem (evtl.) Problem?
Zur Situation: Luftfeuchtigkeit im Kellerraum meistens deutlich unter 60%. Bei Sommergewitter, so wie heute, geht es auch schon mal kurzzeitig Richtung 70%. Vor einigen Wochen habe ich leichte Stockflecken auf den Rückseiten meiner beiden Regale entdeckt, die an den Außenwänden hängen. Die anderen Schränke und Vitrinen im Raum sind nicht betroffen. Die Flecken ließen sich heute problemlos mit Desinfektionsreiniger entfernen. Dabei habe ich dann auch gleich die Loks und Wagen entstaubt und gereinigt. Dabei bemerkte ich auch einige Flecken auf den Wagen, die sich ebenfalls entfernen ließen. Nur bei den blauen Wagen war der Befall stärker und es blieben einige helle Flecken zurück. Kann man auf dem Foto allerdings nur erahnen. Loks und Wagen standen etwa sieben Jahre unangetastet im Regal. Betroffen sind auch nur die Tinplate Sachen aus den 30'er Jahren. Die Kunststoff Loks und Wagen im anderen Regal weisen diese Flecken nicht auf, obwohl die Regalwand auch Stockflecken hat.
Nun die Fragen: Sind Stockflecken auf Lack überhaupt möglich? Oder handelt es sich evtl. um etwas anderes? Welche Mittel zur Entfernung haben sich bewährt? Gibt es Möglichkeiten der Prophylaxe?
Im "Forum alte Modellbahnen" wurde das Thema Stockflecken in Verbindung mit Kartons, Katalogen und Stoffplanen schon diskutiert. Weder dort, noch hier, noch sonst wo fand ich Antworten zum Thema Stockflecken in Verbindung auf Lack.
Kennt sich hier jemand aus und kann mich bitte aufklären? Gibt es hier noch andere betroffene Sammler mit so einem Problem?
Hier mal ein paar Fotos. Es geht in erster Linie um das kleinere Regal mit den Tinplate Zügen. Das andere Regal ist weniger betroffen. Der Rest gar nicht.
Ja, das kann ich leider bestätigen. Stockflecken auf Lack ist Realität. Wahrscheinlich schimmelt eher der angesetzte Staub und der Schimmel hinterlässt dann entsprechende Spuren.
Stockflecken werden durch Pilze oder Bakterien verursacht und können an jedem organischen Material (also auch alte Lacke) auftreten. Vermeiden kann man Sie durch Lüften und der Reduzierung der Luftfeuchtigkeit unter 55%. Behandeln kann man Sie mit UV-Licht, Chlor und Wasserstoffperoxyd; diese Behandlung kann aber auch dem Lack schaden. Da sind Versuche mit geringer Dosierung dringend empfohlen.
Hallöle, danke für die ersten Antworten. Alter Lack - ist das wirklich organisches Material? Bisher dachte ich auch, dass nur der Staub und Dreck betroffen ist. Daher habe ich eine Reinigung immer aufgeschoben. Also wegen keine Zeit, Faulheit, andere Projekte, keine Lust usw. Ich habe nicht geahnt, dass auch der Lack angegriffen werden kann, sonst wäre ich früher aktiv geworden. Wäre eine Schicht Hartwachs hilfreich? Oder macht es das Problem eher schlimmer? Na ja - Luftfeuchtigkeit dauerhaft unter 55% schaffe ich leider nicht... Ich bin mittlerweile froh, dass ich meistens unter 60% liege, aber es gibt auch immer wieder Tage bzw. auch Wochen mit deutlich über 60%.... VG, Frank
Zitat von Flanders im Beitrag #4ist das wirklich organisches Material?
Ja, Frank! Wie in # 3 beschrieben, bilden Pilze oder Bakterien die Basis für Stockflecken, verbunden mit Feuchtigkeit. Dies äußert sich dann in Oxydation, was schließlich Rostflecken verursacht. Auslöser sind Übertragungen durch zumeist Fingerabdrücke. Wenn man bedenkt, wie viele Finger bei einer Auktionsbesichtigung das Objekt "angrabschen" dann hat man Verständnis, wenn ich die Objekte nach Erwerb einer "Behandlung" unterziehe. Dies geschieht ganz einfach mit Polituren. Siehe auch hierzu meinen Thread: "Behandlung handlackierter Oberflächen bei historischem Spielzeug". Die Behandlung lithographierter Teile ist im Prinzip ähnlich. Hier muss man die Farbhaftung beachten, denn im Falle von schlechter Farbhaftung durch Rostunterwanderung sind die Rettungsversuche zur Erhaltung der Farbe ziemlich aussichtslos. Fazit: mit einem Baumwolltuch und etwas Politur kannst Du Deine schönen Stücke wieder zu altem Glanz verhelfen. Oder mach es wie Georg, er nimmt fertige Tücher von Polyboy. Viele Grüße Wolfgang
Vorschlag: vielleicht kann der Beitrag von Frank in die Rubrik: Behandlung lackierter Oberflächen.....verschoben werden.
danke schon mal für die Antworten. Mittlerweile habe ich mich intensiver mit der Thematik beschäftigt und habe nun folgende Arbeitshypothese: Das Problem ist nicht in erster Linie die Luftfeuchtigkeit, sondern der Taupunkt. Es gibt im Netz entsprechende Taupunkt Rechner. Man trägt Temperatur und Luftfeuchtigkeit ein und bekommt dann die Taupunkttemperatur. Da die beiden Regale an der Außenwand im Keller hängen, ist dort die Temperatur relativ niedrig. Das Regal hängt mit 2cm Abstand zwecks Hinterlüftung. Die Stockflecken sind nur an der Rückseite der Wagen die zur Wand zeigt. Die Sichtseite zum Raum ist nicht betroffen. Ich werde demnächst die Regale rückseitig dämmen bzw. isolieren. Ich hoffe so mein Problem lösen zu können...
Eine Frage ist noch offen: Beinhaltet der alte Lack organische Substanzen, so dass dort die Stockflecken und Schimmel wachsen können? Bisher dachte ich, der Lack ist anorganisch und da kann nichts passieren...
Hallo Frank Es ist Physik: Luftfeuchtigkeit in % sagt dir, wieviel Wasser bei dieser Temperatur in der Lufzt ist im Verhältnis zur Taupunktmenge. Damit ist Feuchtigkeit und Taupunkt direkt miteinander Verknüpft.
Je kälter die Luft, desto weniger Wasser kann die Luft aufnehmen. (Mollier hat hier ein tolles Diagramm zu "Feuchte Luft" erarbeitet). Im Winter ist es im Haus sehr trocken, weil die Luft draussen nur wenig Wasser aufnehmen kann und im geheizten Haus ist dann diese relative Feuchtigkeit sehr tief. Im Sommer, im kühlen Keller haben wir das Gegenteil: die "heisse" und damit viel Wasser enthaltende Luft wird gekühlt und die relative Feuchtigkeit im Keller ist enorm.
vor einigen Jahren hatte ich eine LIONEL Lok gekauft, die ebenfalls Stockflecken aufwies. Die wollte ich immer schon mal aufarbeiten. Heute war es dann soweit. Vermutlich stand die Lok seit sieben Jahren unangetastet als Staubfänger bei mir im Regal. Gehäuse runter und los geht's. Erst ein Spülibad, dann Autopolitur mit Zahnbürste, Wattestäbchen und Zahnstocher und zu guter Letzt Hartwachs. Das Ergebnis ist für mich okay. Es ist eine Lok zum spielen und fahren. Die entsprechenden Gebrauchsspuren sieht man nur aus der Nähe. Im Fahrbetrieb fällt das gar nicht auf. Hier mal ein paar Fotos.
nach diversen Gesprächen mit befreundeten Sammlern und längeren Grübeleien habe ich folgende Arbeitshypothese gebildet: Es handelt sich bei den meisten Flecken um Kalkflecken, die sich in den Lack eingebrannt haben. 2018 hatten wir einen Wasserschaden. Ich habe damals im FAM darüber berichtet. Siehe HIER. Der Wasserschaden alleine ist vermutlich nicht das Hauptproblem, sondern auch die Staubentwicklung über viele Monate hinweg. Durch die Bauarbeiten haben sich ja die unterschiedlichsten Mineralstäube auf der Modellbahn abgelagert. Ich hatte bezüglich der lackschädigenden Wirkung bisher leider kein Problembewusstsein entwickelt. Hier mal Fotos einer betroffenen Caboose:
Die ersten beiden Fotos zeigen den ursprünglichen Zustand. Die Flecken traten erst nach einer Reinigung mit lauwarmen Seifenwasser so deutlich in Erscheinung. Bild drei zeigt das Resultat nach einer Behandlung mit Essig. Bilder vier und fünf zeigen das endgültige Ergebnis nach einer mehrfachen Behandlung mit Essig. Es folgte eine ausgiebige Wässerung und eine Neutralisierung mit Ballistol. Es ist kein wertvoller Wagen, daher sehe ich ihn als Versuchsobjekt an. Das Ergebnis ist nicht 100 prozentig, aber so nah dran, dass es für mich okay ist. Nur bei näherer Betrachtung kann man noch einen Hauch der schlimmsten Flecken sehen. Die meisten Flecken sind komplett verschwunden.
Tja - welche Lehren ziehe ich daraus? Aus prophylaktischen Gründen häufiger Staub wischen und die Sammlung besser pflegen.
so langsam entwickle ich mich zum "Fleckenprofi". Mittlerweile habe ich heraus gefunden, dass einige Wagen auch Gerbsäureflecken durch Holzstaub im Lack haben. Diese Flecken widersetzen sich einer Reinigung mit Essig. Ballistol hingegen wirkt, da es leicht alkalisch ist. Allerdings auch nur, wenn es regelrecht mit Polierwatte einmassiert wird. Dann gibt es noch weiße Ablagerungen auf unlackierten Plastikteilen. Dabei handelt es sich um gealtertes Formentrennmittel aus dem Herstellungsprozess. Diese Beschichtung ist extrem hartnäckig. Die Entfernung gelingt mit einem heißen Fön am besten, denn unter Hitzeeinwirkung verflüssigt sich das Zeug und lässt sich dann mit einem Tuch abwischen. Darüber gibt es einige Berichte und Videos im Netz. In den nächsten Wochen und Monaten habe ich noch viel zu tun. Nach der Reinigung werden dann alle Teile archiviert und adäquat "staubgeschützt " eingelagert. Ich werde berichten...
Danke, dass du das Thema so "wissenschaftlich" angehst. Auf Formtrennmittel wäre ich nie gekommen. Wenn du gute Videos an anderer Quelle findest, kannst du ja auch den Link hier einsetzen. Dann vergisst man selbst das nicht. (Ich schreibe manche Berichte hier auch deswegen, damit ich die Gedanken mal formuliere und niederlege, quasi auch als persönliches Archiv.)
Ich habe mich in meinem Keller auch mit dem Thema Luftfeuchtigkeit befasst und zudem im aktuellen Sommerschlussverkauf billigst im Baumarkt einen großen Ventilator bekommen. Denn der Luftentfeuchter in der einen Kellerecke nützt wenig, wenn die Luft im Raum nicht umgewälzt wird.
Hallöle, Wissenschaftlich? Na ja... eher Versuch und Irrtum... aber Empirie gehört ja auch irgendwie dazu.... Erkenntnisgewinn: Luftfeuchtigkeit okay, es rostet nix. Staub und Dreck jeglicher Art bei mangelnder Pflege und Faulheit des Sammlers jedoch katastrophal. Also muss die Einlagerung optimiert werden. Ich habe mich für Seidenpapier (holz- und säurefrei) entschieden. Als Lagerkarton benutze ich vorhandene Gemüseversandboxen. Für den Lebensmittelbereich dürfen aus der Pappe auch keine schädlichen Substanzen ausdünsten. Somit sollten die Kartons auch für Modellbahnen geeignet sein. Die ursprüngliche Idee, jeden Wagen und jede Lok in einen maßgefertigten Karton zu lagern, habe ich nicht nur aus Kostengründen verworfen. Es scheitert vor allem am Platz, also an zu wenig Platz zum Einlagern hunderter kleiner Schachteln. In die eng gepackten Gemüsekartons passen sechzehn Wagen. Für mich die effektivste und kompakteste Lösung. Bevor die gereinigten Wagen verpackt werden, erfasse ich sie im Katalog und drucke entsprechende Label für die Kartons. Ich habe noch ein paar Kartons vor mir... VG, Frank