RE: [Bing] Gehäuse für die US Tunnelloks im Harz gegossen ? - 2

Zu diesem Thema zum evtl.Ahschluss hier mein Beitrag

Meine Frage wäre: Warum wurden bei Märklin nie ein Lokgehäuse in Eisenguss
hergestellt ? War das hohe Gewicht für den Export nach Übersee
der Grund ?

Einzige Ausnahme ist wohl der einmalig verbaute Eisengussrahmen der Märklin
R 4021 Stichflammenlok mit einem Gewischt von ca.3,5 kg.

Mich haben bis heute die "Gusseisernen" nie interessiert. Es muß Tinplate sein.

Viele Grüsse von Fritz







Nachtrag:





Der Gewichtsunterschied zur Märklin R I Tinplate
ist 1 kg leichter.

Zitat von ypsilon im Beitrag #23

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Arne nach meinen Beobachtungen schließe ich, dass du oben zwei Gehäuse von Kraus zeigst. Ich kann mich aber auch täuschen.

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Wir hatten schon mal eine Diskussion zu den Gußloks von Bing und Kraus.

Tunnellok (2)

Nachtrag zu #26 heute ergänzt. VG von Fritz

Hallo Arne,
durch eine aktuelle Auktion bei ebay revidiere ich meine Meinung zu den Gußloks von Bing.
Hier wird eine Lok mit Stempel gezeigt, welche eine doppelte Durchbrechung des Rahmens und die Motorschrauben an der Seite hat. Das war für mich bislang das Zeichen für Kraus. Nun zeigt der Stempel eindeutig was anderes.
Allerdings weiß ich nun immer noch nicht, wie Kraus sicher zu bestimmen ist. Außer es ist die Rote mit den Markenzeichen an der Seite.

Hallo zusammen,

ich habe die beiden Fandor und Bing Gussloks aus #20 verglichen. Sie sind nicht identisch.

Die Fandor Gusslok ist eindeutig kleiner. Sie sieht aus wie ein maßstablich um ca. 5% verkleinertes Modell der Bing NYC Gusslok. Auf Bildern schauen sie identisch aus. Nicht aber, wenn man sie vermisst:

Die Länge der Basisplatte bei Bing und Fandor ist jeweils 19.7 und 19.0 cm. Die Breite des Daches ist jeweils 6.4 und 5.8 cm.

Es handelt sich daher um zwei komplett unterschiedliche Güsse. Möglicherweise bei Fandor nach einer Fotovorlage von der Bing Lok.

Ein weiterer Erklärungansatz für diese ziemlich maßstabsgerechte Schrumpfung der Fandor Gusslok im Verhältnis zur Bing Gusslok wäre das sog. Schwindmaß. Beim Erkalten des Gusses zieht sich das Werkstück um einen gewissen Faktor zusammen. Deswegen müssen die Formen immer etwas gröser sein als das finale Gusstück. Wenn Fandor das Bing Gussgehäuse als Vorlage abgeformt hat, dann ist der Guss um das Schwindmass kleiner als die Vorlage. Das erklärt evtl. bei all der Ähnlichkeit die trotzdem abweichenden kleineren Maße. Rechnerisch komme ich auf etwa 5-9% Abweichung. Das müsste man mal ins Verhältnis setzen zu den zu erwartenden Schwindmaßen bei Sandguss. Da fehlen mir aber die Erfahrungswerte. Vielleicht ist jemand bekannt, in welchem Bereich das Schwindmaß bei Sandguss liegen sollte...

Schwindmaße sind in Tabellenbüchern hinterlegt. Aber über 3% dürften sie nicht kommen, das ist schon recht viel.

Stefan,
die Breite des Daches ist für mich kein Unterscheidungskriterium. Alle dieser Gussloks bestehen aus 2 Gehäusehälften, welche nach dem Guss plangeschliffen werden. Der eine Schleifer nimmt etwas mehr weg, der andere weniger, so kommt man zu diesen Toleranzen.

Zu dem Schwindmaßen: Dazu muss man 2 Maße beachten. Einmal das gegossene Teil. Bei solchen Kleinteilen ist die Schrumpung des Eisens nur geringfügig. Anders sieht das bei der Form aus. Reiner Sand ist nicht geeignet, es werden diverse Zusätze mit untergemischt, damit die Form nicht direkt wieder auseinander fällt. Als Zusatz wird unter anderem Bentonit verwendet. Da man zum Mischen eine geringe Menge Wasser braucht muss die Form anschliesend getrochnet werden, da sie sonst beim Gießen explodieren würde. Dabei schrumpt die Form in sich, das heist, das Gussteil wird größer. Wenn man diese beiden Schrumpmaße gegenüber stellt ist das gegossene Teil trotzdem immer geringfügig größer als das Urmodell aus Holz.

Zu den Längenangaben: Ein Urmodell aus Holz hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Diese beiden Zahnräder sehen erstmal noch gut aus, wurden aber wegen Abnutzung ausgemustert und ersetzt.



Heutzutage im Zeitalter von CNC Fräsmaschinen ist das kein Problem. Damals wurden diese Modelle aber von den Modellbauern von Hand gebaut. Bei Bing muss man auch noch berücksichtigen, das die Modelle über 15 Jahre gebaut wurden und es wohl dadurch diverse neue Formen gab.

Nur 2 Modelle miteinander zu vergleichen erscheint mir deswegen nicht ausreichend. Meine Bing Lok in Posting 20 liegt auch in der Länge zwischen den Maßen, sie ist 19,3 cm lang.

Da ich nicht genug Modelle der großen Tunnellok habe ist ein Vergleich dieser nicht machbar. Ich habe aber 7 Modelle und Gehäuse von der kleinen Bing Tunnellok. Diese variieren in der Länge von 14,8 bis 15,6 cm.

mit bestem Gruß
Arne

Ich hab wegen dem Schwundmaß weiter recherchiert. Dieses liegt je nach Material irgendwo zwischen 1 und 2 %. Das kann also nicht für die eine unterschiedliche Größe von deutlich mehr als 5% verantwortlich sein.

Die Gussformen haben bestimmt etwas in der Größe variiert, weil sie immer wieder neu angefertigt wurden. Auch unterschiedliche Breiten kommen durch unterschiedliches Planschleifen vor. Die beiden Loks von Bing und Fandor sind aber auch schon rein optisch so unterschiedlich groß, dass das schon mit bloßem Auge auffällig ist. Eine so große Abweichung kann man nicht auf Serienstreuung zurückführen. Ich habe leider auch nur eine einzige große Gusslok von Bing. Insofern kann ich über die tatsächliche Streuung auch nichts sagen.

Am auffälligsten ist die Diskrepanz aber an der Motoraufnahme. Die Fandor Lok ist so schmal, dass da der original Bing Motor nicht rein passt. Die Bing Lok hat eine Breite des Motors von etwa 47mm. Die Aufnahmebreite ist etwa 53mm. Die Fandor Lok hat eine maximale Aufnahmebreite von 45mm. Da passt der Bing Motor einfach nicht rein. Insbesondere die Kollektorbürsten stehen zu weit über. Die Fandorlok ist also offensichtlich für einen anderen Motor gebaut. Die Fandorlok steht auch im Vergleich mit Bing extrem hoch auf den Rädern. Wahrscheinlich weil sonst selbst der Fandor Motorblock nicht weiter reingepasst hätte.

PS: Auch die Breite ist recht unterschiedlich. An der Stirnfront beträgt die Breite des Gehäuses bei Fandor 50mm und bei Bing 55mm. Die Fandor Lok ist zwar nicht viel kürzer aber sehr viel schmaler als die Bing Lok. Nur 3,5% kürzer aber ganze 9% schmaler. Das macht sie optisch deutlich kleiner. Zu klein für Bing.

Ich habe von einem Sammlerkollegen dankenswerterweise eine weitere Vermessung der zwei Gussgehäuse von Fandor und Bing bekommen. Die Messung weicht geringfügig von meiner ab, bestätigt aber den prinzipiellen Größenunterschied der beiden Gehäuse. Desweiteren gibt es als weiteren Unterschied bei Fandor ein flaches Dach auf den beiden Vorbauten und bei Bing ein leicht gewölbtes Dach.

Die Maße:

jeweils: Bing / Fandor
Breite: 57 / 53
Dach 66x74 / 60.5x70
Länge 200 / 194

Und hier die zwei Loks nebeneinander mit gut sichtbarem Größenunterschied:



NB: Die Fandor Lok auf der linken Seite wurde mit Bing Nachgusspantographen und einem ETS Motor wieder aufgebaut.

D.h. die zwei Loks basieren auf zwei grundverschiedenen Gussformen. Nachdem die Fandor Lok der Nachzügler ist, muss es so sein, dass Fandor von Bing abgekupfert hat.

q.e.d.

Ein Bekannter hat dort schon mal bzgl. Bing nachgefragt. Dem Personal ist zu Bing leider nichts bekannt. Höchstens in Archiven wie dem Staatsarchiv Nürnberg dürften Unterlagen existieren.

Hallo nochmal in die Runde!

Die "Kurzversion" als Fandor-Lok finde ich absolut einleuchtend - es könnte aber schon auch sein dass beide Hersteller in der gleichen Gießerei eingekauft haben.
Die Machart der Gehäusevarianten ist so extrem ähnlich dass sich der Gedanke förmlich aufdrängt. Gleichzeitig ist es nicht soo schwierig eine Positivform gleich
zweimal zu bauen - einmal in Kurzversion.
Ich habe 2 Loks bei denen es hier hieß die mit dem Blitz sei Fandor - was hier Beitrag 30 eindeutig widerlegt (Stempel). Auch die Bohrungen/Löcher sind kein Hinweis
wie der Vergleich meiner beiden Loks zeigt (sie sind beide Bing!):



Die Dateinamen habe ich noch nicht angepasst - also bitte nur die beiden Bing-Loks vergleichen!





Sogar Formprobleme treten exact an der gleichen Stelle auf: in der Tür ist die Gussform beschädigt obwohl ja jeder Guss eine neue Abformung des Urpositivs
ist - siehe Vergleich Fandor und Bing in Beitrag 36.

Somit haben wir hier auch nur 2 Varianten Bing-Motor wobei der modernere bei mir wegen der verbogenen oberen Platinenhälften noch Arbeit macht. Die Ur-
altvariante mit Scheibenkollektor und den Federlaschen hat lediglich das Problem dass die Kontakte stark verschlissen sind.





Hier sieht man die verbogenen Platinen:



Deshalb rastet auch der Umsteuerhebel nicht richtig - die Feder ist abgerutscht.

Es gibt aber noch einen Bing-Gussklotz der ursprünglich eine "Amerikanerin" darstellen sollte. Ob die sich nicht gut verkaufte? Hier jedenfalls die Spur 0 Uhrwerks-
Dampflok von Bing in einer europäisierten Version ohne Kuhfänger wobei die Befestigungslöcher im Guss garnicht erst gebohrt wurden:



Das Führerhaus ist Blech - der Kessel Guss. Immerhin ist die Herstellerangabe überdeutlich.



Anscheinend hat man sich an die Mode mit den US-Eisenguss-Spielzeugen anhängen wollen und dabei vielleicht die hohen Versandkosten etwas aus den Augen verloren.
Aber SetO aus Schweden hat ja erfolgreich Eisenguss-Autos in die USA exportiert - eine Zeit lang zumindest.

Viele Grüße
Rüdiger