Die Lok ist im Bing-Katalog von 1912 auf Seite 103 unter der Nummer 160/520 aufgeführt. Wie lange sie gebaut wurde konnte ich nicht eruieren, auf jeden Fall ist sie eine Konstruktion, die vor dem ersten Weltkrieg entstand. Eine gleiche Lok befindet sich übrigens auch in meinem Besitz. An anderer Stelle (nicht im genannten Katalog) wird sie als "Kraftlok" bezeichnet. Grüße von elaphos
Frank, ein schönes kleines Lökle ist das. Schiffmann sagt für die 160/520: 1906-1913. Mit dem neuen Sicherheitsventil und einem Silikonring als Dichtung nehme ich an, die Lok war bei Dir schon unter Dampf? (Ich vermute, Deine Quelle für Silikon-Dichtringe ist die gleiche wie meine?) Viele Grüße Karl
Im Katalog von 1909 habe ich die Lok nochmal gefunden, dort heißt sie „Kraftlok“. Wenn ich mich nicht irre, werden alle diese Loks mit oszillierendem Zylinder im Führerhaus mit Wirkung der Pleuelstange auf ein Schwungrad so bezeichnet. Das Ritzel auf der Welle des Schwungrades geht auf ein Kronrad, dabei dreht sich das Kronrad langsamer als das Schwungrad (Übersetzung). Somit läuft die Lok langsamer, hat aber mehr Kraft. In Beitrag #1 Bild 4 sieht man das Kronrad zwischen den Antriebsrädern. Viele Grüße Karl
Korrektur: Habe gerade gesehen, nicht alle Kraftloks haben ein Kronrad. Bei manchen stehen die Schwungräder senkrecht, also reicht ein Stirnrad. Wenn das Schwungrad waagerecht liegt, brauche ich natürlich ein Kronrad, um die Kraft auf die Antriebsräder zu bringen. Gruß Karl
Vielen Dank für eure Informationen. Unter Dampf stand die Lok bisher nicht. Ich hatte die Lok ohne Sicherheitsventil bekommen. Das fehlende Sicherheitsventil hatte ich letztes Jahr ( mit Silikondichtring ) im englischen eBay bekommen. Ausprobieren wollte ich sie eigentlich in Gaggenau, aber leider ...
die Lok war noch im 1927er Katalog drin. Schätze bis zum bitteren Ende 1932. War die einfachste und günstigste Spirituslok. Gab verschiedene Ausführungsvarianten. Z.B. Spitze Rauckammertür, flache oder mit dem frühen GBN Signet geprägt.
Merke Dir mal das Bing-Museumsfest vor und bring sie mit. 30-31. November. Da triffst Du dann Karl und mich - wenn alles gut läuft...
Übrigens sollte auch ein Wilesco-Ventil passen. Der englische Nachbau sieht aber auch gut aus.
Ist es Dein erstes Feuerteufelchen? Vorsicht! Suchtgefahr! Wird nicht die Einzige bleiben. Gell Karl? 😉
Falls Du Tipps zur Inbetrienahme brauchst: wir helfen gerne!
Harry, Keine Sorge, Frank ist ein erfahrener Echtdampfer. Er hat mir in Ulm mal ein Ventil von seiner Bowman geliehen, so konnte ich meine damals neu erworbene kleine Bowman testen. Viele Grüße Karl
Harry, Eine 300. Ich meine, die geht auch noch. Und wie Du schreibst, das Ding rennt mit seiner Minimal-Technik wie der Teufel (Feuerteufel eben). Aber die große mit Tender ist dermaßen hässlich, mehr geht nicht... Gruß Karl
Für alle, die wissen wollen, wie eine kleine Bowman aussieht:
Das alte Ventil war nicht mehr zu reparieren. Ein neues habe ich bei "chinexlady" GB bekommen, falls es jemanden interessiert.
Der Begriff "Kraftlok" kommt wohl von Ernst Plank. Er bewarb die Konstruktion mit nur einem einfachwirkenden, oszillierenden Zylinder mit Untersetzungsgetriebe mit "wesentlich höherer Kraftentfaltung, längerer Laufzeit bei gleichmäßigem Gang" Was ja auch stimmt. Wobei natürlich die Kostenreduktion damals auch schon eine Rolle spielte.
Carette hat es dann noch weiter getrieben: eben ohne Zahnradgetriebe! Reibradantrieb nach Velosolex-Art.
mit Carette kenne ich mich gar nicht so gut aus. Was bedeutet das Firmenzeichen und wann wurde die Lok hergestellt? War es tatsächlich eine Art Pennytoy Spirituslok?
Heinz, Meinst Du das? Ein Zahnrad und ein Fliehkraftregler, dazu die Initialen Georges Carette & Co, Nürnberg. Oder kennst Du ein anderes? Viele Grüße Karl
George Carette - ein Franzose und anfänglich "Zögling" und Zulieferer von Ignaz Bing. Dann, wohl wegen dessen Erfolg, von Ignaz Bing herabgewürdigt (siehe "Aus meinem Leben" Biografie von Ignaz Bing)
Und Niedergang der Firma durch WK1, da Franzose. 1917 dann endgültig Schluss. B-L hat einige Werkzeuge übernommen, es bestand davor schon eine enge Handelsbeziehung.
Harry hat den richtigen Hinweis zur Kraftlok gegeben: Plank. Plank hat seine "Kraftlokomotive" im Katalog so beschrieben:
"Meine bisherigen Lokomotiven mit zwei an der Seite angebrachten oszillierenden Dampfzylindern habe ich vollständig umgebaut, da diese zwei Zylinder einen verhältnismäßig großen Dampfdruck und entsprechend eine überaus große Flamme unter dem Kessel erfordern. Für die Folge verwende ich nun bei meinen Kraftlokomotiven nur noch einen oszillierenden Zylinder, welcher abweichend von der bisherigen Ausführung nicht mehr direkt auf die Achse der Räder wirkt, sondern auf ein Zahnradgetriebe arbeitet. Dadurch wird die Kraftleistung dieser Lokomotive ganz bedeutend erhöht und der Gang so reguliert, daß ein Entgleisen vollständig ausgeschlossen ist."
Zum Reibradantrieb: Als harmlosere Variante zum dampfangetriebenen Bodenläufer wurden für die Kinder unter anderem von Carette Bodenläufer mit Schwungradantrieb auf den Markt gebracht. Solche Ausführungen wurden etwa zur gleichen Zeit von Herstellern in Nürnberg und Paris angeboten. Die Funktion war so: Außerhalb der Lokomotive befand sich eine quer durch den Kessel gehende Achse, an derem eine Ende sich ein kleines geriffeltes Rädchen befand. An dieser Stelle wurde eine Schnur um die Achse aufgewickelt. Mittig auf der Achse im Inneren des Kessels befand sich eine schwere Schwungscheibe aus Blei. Durch kräftiges Ziehen an der Schnur wurde die Achse und damit das Schwungrad in eine schnelle Bewegung versetzt. Die Achse selber lag etwas nach oben hin leicht bewegbar auf den beiden großen Antriebsrädern der Lok. Durch die Reibung der Achse auf den Rädern wurde die Lok, die als Bodenläufer ausgeführt war, angetrieben. Aus Frankreich ist eine kleine Bahn bekannt, die mit diesem Antrieb auf Wulstgleisen lief. Der Reibradantrieb wurde dann aber von dem vermehrt eingebautem Uhrwerk abgelöst.
Plank hat auch mit einem Reibradantrieb gearbeitet. Es gab einen Kran mit Reibradantrieb, den Rainer auf dem Frankfurter Blechbahnstammtisch vorführte. Angetrieben wurde dieses seltene Stück von einer Dampfmaschine oder wie bei Rainer durch einen Heißluftmotor, den er in einem fast neuwertigen Zustand für 20 EUR auf einem Flohmarkt erstanden hat, weil der Verkäufer meinte, da fehle noch etliches und der Motor würde deshalb nicht laufen.
Um die Funktion des Krans von Plank zu erklären: Die Antriebstechnik ist sehr interessant. Das geht so: Vorne sieht man drei Riffelräder und einen gefederten Hebel. Gegenüber links ist eine durch eine Dampfmaschine angetriebene ständig laufende Riemenscheibe. Durch die ständig laufende Riemenscheibe dreht sich das vorne links liegende und auf gleicher Achse wie die Riemenscheibe befestigte kleine Riffelrad.
Will man die Kette auf der Kettenrolle etwas bewegen, wird der gefederte mittige Hebel mit der Hand etwas nach links gedrückt. Bedingt durch diesen Druck bewegt sich die Achse des großen Riffelrades etwas nach links und berührt durch die Verschiebung nach links das ständig mitlaufende linke kleine Riffelrad. Das große Riffelrad fängt an, sich zu bewegen. Drückt man den Hebel etwas nach rechts, berührt das große Riffelrad das rechte kleine Riffelrad; die Drehung wird verlangsamt bzw. gestoppt.
Das rechte kleine Riffelrad ist auch drehbar. Im Stiilstand des großen Rades wird das große Rad bedingt durch die Hebelzugfederung gegen das kleine rechte Rad gedrückt. Dadurch findet keine Bewegung statt. Das kleine rechte Rad funktioniert also wie eine Druckbremse. Wenn alles schön auf einer Linie liegt, kann sich keines der beiden Räder ungewollt drehen. Das kleine rechte Rad muss sich drehen, weil sonst die Riffelung schnell abgenutzt wird.
Ob es eine Hemmung der mittleren Achse gibt, weiß ich gar nicht. Da muss ich beim nächsten Blechbahnstammtisch mal nachfragen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Hebel nach außen gefedert ist und gegen das Ende der Achse drückt, so dass das große Rad und die Kettenrolle festgehalten werden. Durch das Drücken des Hebels nach links gegen das kleine Riffelrad bei gleichzeitigem Drücken des Hebels gegen seine Federung in Richtung Gehäuse wird die Hemmung aufgehoben und das große Rad fängt an, sich zu drehen.
In Bezug auf die Laufrichtung gehe ich davon aus, dass zwischen Dampfmaschine und Riemenrad ein Getriebe liegt, das man ebenso wie bei den Zahnrädern in Uhrwerkloks in beide Richtungen schalten kann.
Also gut, dass ist keine Dampflok mit Reibradantrieb. Ich wollte nur aufzeigen, was es damals alles an Reibradantrieb gegeben hat.
Heute habe ich die kleine Bing Kraftlok angeheizt. Das Fahrverhalten ist sehr gut. In einen 6er Schienenoval lief die Lok mit zwei Kesselwagen ruhig und gleichmäßig. Nach gut 15 Minuten habe ich vorsichtshalber den Brenner ausgemacht.
Frank, Du bist mutig. Drinnen im Haus und auf dem guten Eichenholztisch ohne Unterlage, da würde ich mächtigen Ärger kriegen. Aber freut mich, dass das Lökle zu Deiner vollsten Zufriedenheit läuft. Eigentlich braucht man doch keine mehrfach gekuppelte große Dampflok mit einem Orientexpress am Haken. Eine kleine Kraftlok mit zwei Kesselwagen hat doch auch was. Viele Grüße Karl
da sieht man, dass auch in Spur 0 eine Tischbahn geht!
Ich hatte das mal in Gaggenau mit einer kleinen Arabesken-Anlage mit 6er-Radius dargestellt.
Dafür sind die kleinen Kraftloks ideal! Jetzt noch die 8,5cm Wägelchen dazu...
Mit vorgeheiztem Wasser komme ich auf gut 30 min. Laufzeit!
Aber auch von mir der Hinweis: CO2-Feuerlöscher oder wenigstens geeignetes Löschzeug! Spiritus ist tückisch! Und wenn erstmal die Eckbank brennt, dann gibt's Hausverbot von Chefin!