RE: Toilettenhäuschen von Bing? - 2

Ja, genau. Die mit Holzmuster bemalten Türen sind ziemlich charakteristisch für Märklin. Ein typisches Merkmal der Nürnberger Herstellungsweise ist das jedenfalls nicht. Kann sehr wohl sein, dass sich das ein anderer baden-württembergischer Hersteller wie Blumhardt bei Märklin abgeschaut hat.

Ein wenig habe ich mal herumgestöbert und habe folgendes gefunden....
(Die Bilder sind vom Monitor abfotografiert...)

Eine Auktion, Märklin Toilettenhaus, die Form wäre die gleiche, auch das Dach ähnelt sehr,
aber keine Stanzungen oberhalb der Türe, dafür eine Türe die wiederum sehr ähnlich ist...



Noch eine Auktion, Märklin Toilettenhaus, wieder die gleiche Form, ebenfalls keine Stanzungen,
die Türen sind hier seitlich...



Wieder eine Auktion, das ist also das besagte Toilettenhaus, in der Beschreibung wird es Märklin zugeordnet,
darunter steht aber dass die Türe ergänzt wurde...



Das ist das Toilettenhaus welches ersteigert wurde, unserem Kibri Experte scheint es auf keinen Fall von Kibri zu sein,
was ich anfangs vermutete wegen der Türe...



Das Stanzmuster extra abgemalt und vergrössert....



Das Stanzmuster bei dem originalem Haus, man kann erkennen dass die Stanzungen ziemlich aus der Reihe
sind, als wären sie mit der Hand einzeln eingestanzt...



Ansonsten ist es ein sehr schönes Toilettenhaus und hat sogar noch einige Inneneinrichtungsgegenstände dabei,
Märklin würde ich aber hier ausschliessen, warum sollte Märklin gleich drei verschiedene, aber doch in etwa gleiche
Form, Toilettenhäuser bauen, Kibri scheidet aus, den Stanzungen nach käme Bub doch nicht in Betracht da
die Stanzungen bei Bub gleich rund sind, was wäre noch möglich um die Jahrhundertwende...

mit GRüssen Georg

Hallo,

durch die Vergrößerung von Georg erst sichtbar: Es gibt zwei verschiedene Stanzungen, einmal a und einmal b, beide gleichzeitig gestanzt, dann neu angesetzt und wieder a und b.

Schönen Gruß
Udo

Zur angeblichen Ergänzung der Türe: Wenn die Türe ergänzt worden wäre, so würde es nicht mehrere Exemplare des Häuschens mit genau dieser Türe geben.

Es gibt auch eine Variante mit zwei Türen (Bild leider schlecht und das Häuschen farblich renoviert):



Hier zum Vergleich mit #1 die Innereien des Märklin Häuschens:



Interessant ist, dass sowohl das Märklin als auch das unbekannte Häuschen einen Blechschieber für die Besetztanzeige hinter dem Türschlitz haben. Das kann man schon kaum mehr zufällig nennen.

Hallo Stefan,

also doch Märklin...!

Vielen Dank für die Mühe zur Aufklärung, hat sich also gelohnt den Beitrag noch einmal herauszuziehen...

mit GRüssen Georg

Das wollte ich damit eigentlich nicht sagen. Ich wollte damit sagen, dass der unbekannte Hersteller ganz dreist von Märklin abgekupfert hat (oder umgekehrt?). Die Unterschiede zu Märklin sind trotzdem zu groß, als dass man das Märklin direkt zuordnen könnte.

Die unten abgebildete Badeanstalt hat dasselbe Zaunstanzmuster wie das Toilettenhäuschen. Obwohl das Muster nicht besonders scharf zu erkennen ist, halte ich es doch für wahrscheinlich, dass der Hersteller der Badeanstalt auch für das Häuschen verantwortlich sein könnte. Zumindestens eine weitere konkrete Spur:



Wer hat solche Badeanstalten prinzipiell hergestellt? Da fallen mir Märklin/Lutz, Rock&Graner, Kibri, Blumhardt und Cabo ein. Auch ein Nürnberger (oder Stuttgarter) Flaschner könnte der Urheber sein. Aufgrund der charakteristischen Handpumpe möchte ich Rock&Graner und Märklin/Lutz aber ausschließen. Wer kann die Handpumpe zuordnen?

PS: Die aufgesteckten Fahnen haben fränkische Farbgebung, können aber natürlich auch vertauscht worden sein...

Ich wollte nur mal anmerken, dass das "Gitter" mit Sicherheit der Rest ist
und nicht das eigentliche ausgestanzte Teil. Es lohnt also mehr den Lochinhalt zu suchen.

Dem stimme ich ganz und gar nicht zu. Diese Zaungitter finden sich in allen möglichen Formen bei allen möglichen Herstellern. Von all den möglichen Fitzelchen, die da beim Ausstanzen prinzipiell und vor allem auch in rauhen Mengen und charakteristischen Formen anfallen, ist mir noch nie eins in einem anderen Kontext begegnet. Das ist Stanzabfall und wird wieder eingeschmolzen oder weiterverkauft an entsprechende Resteverwerter.

"weiterverkauft an entsprechende Resteverwerter" ist eine Variante.
Bodo wird sich zu dem Thema sicher mal melden.

Hallo,

ich kann dazu nur beitragen, dass mir derartige Ausstanzungen bei Artikeln von Lutz überhaupt nicht bekannt sind.

Bei Märklin kommen z.B. häufig Zäune vor, deren Ausstanzungen wie die Abwicklungen von Rollenhaltern von Zubehören mit Ketten (wie Kräne und Kandelaber etc.) aussehen, aber auch solche, wie die kurzen Pleulstangen von Lokomotiven in Spur I. Da die genannten Pleulstangen aber aus einem dickeren Material bestehen als die Zäune, vermute ich zumindest hier eher die Nutzung vorhandenen Werkzeuge als der Stanzabfälle.


Viele Grüße,

Bodo

Hallo,

der nächst- ähnliche Märklin Artikel ist die Toilette 2099 (bzw. 2594) (vergl. # 27 oben).

Das "Anstandshäus´chen" 2099 gehört zu den Neuheiten des Jahres 1900. Angegeben ist zunächst nur die Höhe von 18,5 cm. Im Hauptkatalog von 1904 wird neben der Höhe von 18,5 cm mit 15,5 cm auch die Breite der "Toilette" genannt. 1909 erhält die "Toilettenbude" die neue Artikelnummer 2594. Die Abmessungen werden jetzt mit "15,5 x 9 x 18,5 cm" angegeben. Die Angabe der Höhe bleibt also über Jahre unverändert. Der Artikel 2594 ist zuletzt in der Gesamtpreisliste 1916 aufgeführt, ohne dass sich eine Auslaufsituation erkennen lässt. Als Katalogreferenz wird weiterhin der Katalog von 1909 genannt.


Viele Grüße,

Bodo

Also Lutz, Märklin und Rock&Graner scheiden schon mal aus (Edit: Bub ebenfalls). Mühsamer Fortschritt aber immerhin. Danke für die Recherche.

Das Klöchen ist heute angekommen, es ist noch sehr gut erhalten und es scheint so dass
auch die Inneneinrichtung komplett ist, Klopapier und Spiegel, auf der Rückseite des Spiegels
"GERMANY", ansonsten habe ich keine Markung gefunden, die Bodenplatte ist schwarz und
ich tippe drauf dass die vier Ränder der Bodenplatte auch schwarz waren, das war auch
meine Vermutung zu Kibri in den Anfängen...

Nichts ist verändert oder beigelötet, Klopapier und Spiegel sehen alt und original aus,
die Kette für den Abzug ist auch original, und das Klo selber ist noch unbenutzt...

Sehr schönes Teil für die Anlage, scheint aber für Spur 1 zu sein, meine Figuren kann
ich nicht davorstellen aber Spur 1 Figuren....

Übrigens... die Figuren möchte ich verkaufen und dachte so bei 45 Euro wäre das ein Angebot....
Die Postkarre gehört nicht zum Angebot, ist noch ein Andenken....





















Vielen Dank für die Beiträge bezüglich der Recherchen, vielleicht kommt ja eines Tages
die Lösung was mich natürlich sehr freuen würde...

mit GRüssen Georg

Die Bodenplatte ist anscheinend nicht in den Ecken vetlötet. Bub hat die Ecken der Bodenplatten um 1900 immer verlötet. Auch Krauss, die Zschopauer und eigentlich alle üblichen Verdächtigen, die mir adhoc einfallen, haben die Ecken entweder verlötet oder die Bodenplatte gleich aus einem Stück gepresst. Bei Märklin sind die Ecken sogar zusätzlich abgerundet. Dass bei dem Teil die Ecken offen sind, ist recht eigenartig.

Zum Klopapier auf Wikipedia:

1888 gehörten zum vielfältigen Angebot der Eisenwerke Gaggenau neben perforiertem Toilettenpapier auch passende Halter („Closetclipse für Rollenpapier“). 1891 konnte das Unternehmen täglich 2000 Rollen gelochtes Closetpapier in seiner Papier-Perforier-Anstalt produzieren, der nach eigener Ansicht damals einzigen derartigen Einrichtung in Europa außerhalb von Großbritannien.

Früher als ca. 1890 kann das Teil also kaum sein. Frühere Hersteller oder Flaschner scheiden damit als Hersteller aus. Die Zeit wird zeigen, von wem dieses in der Tat hübsche (und geruchsfreie ;-) Stück produziert wurde.

Hallo Stefan,

ist der rote Stempel auf der Rückseite des Spiegels mit GERMANY nicht ein kleiner Hinweis...?
Ich habe schon alle Teile bei mir umgedreht, leider ohne Erfolg, ich weiss aber dass ich diesen
Stempel schon öfters gesehen habe...

mit GRüssen Georg

Es war vielfach vorgeschrieben, dass eine ausländische Herkunft erkenntlich sein muss. Viele Hersteller haben daher "Bavaria" oder "Würtemberg" bzw. später "Germany" gestempelt. Der Stempel ist auf der Rückseite des Spiegels. Dieser ist mit einiger Wahrscheinlichkeit zugeliefert von einem der unzähligen Hersteller von Puppenstuben und deren Ausstattung. Daher hat das Häuschen selber wohl auch keinen eigenen Stempel, weil das anscheinend nur der Zulieferer des Spiegels gemacht hat.

Plank....

Gibt es nachvollziehbare Indizien oder Belege?

Im Plank Katalog von 1902 gibt es eine Bahnsteigsperre, die ein ähnliches Zaunmuster aufweist:



Das Zaunmuster fällt aber etwas höher aus und es ist die einzige Abbildung mit diesem Muster.

Ist anscheinend der Märklin Bahnsteigsperre 2166 nachempfunden.

Hallo,

die Märklin Bahnsteigsperre 2166 gehört zu den Neuheiten des Jahres 1899.


Viele Grüße,

Bodo

Hallo Claudia,

da kommt tatsächlich noch ein kleines WB hin, ich muss es mit Neos befestigen,
genau unter dem Spiegel, da war auch keines...

Detailverliebt (Claudia) ist das Klöchen tatsächlich, da ist doch wirklich noch ein kleiner
Holzgriff am Abzug....!

mit GRüssen Georg