Wer hat die Schienen für den Gleisbau hergestellt?

Hallo, Dieter (Beckh),

wenn wir dich nun schon als neues und kompetentes Mitglied haben, dann wäre es eventuell möglich, dass du zu diesem Thema etwas sagen könntest.

Schon mehrfach hat Botho #Blech angedeutet, dass es möglicherweise in Nürnberg und Umgebung Firmen gegeben haben könnte, die sich auf die Herstellung von Blechschienen spezialisiert haben, bei denen dann die Eisenbahnhersteller die Meterware kauften und zu Gleisen verbauten. Kannst du dazu etwas sagen?

Ich kann mir vorstellen, dass Blech in einer Stärke von etwa 0,30 mm als Stahlband auf der Rolle angeliefert und dann durch eine Form so gezogen wurde, dass eine Schiene auf der anderen Seite herauskam. Dann abgelängt auf eine bestimmte Länge konnten die Eisenbahnmacher ihre Ware bedarfsgemäß kaufen.

Das Gleiche gilt für die Herstellung von Blechrädern. Da gab es ja, wie du mir einmal mitgeteilt hast, zumindest eine Firma, die auf Maschinen für die Herstellung von Metallknöpfen (Militär, Polizei, Feuerwehr usw.) Blechräder in den verschiedensten Größen angeboten hat. Kannst du hier dazu auch etwas schreiben und auch zeigen ?

Gibt es von diesen Herstellungsprozessen alte Filme? Oder wenigstens Berichte in Form von Betriebsbeschreibungen oder Tagebücher von Arbeitern/ Arbeiterinnen ?

Und überhaupt: In den verschiedenen Firmen muss es ja eine Entwicklungsabteilung für neues Spielzeug gegeben haben. Ich kann mir vorstellen, dass das eine hochinteressante Arbeit gewesen sein muss. Man hatte die Maschinen, die einzelne Teile oder Stücke aus dem Blech ausstanzten oder prägten; man konnte varieren, wie das Teil funktioniert, ausprobieren, wie es sich als Spielzeug verhielt, beispielsweise bei Loks und Waggons beim Durchfahren von Kurven usw.
Haben die Firmen solche Beschreibungen zurückgelassen ?

Schönen Gruß
Udo

Hallo,

dazu hier noch einen Hinweis aus der Bayerischen Landeszeitung,
Morgenausgabe 29. 12. 1869:

"In Nürnberg sind nicht weniger als 120 Werkstätten für die Branche im Gange, in denen über 1000 fleissige und geschickte Hände alle jene vielfachen Gegenstände aus Holz, Papiermaché, Guttapercha und anderen Stoffen wie z.B. den verschiedensten Metallen anfertigen. Alles arbeitet sich hier nach dem Gesetz breitester Arbeitstheilung gegenseitig in die Hände. Die verschiedensten Gewerbe helfen dabei mit, wie z.B. zahlreiche Werkstätten von Buchbindern und Tischlern, Papierfabriken, Farbwaarenhandlungen ec. "

Schönen Gruß
Udo

Wenn man auch optisch glaubt, die Schienen sind im Profil gleich, so ist es doch nicht so. Folgendes habe ich gemessen:

Märklin Schienenkopf 3,7 mm Schienenhöhe 10,0 mm Schienenfuß 5,0 mm

R & G Schienenkopf 3,5 mm Schienenhöhe 9,2 mm Schienenfuß 5,3 mm

Bub Schienenkopf 3,5 mm Schienenhöhe 10,0 mm Schienenfuß 4,8 mm

BING Schienenkopf 3,3 bis 3,5 mm Schienenhöhe 9,7 mm Schienenfuß 5,3 mm

Carette Schienenkopf 3,45 mm Schienenhöhe 10,92 mm Schienenfuß 6,4 mm

Kraus-Fandor vor etwa 1920 wie Carette

Kraus Fandor nach etwa 1920 Schienenkopf 3,5 mm Schienenhöhe 8,7 mm Schienenfuß 5,8 mm

Es wurden immer an Stellen gemessen, die nie verbogen waren und den ursprünglichen Zustand hatten. Aufgefallen ist mir, dass die ersten Märklin-Schienen (vor und um 1900) einen Schienenfuß in der Breite von 4,3 mm hatte.

Die Maße der Schienen veränderten bestimmte Werte, wenn sie gebogen waren.

Schönen Gruß
Udo

Hallo,

zunächst zur Klarstellung. Meine Auisführungen beziehen sich auf die Nachkriegsjahre.
Mit der Fertigung in den 1930er Jahren kenne ich mich nicht aus.

Die Schienen wurden von den Firmen Beckh, Bub, Distler, Dressler, Wimmer selbst hergestellt. Sie gehörten zum Kernbereich der Fertigung.
(Für Bub möge man sich ggf. bei Monika Stadter vergewissern.)
Es ist möglich, daß kleinere Hersteller wie Keim die Schienen bezogen haben. (Keim hat wohl viel mehr Plastik-Zeugs und Blechverpackungen hergestellt als Eisenbahnen.)
Mit Sicherheit gilt dies für Martin Fuchs, Zirndorf, denn für die paar Triebwagen, die Fuchs nach 1945 verkauft hat, lohnte sich keine eigene Schienenfertigung.
(Ich habe zwar die Triebwagen von Fuchs, aber keine Verkaufspackung mit Schienen.)
Lorenz Bolz, Zirndorf, bezog die Schienen für die Lorenbahn von Distler. Da ich eine fabrikneue Bahn in OVP habe, kann ich die Schienen identifizieren.

Die Schienen von Beckh usw. sind sehr ähnlich. Die Schienenstränge sind überall gleich, die Schwellen unterscheiden sich. Meist nur geringfügig, nur die Schienen von Distler sind durch die breitere Auflage der Schwellen leicht zu identifizieren.

Wenn ich mal wirklich nichts anderes zu tun habe, werde ich die Schienen der Nachkriegshersteller vermessen.
Wobei das Problem ist: Nur in fabrikneuen Verpackungen kann ich mir sicher sein, daß die Schienen von diesem Hersteller stammen.
Wenn ich auf ebay eine gebrauchte Dressler-Bahn in Dressler-OVP erwerbe, kann ich da sicher sein, daß nach Jahrzehnten noch die Originalschienene im Karton sind?

Nun zur Herstellung.
Das Blech wurde in großen Rollen (Coils) geliefert. Beckh bezog sie von Hoesch und von Otto Wolff. (Ja, damals gab es in Deutschland rund ein Dutzend Stahlwerke ...)
Von den Rollen wurden Streifen geschnitten, die Schwellen abgeschnitten und geprägt.
Dann die Montage mit den Schienensträngen.
Es ist möglich (vielleicht wahrscheinlich, da stimme ich Botho zu), daß die Schienenstränge fix und fertig gepreßt ebenfalls auf großen Rollen von den Stahlwerken geliefert wurden.
Dann mußte nur noch abgelängt und zu geraden bzw. gebogen Schienen gerichtet werden.

Die Schienenstifte wurden von Zulieferanten bezogen, z.B. von Hüttlinger und Brechenmacher, beide in Schwabach oder von der Drahtfabrik Maxfeld, Nürnberg.

Alles klar? Dann viele Sammlergrüße
Dieter

Das Ablängen der stückweisen Schienenprofile von einem langen fertig profilierten Schienenstrang möchte ich hinterfragen. Wenn das so gewesen wäre, müßte man heute noch Bearbeitungsspuren wie Grate oder Verformungen an den Enden der Profile finden. Das ist aber nicht der Fall. Man findet keine Säge- oder Schneidspuren. Keine Grate und keine Verformung, die z.B. auf einen Schneidprozess hinweisen.
Daher stelle ich die These auf, dass die Profile der Weißblech-Schienen nicht vom langen Profil gefertigt worden sind, sondern einzeln in der jeweis fertigen Länge durch Biegen eines Blechstreifens.
Bilder von solchen Maschinen wären super. Ich kenne keine.

Ja, die fehlenden Grate an den Schienenenden sind mir auch schon aufgefallen.

Nochmals hallo,

zur Schienenfertigung in den ganz frühen Jahren.

Adolf Schuhmann meldete seine Firma am 26. Juli 1905 an.
Die Gewebeanmeldung befindet sich im Stadtarchiv Nürnberg.
Als Gewerbe ist angegeben "Mechanische Blechschienenfabrikation".
Weiter ist angegeben: "zZt. wird 1 Werkführer mit der Einrichtung beschäftigt"

Adolf Schuhmann beabsichtigte, andere Hersteller (leider ist mir nicht bekannt, welche) mit Schienen zu beliefern.
Grundlage dafür war eine von ihm - besser wohl: von seinem Werkführer, später sein "Werkstattvorsteher" - entwickelte neuartige Schienenverbindung.

Am 11. Juli 1906 wurde Adolf Schuhmann vom Kaiserlichen Patentamt unter der Nr. 184364, Klasse 77f., Gruppe 19 ein Patent für eine "Schienenstoßverbindung für Spielzeugeisenbahnen" erteilt.

Nach einem erfolgreichen Beginn - schon 1908 erwarb Adolf Schuhmann mit seinem Schwager als Teilhaber ein ansehnliches Grundstück im Stadtteil Gostenhof - begann Schuhmann, selbst Bodenläfer und Uhrwerkbahnen zu entwickeln und zu fertigen.

Gruß aus Nürnberg
Dieter

Nochmals hallo,

nun zu den Rädern. Auch hier gilt, daß ich zur Fertigung in den 1920er-1930er Jahren nichts beitragen kann.

Als nach 1945 die Vorkriegsbahnen neu aufgelegt wurden, hatten die Wagen sicherlich überwiegend noch Blechräder.
Da die Hersteller umfassende Erfahrungen in der Blechverarbeitung hatten, spricht viel dafür, daß sie auch die Räder herstellten.
Doch ist ebenso möglich, daß die Räder von Lieferanten bezogen wurden.

Anders bei den Rädern aus Kunststoff. Die Fertigung von Teilen aus Kunststoff wurde nur Schtitt für Schritt aufgenommen.
Schon ab etwa 1950 waren bei den Spielzeugeisenbahnen Räder aus Kunststoff üblich.
Es gibt eine begrenzte Anzahl von Typen: Größe, glatte Außenseite, angedeutete Speichen, diese Räder finden wir bei allen Herstellern.

Es gab in Nürnberg die Fa. Ernst Rennebaum, spezialisiert auf Räder für Spielwaren, darunter auch gummibereifte Räder für die Autos.
In nahezu jedem Heft der Branchenzeitschrift das SPIELZEUG findet sich ein Inserat von Rennebaum.

Ob Rennebaum auch die Metallräder für die Loks fertigte (sofern die einfachen Loks nicht mit Rädern aus Kunststoff ausgestattet waren), ist mit nicht bekannt.
Es ist möglich, daß die Laufwerkhersteller die Laufwerke komplett mit Metallrädern lieferten.
We weiß näheres darüber ?

Beckh bezog die Räder für die Wagen von Rennebaum. Mit Sicherheit auch die anderen Hersteller. Warum sollte man für Pfennigartikel wie die Räder eigens Formen bauen ?

Und wenn jemand feststellt, daß die Wagen der üblichen Verdächtigen unterschiedliche Räder haben:
bitte nicht gleich Varianten oder "Messemuster" vermuten. Wahrscheinlich ist vielmehr, daß man die Räder geordert hatte, die Rennebaum gerade günstig anbot.

Nochmals Grüße
Dieter

Hallo,

zur Herstellung der Schienenprofile vergl.: Dr. Alexander Stofer, Vom Blechstreifen zum Schienenprofil, Vortrag am 8. Tinplate Forum 1994

Der Vortrag entstand u.a. mit Unterstützung der damals noch lebenden Zeitzeugen Alwin Gahler (HAG), Robert Dressler (Konrad Dressler), Albrecht Staudenmayer (Gebr. Märklin & Cie. GmbH) und Max Wälchli (Wesa).


Viele Grüße,

Bodo

Hallo Bodo, das ist genial. Alexander kann ich leider nicht mehr befragen und mein Archiv vom Forum beginnt erst 1999, obwohl ich immer alles versuche zu bekommen was es gibt. Da ich aber nicht auf Dein Erbe warten will - wo gibt es diesen Artikel?

Zitat von ypsilon im Beitrag #5

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Das Ablängen der stückweisen Schienenprofile von einem langen fertig profilierten Schienenstrang möchte ich hinterfragen. Wenn das so gewesen wäre, müßte man heute noch Bearbeitungsspuren wie Grate oder Verformungen an den Enden der Profile finden. Das ist aber nicht der Fall. Man findet keine Säge- oder Schneidspuren. Keine Grate und keine Verformung, die z.B. auf einen Schneidprozess hinweisen.
Daher stelle ich die These auf, dass die Profile der Weißblech-Schienen nicht vom langen Profil gefertigt worden sind, sondern einzeln in der jeweis fertigen Länge durch Biegen eines Blechstreifens.
Bilder von solchen Maschinen wären super. Ich kenne keine.

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Das wäre sehr interessant!

Die Anlieferung des Blechs auf Coils gewickelt dürfte unstrittig sein. Jedoch ist mir unklar ob erst gefaltet und gebogen und dann abgeschnitten - oder anders herum - wurde.

Danach kommt die Frage des Biegens der Kurven.

Das alles wäre zu klären, ob z.B. die Maschine vorgerichtet wurde für ein Stück, dass dann zigtausend mal gefertigt wurde. Und dann das andere usw.

Bei elektrischen Gleisen brauche ich ja drei verschiedene Längen der Schienenstücke.
Wenn dan noch Halbe und Viertel und Weichen usw. dazu kommen ergibt es schnell eine unendliche Anzahl von verschiedenen Längen der Schienenstücke. Die Logistik wird umfangreich.
Das würde alles nach eine Vollautomatisierung rufen mit zeitgleichem Herstellen der drei verschieden langen Schienenstücke, die sofort mit Schwellen zum Gleis in einer Machine verarbeitet werden.

Aber ich fabuliere schon wieder über Dinge, die ich nie paraktisch brauchen werde....

Hallo,

zwischendurch zur Entspannung:

"Inside Lionel´s train factory, part 1" auf Youtube, ab 2:45

und

"Inside Lionel´s train factory, part 2" ab 0:08


Herstellung des Märklin H0 M - Gleises:

"Ein Jahr mit Märklin 2000" ab 46:25


Viele Grüße

Gleismontage in Minute 2:55
Da legt der erste die Schwellen ein, die haben schon die Isolationen. Dann legen drei Mann nacheinander die Schienen ein. Hier kann man bei gebogenen Schienen nach den verschiedenen Längen unterscheiden, das wäre also schon mal eine Erklärung zu den oben gestellten Fragen. Die Maschine verpresst als letzten Vorgang. Und das alles bei Lionel, die Massen fertigten. Ist das heute noch so?
https://www.youtube.com/watch?v=0xHz5PfA__s

Im zweiten Teil sieht man ganz am Anfang das Coil mit dem Blech für die Schienen. Das läuft offenbar in eine Profilwalze, wo zeitgleich mehrere Profile nebeneinander angelegt werden. Danach ist nur der Auswurf zu sehen, allerdings erscheint es mir so als ob unmittelbar vor dem Auswurf die Schiene gebogen wird, aber genau sieht man das nicht.
Dann kommt wieder das bekannte Karussell für die Gleismontage und da ist klar: jeder Arbeiter hat nur eine bestimmte Schienenlänge.
https://www.youtube.com/watch?v=th0fUr3ifKg

Hier die links:

https://www.youtube.com/watch?v=0xHz5PfA__s

https://www.youtube.com/watch?v=th0fUr3ifKg

https://www.youtube.com/watch?v=xF02yeYnOCs&t=3228s

Eine tolle Sache, dass man hier die Herstellung von Schienen und Gleisen sehen kann.

Hallo,

zu der Eingangsfrage:

In #4 bringt es Dieter Beckh auf den Punkt. Gleise gehören zum Kernbereich der Fertigung.

Dies kann man ohne weiteres auch auf die Vorkriegszeit übertragen. Mehr als heute waren die Gleise ein wichtiger Umsatzträger. Von der Bedeutung zeugen nicht zuletzt die zahlreichen Gebrauchsmuster und Patente, um die sich die Hersteller bemüht haben.


Viele Grüße

Hallo,
Ypsilon schreibt:
"Das Ablängen der stückweisen Schienenprofile von einem langen fertig profilierten Schienenstrang möchte ich hinterfragen. Wenn das so gewesen wäre, müßte man heute noch Bearbeitungsspuren wie Grate oder Verformungen an den Enden der Profile finden. Das ist aber nicht der Fall. Man findet keine Säge- oder Schneidspuren. Keine Grate und keine Verformung, die z.B. auf einen Schneidprozess hinweisen.
Daher stelle ich die These auf, dass die Profile der Weißblech-Schienen nicht vom langen Profil gefertigt worden sind, sondern einzeln in der jeweis fertigen Länge durch Biegen eines Blechstreifens."

Egal, ob die Schienenstränge
a) von einer profilierten zugelieferten Rolle lediglich abgelängt wurden
b) oder beim Hersteller (also Beckh usw.) aus Blechstreifen gebogen wurden (nachdem die Blechstreifen aus den Coils zugeschnitten waren)
wurde doch darauf geachtet, daß keine scharfkantigen Grate entstehen. (Auch wenn es noch keine Produkthaftung mit den heutigen Exzessen gab.)
Die Kinder sollten sich beim Aufbau der Anlagen doch nicht verletzen.
Wie wurde entgratet: da konnte man dem handwerklichen Können der Werkzeugmacher vertrauen. (Das sollten wir heute auch.)

Es ist für mich nicht schlüssig, aus den Fehlen von Graten oder Bearbeitungsspuren darauf zu schließen, daß nur die Fertigungsvariante b) zutrifft.

Ein schönes Wochenende wünscht
Dieter

Hallo zusammen,

ich kann mir nicht vorstellen, dass profilierte Ware auf Rolle zugeliefert wurde. Würde man die Profile rollen, würde es an den Seiten der Schienen Verwerfungen und Falten geben, da das Material irgendwo hin muss. Das hätte man hinterher erst wieder richten müssen. Ich gehe davon aus, dass die Bleche erst abgelängt und dann profiliert wurden.

Beste Grüße
Jens

Hallo,

bei Märklin verraten die Gleise in Spur 0 und I selbst ihre Fertigungsgeschichte. In einem Gleisstück findet man gelegentlich Teile aus Blechen mit unterschiedlichen Oberflächenvergütungen und/oder verschieden langen Verbindungsstiften. Die zwei bis drei Schienen eines Gleises sind nicht immer aus dem selben Material und auch nicht immer gleich verarbeitet.

Weiter sind die langen Schienenprofile großer Weichen auf Stoß zusammengesetzt (aus Standardlängen gestückelt). Das hätte man nicht gemacht, wenn Profile ausreichender Länge im Hause verfügbar gewesen wären.


Viele Grüße,

Bodo

Hallo,

in dem von Bodo oben erwähnten clip

https://www.youtube.com/watch?v=xF02yeYnOCs&t=3228s

findet man ab 49:00 die Herstellung von Schienen, bei der ein Blechstreifen von der Rolle durch eine Maschine läuft, in ihr geformt und danach abgelängt wird. Die Herstellung von Schwellen für die größeren Spuren dürfte in der gleichen Art erfolgt sein.

Eventuell war das früher bei Schienen für die Spuren größer als H0 anders, denn wenn bei großen Schienenlängen an Weichen die Schienen angestückelt wurden, wie zuvor Bodo berichtet hatte, war die Herstellung eventuell anders (obwohl ich mir das gar nicht vorstellen kann).

Die Grate und scharfen Kanten bei abgelängten Schienen und geprägten und geformten Schwellen wurden beseitigt, indem man die Teile trommelte. Die Trommel-Maschinen waren ähnlich wie die Waschmaschinen, nur um etliches größer. In die kamen die Metallteile rein und zusätzlich Sägespäne. Dann wurde eine zeitlang getrommelt. Das reichte. War das Blech auch noch angerostet, kam manchmal etwas Sand hinzu, aber nur eine minimale Menge, sonst ging zu viel Material verloren.

Man kann sich das als Laie kaum vorstellen, dass Sägespäne Kanten brechen. Selbst ich war darüber überrascht, als ich das zum ersten Mal gesehen habe.

Schönen Gruß
Udo

Zitat von 101 im Beitrag #19

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Hallo zusammen,

ich kann mir nicht vorstellen, dass profilierte Ware auf Rolle zugeliefert wurde. Würde man die Profile rollen, würde es an den Seiten der Schienen Verwerfungen und Falten geben, da das Material irgendwo hin muss. Das hätte man hinterher erst wieder richten müssen. Ich gehe davon aus, dass die Bleche erst abgelängt und dann profiliert wurden.

Beste Grüße
Jens

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Hallo,

Dr. Alexander Stofer beschreibt in dem genannten Vortrag (#9) beide Verfahren zur Herstellung der Schienenprofile, das Stanzen und das Rollen.

Bei Märklin wurde bei den großen Spurweiten gestanzt.

Die Blechstreifen wurden in der Zuschneiderei auf der Tafelschere zugeschnitten, wobei die Länge der Streifen der gewünschten Schienenlänge entspricht. Bereits jetzt (im flachen Zustand) wurden die Doppelkerben für die Laschen zum späteren Montieren der Schwellen eingestanzt. Dann erfolgte in drei Schritten das Stanzen des Schienenfußprofils, das Vorrunden des Schienenkopfes und das Runden des Schienenkopfes (zu etwa 3/4). Zum Schließen des Profils musste es nun seitlich vom Biegestempel abgezogen werden.

Hag Spur 0:
Stanzen

Dressler Spur 0:
Rollen

Märklin H0 M - Gleis:
Rollen

Wesa (13 mm):
Rollen

Arnold Spur N:
Rollen


Viele Grüße,

Bodo

Udo deine Theorie vom Trommeln der Schienen und mit Sägespänen halte ich für Fantasie. Zeige mir ein Gleis in dessen Schienen Sägespäne klemmen....
Bodo hat also meine Theorie bestätigt. Erst Längen, dann Formen.

Beispielsweise stellte die Firma Karl Scharrenbroich in Overath solche Trommelmaschinen her.

Ansonsten: Die Eingangsfrage wäre somit ausreichend beantwortet. Danke an alle, die zur Klärung der Frage beigetragen haben.