Die Hersteller von Blechblasinstrumenten standen früher auch vor dem Problem, dünnwandige Rohre zu biegen. Dazu hat man die Rohre mit Kolophonium verfüllt und sie dann warm gebogen.
Ich denke, daß das Verfüllen Deiner Rohre mit Vogelsand vor dem Biegen auch gehen müsste. Es kommt ja nicht auf die Beschaffenheit der Innenwände an, wie bei Musikinstrumenten!
Sand in Dampfleitungen würde ich vermeiden wollen. Dünne Rohre habe ich mit Wasser gefüllt und tiefgefroren. Man muss dann schnell sein.
@Heinz: Ich borge dir gern meine fußgetriebene Pittler B2. Dann hätte ich Platz und du eine authentische Maschine. Einzige Bedingung: Selbstabholung und auf die speziell angefertigten oder beschafften Werkzeuge und -aufnahmen hätte ich zum Ende des Projektes vorrangigen Zugriff. Ein Handbuch gibt es auch sowie Wechselräder für zölliges System. Die Maschine kann auch fräsen.
Ich arbeite aber lieber an meiner "modernen" Maschine von 1950. Das Ding ist schon ein ziemlicher Hobel. Heinz hat aber das Potential zur Selbstkasteiung und daher wollte ich das nicht verheimlichen. Mein Angebot ist ernst gemeint.
Sicher kann man an so einer Drehmaschine mit Fußantrieb arbeiten. Aber das ist nichts für die Nerven. Besser ist eine Maschine mit Antrieb, und man kann sich voll und ganz auf die Dreharbeit konzentrieren.
mit solchen Angeboten muss man bei mir vorsichtig sein. Jetzt hängt die Maschine in meinem Kopf fest. Natürlich wäre es für mich reizvoll, mit einer zeitlich passenden Drehmaschine zu arbeiten. Ich benutze gerne alte Werkzeuge und Maschinen. Sicherlich arbeitet die Drehmaschine genauer als meine.
Die meisten meiner Werkzeuge und Maschinen sind modern, auch die LED-Tageslicht-Beleuchtung möchte ich in der Werkstatt nicht missen. Die Werkstatt selbst stammt aus 1893, war allerdings damals ein Stall.
Eine Herausforderung wird für mich (Fein-)Gewinde drehen auf der Drehmaschine sein. Das habe ich noch nicht gemacht. Wenn ich es nicht schaffe, lasse ich die Zylinder vielleicht einfach offen.
Heinz, fang erst einmal mit normalen Gewinde an. Feingewinde ist eine andere Klasse. Und im Übrigen hat man schon um 1850 hier in Deutschland dafür Schneideisen verwendet. Zwar noch Whitworth-Gewinde, weil die Normung für mm erst später kam, aber immerhin Schneideisen.
Allerdings, auch bei Schneideisen muss man aufpassen, dass das Schneideisen winklig eingesetzt wird, sonst bekommt man Bockwürste. Vllt erst einmal zwei, drei Gänge nur mit der Hand schneiden und dann den Rest mit der Drehbank. Und dauernd Öl zugeben.
Gewinde habe ich natürlich schon einige geschnitten. Du hast recht, ich benutze einfach Schneideisen. Wie macht man das bei sehr kurzen Gewinde?
Und die Pinole muss ich nachführen und da habe ich Bedenken, dass das Gewinde reißt. Bislang habe ich nur frei Hand geschnitten oder an der Säulenbohrmaschine.
Edit: Bei der Kappe muss es ein sehr kurzes Sacklochgewinde sein
Zitat von HeinzMan im Beitrag #33Eine Herausforderung wird für mich (Fein-)Gewinde drehen auf der Drehmaschine sein. Das habe ich noch nicht gemacht. Wenn ich es nicht schaffe, lasse ich die Zylinder vielleicht einfach offen.
Gewindedrehen habe ich auch noch nie gemacht. Mit der Pittler müßte es gehen, sie hat eine automatische Ausrückeinrichtung. Andererseits brauchst du das nicht. In Spur 1 Spielzeug habe ich noch nie geschraubte Zylinderdeckel gefunden. Die Teile werden einfach gepresst. Eine Seite offen lassen ist auch keine notwendige Option. Denn einerseits ist die Fertigung eines Zylinders aus Rohr und zwei Deckeln (davon einer mit Loch für die Kolbenstange) einfacher als die Fertigung einer langen Sackbohrung.
Ergo: einfacher drehst Du zwei Deckel, die du einpresst (und ggf. verlötest) als einen Sackzylinder.
Bei einfachwirkende Zylinder spart man sich den vorderen Deckel und die Durchführung und Abdichtung. Maschinen mit zwei einfachwirkenden Zylinder sind zwar nicht selbstanlaufend, was in der Praxis auch die Maschinen mit doppelwirkenden Zylinder in den wenigsten Fällen tun. Sobald sie rennen, rennen sie...
@ Heinz: gehe noch nicht so in die Details, da finden wir dann schon Lösungen.
Zuerst würde ich eine Grobplanung machen!
Also so in der Art: - Achsfolge 1-A-1 - Tenderlok oder Schlepptender? Vorteil Tenderlok: exotischer, weniger Bauaufwand für den Tender - zwei direktwirkende, einfacharbeitende oszillierende Zylinder - Spiritus-Dochtbrenner - einfacher Walzenkessel - Material Ms / Buntmetall (unlackiert?) - Erstellung Mock-up wegen Proportionen
Ich bin zwar absoluter Laie was die Blechbearbeitung angeht , wage es trotzdem mal mit einem Tip aus dem Sanitär Bereich wie dünne Rohre gebogen werden . Mein Installateur hat Biegefedern benutzt . Eine längere Stahlfeder dessen Innen Durchmesser geringfügig größer ist wie der Rohr Durchmesser . Also die Feder über das Rohr geschoben bis an die zu biegende Stelle , biegen und Feder wieder vom Rohr Schieben . Liebe Grüße
Spannende und gute Idee. Die vielleicht wichtigste Frage wäre welche Halbzeuge gab es damals und wir hat man sie bezogen. Gab es schon Kataloge? Dann könnte man abschätzen was potentiell selbst gefertigt wurde und was man zugekauft haben könnte. Gab es Spezialisten für Rohre? Wo hat man Schrauben bezogen? Ich gehe fast davon aus, dass man auch damals bereits Spezialist für eine Sache war und alles andere von anderen Spezialisten gekauft hat.
Bei Rohren fallen mir die alten Brennblasen für Obstler etc. ein. Da müsste man mal schauen wie die gefertigt wurden und von wem.
Auf jeden Fall allein schon Kulturhistorisch ein sehr spannendes Projekt.
noch immer ist das Projekt nicht vollkommen umrissen.
Neben technischen Aspekten geht es mir bei dem Projekt auch um die Herstellung von Spielsachen um 1880. In der Zwischenzeit habe ich mit einigen Sammlern und Sachkundigen gesprochen und gemailt. Wir haben verschiedene Aspekte historischer Entstehung von Spielsachen betrachtet.
Überdies habe ich habe ein mir empfohlenes Buch erworben und studiert.
Klappentext zu „Handbuch Modelldampfmaschinen “ Wer sich mit der faszinierenden Thematik des Selbstbaus funktionsfähiger Dampfmaschinen befassen möchte, benötigt umfassende Grundkenntnisse. Dieses Standardwerk des Dampfmodellbauers wird vielerorts als "die Bibel des Dampfmodellbauers" bezeichnet. Jeder, der erfolgreich in den Selbstbau von Dampfmaschinen und der weiteren Teile einer Dampfanlage wie Kessel, Brenner etc. einsteigen will, kommt um dieses Buch nicht herum. Dabei wird im Inhalt nicht nur ausführlich auf Theorie und Geschichte der verschiedensten Maschinen, Kessel und Armaturen eingegangen, auch der Themenbereich der Metallbearbeitung wird erläutert, bevor eine Beschreibung verschiedener Nachbauprojekte in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden vorgestellt wird.
Das Buch ist empfehlenswert, macht mit den Grundlagen vertraut, ist allerdings nicht um 1880 zuhause. Vielmehr befasst es sich mit dem Bau zeitgenössischer Modelldampfmaschinen. Sicherlich werde ich darauf zurück greifen, wenn es um die technische Realisation geht.
Auf einem Spielertreffen trifft man auf viele Spieler, Ideen, Wissen und Meinungen. Die vorherrschende Meinung, der ich mich anschließe ist, dass bereits weit vor 1900 Blechspielsachen industriell erzeugt wurden. Große Stanzen und Pressen wurden verwendet, um das Blech kostengünstig in Form zu bringen.
Das passt natürlich gar nicht in meine Geschichte, meiner romantischen Vorstellung, an die ich noch immer glaube. Ein Handwerker, der bezaubernde Spielsachen zaubert.
Nun kommt ein Lichtblick. Eine Nürnberger Firma, die um 1880 rein handwerklich arbeitet.
Hallo Heinz, ich möchte hier auf die Arbeiten von Henry Greenly hinweisen, für Dein Vorhaben insbesondere auf sein Buch The Model Locomotive - its Design and Construction von 1904. Zwar werden im Buch eher Modell-Lokomotiven gezeigt, jedoch wirst Du wahrscheinlich Pläne aus technischer Sicht direkt übernehmen können, wenn Du sie auf das von Dir angestrebte kommerzielle Aussehen reduzierst.
Das Buch, eine eigene Dreh- und Fräsmaschine und die Möglichkeit an Material zu kommen im Alter von 16 Jahren. Mein Leben wäre wohl etwas anders verlaufen....
dass Georg Leonhard Staudt um 1880 rein handwerklich arbeitete, bezweifle ich doch sehr, schließlich hat er seine Lehre bei der "Blech- & Lackirwaaren-Fabrik Georg Leonhard Eichner & Sohn" absolviert, und zu Eichner heißt es im Cieslik:
"Als die allgemeine Blechspielwaren-Produktion mit ständig verbesserten Maschinen nur noch im Akkord geleistet werden konnten, um konkurrenzfähig zu bleiben, verließ den Familienbetrieb Eichner mit seinen detailgetreuen Spielzeugen das Glück. Der Grund: Georg Leonhard Eichner bestand auf teurer Handarbeit in der kleinen Fabrik; eine Verschuldung war nicht mehr abzuwenden." 1873 Umzug vom Haupthaus in das Hinterhaus. 1880 wurde die Firma geschlossen.
Ich mutmaße, dass Eichner durch die Erfolge seiner Gas-Lötmethoden weiter auf Löten geschworen hat. Dazu ein Zeitungsbericht:
Der Fortschritt auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, 19.12.1865
Versammlung des hiesigen Gewerbevereins Herr Fabrikant Eichner legte einen neuen Gaslöthkolben vor. Derselbe wird durch eine Gasflamme erwärmt, in welche durch einen Gasometer athmosphärische Luft getrieben wird. Der Kolben steht mit zwei Kautschukröhren mit dem Gas= und Luftleiter in Verbindung. Man verbrennt in der Stunde für circa 1/2 kr. Gas und wird gar kein Brennmaterial, wie bei den Holzkohlen, unnöthig verbrannt. Herr Eichner ist gerne bereit, jedem sich dafür Interessierenden weitere Auskunft zu ertheilen. Die Anschaffungskosten für Kolben und Gasometer sind nicht unbedeutend, aber trotzdem werden damit, außer der größeren Reinlichkeit, bedeutende Ersparungen erzielt und ist derselbe nicht dringend genug zur Einführung zu empfehlen. Im Vorübergehen erwähnte derselbe noch die billigen Pariser Blechspielwaaren. Die Pariser können deshalb diese Waaren so billig liefern, weil ihnen das Blech fast nichts kostet. All diese Spielwaaren werden aus gebrauchten Blech=Sardinenbüchsen ec. hergestellt, von denen das Zinn abgezogen mit 17 kr. per Pfd. verkauft wird, das Blech kommt per Ctr. auf 5 fl., während hier derselbe 28 - 30 fl. zu stehen kommt.
Das alles kannte der ehemalige Lehrling Georg Leonhardt Staudt. Zwar hat er seine Firma "Mechanische Blechwaaren-Manufactur" genannt, aber ich gehe davon aus, dass auch bei ihm Maschinen Einzug gehalten haben. Die Vielzahl der erhaltenen Staudt-Spielwaren aus Blech scheinen mit Maschinen geformt zu sein. An diesen Spielzeugen sieht man auch die Nasen der Verlaschungen.
sicherlich hast du damit Recht, wenn du sagst, bereits vor 1880 wurden schwere Maschinen zur Spielzugproduktion eingesetzt. Das ist ein Teilaspekt meines Projektes. Wofür braucht es schwere Maschinen, was geht von Hand sehr gut.
Als Eigenbau-Projekt stellt sich mir auch die Frage, was lohnt als Modell? Sammler sagen, eine Dampflok kauft man. Damit liegen sie sicherlich sehr richtig, wenn der Aufwand betrachtet wird. Oft außer Acht bleibt das Vergnügen des *Bauers, selbst eine Dampflok zu schaffen, die sogar fährt. Modell-* habe ich weg gelassen, da ich keine Modelle baue, sondern Spielsachen nach historischem Vorbild.
heute ging es mit Grundlagenforschung weiter. Teil 2 Wackelzylinder.
Die Zylinder arbeiten nur in einer Richtung
und bilden ein korrespondierendes System. Daher sind sie nur einseitig geschlossen.
Eigentlich wollte ich einen Versuchsaufbau mit einem Zylinder herstellen, doch ich denke, man benötigt zwei Zylinder, um das System zum Laufen zu bringen. Das macht den Eigenbau etwas komplizierter, da ich mich nicht herantasten kann. Ich müsste das System nachbauen.