RE: [Eigenbau] Dampflok im Stil vor 1900 - Zug in Bergkulisse - 14

Die B-L Enterprise hat solch einen aufgelöteten Dampfdom mit Dampfentnahme. Fast keine Lok wo der Hut nicht schon undicht wurde oder gar wegflog...
Gruß
Harry

Hallo Harry,

das ist ja wohl ein Menetekel. Ich könnte eine Haltekonstruktion von innen im Dampfkessel montieren. Damit wird dann der Dampfdom zusätzlich verschraubt. Das wäre zwar Mehraufwand, doch ich könnte gut die Dampfleitung befestigen. Zudem reduziert sich die Gefahr, dass Wasser mitgezogen wird.

Herzliche Grüße
Heinz

So ein festes Dampfentnahmerohr, das zugleich den Dom mit befestigt, wird sicher eine stabile Lösung sein. Du kannst die Schraube oben ja auch verlöten und verfeilen, so dass es aussieht wie ein Niet. Am Ende musst Du aber den Dom dennoch dampfdicht löten müssen.

Verwendest Du das Kessellot von Bengs?

Hallo Ypsilon,

danke, genau so hatte ich es mir vorgestellt.

Im Moment verwende ich Lot Sn60Pb38Cu2 2,5% Flux. Ein Zinnlot mit 28% Bleianteil, 2% Kupfer und 2,5% Kolophonium. Der Schmelzbereich liegt ca. 180-190°C.

Was ist Kessellot von Bengs?

Herzliche Grüße
Heinz

*Ich hatte gedacht, meine Antwort bereits angeschickt zu haben. Das war aber nicht so. Sie war noch im Speicher. Jetzt also mit Verspätung.

Der Dampfspezialist Bengs bietet ein spezielles Kessellot an mit höherem Schmelzpunkt. Damit habe ich gearbeitet und ich war derartig begeistert, dass ich am liebsten weitere Kessel gebaut hätte. Seitdem habe ich den Respekt davor verloren.

https://www.bengs-modellbau.de/werkzeug/...eratur-weichlot

Mit diesem Hartlot habe ich keine Erfahrung, aber es klingt auch sehr gut. Hier wird Messing konkret erwähnt. Ich denke für deinen Kessel ist es nicht notwendig.

https://www.bengs-modellbau.de/werkzeug/...r-zinn-silizium

Hallo,

nun gibt es endlich wieder was zu berichten. Das Fahrwerk, respektive der Fahrwerkrahmen ist fertig gestellt.



Die Antriebsachse kann zusammengefügt eingebaut werden. Die Welle besteht aus Silberstahl. Silberstahl ist sehr gut lötbar. Es gilt für die Achsenlager das Prinzip hart und weich. Das bedeutet, man wählt ein eher hartes Material und ein eher weiches Material, um ein Lager herzustellen. Die Achslager (Drehteile) sind aus Silberstahl.



Von unten sieht es noch ein bisschen aus wies Kätzle am Bauch.



Wie die Lötstellen später unsichtbar werden, weiß ich im Moment noch nicht.



Ich arbeite daran.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

habe ich einen Knick in der Optik oder steht das vordere, linke Rad schepps?!
Gruß
Harry

Langsam erschließen sich die Gedankengänge... sieht doch schon ganz ordentlich aus.

Die unterm Kessel gekanteten Bleche willst Du wohl als Flammenschutz vorsehen? Kann ich nachvollziehen. Gebe aber zu bedenken, dass diese sehr heiß werden. Die inneren Radlager der Vorderachse werden sich wahrscheinlich ablöten. Bei meiner Carette-Lok sind diese Bleche nur eingelegt und mit minimalem Kontakt befestigt, so dass möglchst keine Wärmebrücke zur Lok ansich besteht.
Die Vorderachse durchgehend wolltest Du nicht machen?

Zitat von Caepsele im Beitrag #332

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habe ich einen Knick in der Optik oder steht das vordere, linke Rad schepps?!

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Ja,

in meiner Heimat, in der Rheinebene, gibt es, genauer am Rande dieser, gibt es Elwetritsche. Die Fabelwesen haben, weil sie am Berg leben, einseitig verkürzte Beine. So können sie gut um den Berg herumlaufen ohne* dass es denen schummrisch wärd. Des wurde ihnen aber mithin zum Verhängnis. Jäger, die sie jagen wollten, trieben sie entgegen ihrer Richtung und sie purzelten den Hang herab.

So ist es in etwa mit meiner Lok. Sie soll gut im Kreis fahren **

Herzliche Grüße
Heinz

*De Pälzer losst do des Komma weg.
** Purzeln soll sie natürlich nicht.

Hallo,

Tante Corona ist zu Besuch. Niemand hat sie eingeladen und keiner liebt sie. Doch wie ich höre, lädt sie sich reihum ein. Nun ist sie im Aufbruch, will weiter ziehen. Sie hätte noch viel zu tun.

Ich möchte mich wieder um mein Projekt kümmern.

Im Moment hadere ich mit dem Material. Das leichte Arbeiten, wie mit Weißblech, geht mir nicht von der Hand.

Kann mir jemand eine kleine Materialkunde geben? Messing ist eine Mischung aus Kupfer und Zink.

Heinz,
wenns unbedingt Messing sein soll musst du dein Material einfach weichglühen, dann lässt sich das wesentlich besser verarbeiten. Du brauchst dafür zwischen 450 und 600 Grad.

mit bestem Gruß
Arne

Beim Messing gibts verschiedene Legierungen, die grob in kaltverformbar und warmverformbar unterteilt werden können:

https://www.kupferinstitut.de/wp-content...i_messing02.pdf

Gruss Domenik

Laut Wikipedia: "Bei Zinkgehalten bis zu einem Massenanteil von max. 37 % sind die Legierungen kalt verformbar, da nur die Alpha-Phase vorliegt (Knetlegierungen). Mit zunehmendem Massenanteil an Zink tritt die Beta-Phase auf, und es ist nur Warmverformung bei > 600 °C möglich."

Suche nach Rotmessing oder Tombak.

https://www.schmitz-peter.de/Tombakbleche-CuZn15.htm

Hallo,

im Grunde spricht nichts dagegen, den Führerstand aus Weißblech zu fertigen. Doch so schnell möchte ich nicht die Flasche ins Korn werfen.

Hitzebehandlung scheidet leider aus.



Das Blech lässt sich gut verarbeiten ist aber durch die Hitze völlig verzogen.

Also wurde brav gedengelt.



Es entstanden einige Dellen, die ich am Amboss glättete.



Entscheidend ist offenbar, recht dünnes Blech zu wählen, wie hier 0,25 mm.

War bei den altvorderen möglicherweise etwas Blei mit drinnen?

Herzliche Grüße
Heinz

Heinz,
ich habe das mit Weißblech auch schon erlebt, dass es sich verformt hat bei großer Hitze und großen Flächen. Hilft alles nix, das Blech muss sauber und fettfrei sein, das Lötzinn einen niedrigen Schmelzpunkt haben und dann mit dem Lötkolben mindestens 100W schnell hin und schnell wieder weg. Aber da erzähle ich Dir ja nichts Neues. Teilweise habe ich mir eine Zwinge aus 2 Stück 10x10mm Holzstäbchen gebaut und die dann in der Nähe der Lötnaht angesetzt. Wenn man Glück hat (d.h. wenn die Geometrie des Objektes das zulässt), kann so ein Teil auch zur Fixierung der Bleche während des Lötens dienen.
Viele Grüße
Karl

P.S. Vielleicht könnte man die Zwinge auch aus Metallstäbchen bauen, so könnte man die Wärme zum Teil ableiten.

Weiter geht es mit "Grundlagenforschung".

Das Versuchsblech entsprach in etwa der Abmessung des Daches. Es sollte einen Bogen bekommen. Wie bereits weiter oben geschrieben, geht das aber nicht so einfach, da das Messingblech federt.



Es wurde daher geglüht,



was auch recht gut funktionierte.

Mein Entwurf sieht Wulste im Dach vor. Das gelingt mit Messingblech nicht.



Die Aufnahme zeigt deutlich, wie sich Weißblech besser verformen lässt.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo,

die Messing-Lok ist erkennbar. Mit großen Augen und langer Nase wartet sie darauf, ihre Runden zu drehen.



Aufwendig wurde der Führerstand gebördelt, gebogen und gebürstet. Die Sichtfenster wurden mit einem Reif aus Messing versehen und vorsichtig mit gelber Flamme verlötet.





Um dem Wärmeabtrag vorzubeugen und Spannungen zu minimieren, die sich durch die Wärme ergeben, wird der Kessel an drei Punkten gelagert.



Nun geht es wieder mit Technik weiter. In dem Kohlebunker der Tenderlok wird die erste Stufe des Getriebes gelagert. Auch der Dampfzylinder muss nun seinen Platz finden. Es gilt noch einige Fragen zu klären.

Was geschieht mit dem Abdampf?

Frühe Dampfloks hatte eine wulstförmige Erweiterung am Kesselende. Wenn ich dies nachbilde, könnte ich den Abdampf am Kessel vorbei zum Kamin leiten.

Wo kommt der Dampf her?

Klar, aus dem Kessel. Doch wo soll er entnommen werden und wie geleitet? Im Moment tendiere ich dazu, ihn mit einem Röhrchen durch den Giebel des Führerstanddaches zu leiten.

Insgesamt wird es eng auf dem Kessel. Kamin, Dampfdom, Sicherheitsventil, Dampfpfeife, Dampfentnahme, alles benötigt seinen Raum.

Herzliche Grüße
Heinz

Das Dampfrohr kannst Du innen im Kessel lang führen. Es beginnt oben im Dampfdom, läuft senkrecht nach unten, nach ca. 15 mm ein Bogen 90 Grad nach hinten und dann tritt das Rohr oben in der Kesselrückwand aus.
Vorteile: sehr kurzer Weg bis zum Zylinder, sehr kurzer ungewärmter Weg, platzsparend.
Nachteil: keine Dampftrocknung, nicht leicht zu montieren.

Alternativ kannst Du das Rohr auch seitlich aus dem Dampdom kommend herunter führen, über die Flamme biegen und dann zum Zylindern. Nachteil: Sehr langes Rohr. Vorteil: Dampftrocknugn durch Flamme.

Hallo,

im Moment habe ich ärztlich ein absolutes Arbeitsverbot verordnet bekommen. Ich leide an einem Modellbauarm, der auch unter dem Begriff Tennisarm bekannt. Das ist lästig und langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.

Damit es doch etwas weiter geht bei meinem Projekt, habe ich versucht heraus zu bekommen, welche Funktion die Erweiterung am Ende des Kessels bei frühen Dampfmaschinen und -Eisenbahnen erfüllte. Offenbar handelt es sich hier um die Rauchkammer, die an einem Ring angenietet ist. Die Frage ist nun, ob sich die Erweiterung aufgrund der Tatsache, dass sie vernietet ist, ergibt?

Herzliche Grüße
Heinz

Zitat von HeinzMan im Beitrag #345

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auch unter dem Begriff Tennisarm

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Hallo,

was kann man tun, wenn der Arm schmerzt? Wodka trinken! Oder aber, ein Besuch im Eisenbahnmuseum.

Letzteres ist passiert. Ich war in Nürnberg. Nicht das erste mal, doch dieses Mal mit dem Fokus auf sehr alte Loks. Und natürlich hatte ich das Glück, zwei sehr alte Loks anzutreffen. Das ist nicht selbstverständlich, da die Loks zwischen verschiedenen Museen ausgetauscht werden und nicht immer am jeweiligen Standort präsent sind.

Mir ging es darum, das Wesen dieser alten Loks einzufangen, um es mit meiner Lok im Projekt abzugleichen. Ich möchte anfangen mit Saarbrücken 3143 - Preußische G 3. Technische Details können hier nachgelesen werden https://dbmuseum.de/nuernberg/fahrzeuge/preussische-g3



Mein Interesse galt der Rauchkammer.

Deutlich ausgeprägt und verdickt kommt sie daher.



Zunächst dachte ich, es wäre ein Gussteil. Dann erkannte ich, es sind über die Zeit verrostete, gebogene Stahlplatten, die vernietet sind. Nicht ergründen konnte ich, warum die Rauchkammer im Durchmesser um einige Zentimeter größer ausgeführt ist. Mit Freude fand ich die Verzierungen des Kessels wieder, die ich gut von den Spielbahnen kannte. Sie sind als Metallbänder aufgebracht und scheinen der Befestigung von Leitungen zu dienen. Sicher bin ich mir aber nicht. Auf dem Foto oben sind die Leitungen mit Schellen befestigt. Die Zierbänder scheinen ohne Funktion. Womöglich war es einfacher, den Kessel zu lackieren und später die Zierbänder aufzubringen. Auf jeden Fall fand ich mich plötzlich in der Welt der alten Spiel-Eisenbahnen.

Nun geht es weiter zur Pheonix.



Hier bin ich genau in der Zeit, in der mein Modell entstehen soll.

Geschwungene Formen, das Antriebsrad genau unter dem Führerstand.



Hier steht eine "englische" Lok. Bemerkenswert für mich, die vielen technischen Details, kombiniert mit Schmuckelementen.



Der Führerstand bereits fast geschlossen und doch recht klein im Verhältnis zum Kessel.





Her finden sich die Metallringe wieder, die in regelmäßigen Abständen den Kessel umringen. Welche Funktion haben sie? Decken sie schlicht die Stoßnähte der rund gebogenen Metallplatten des Kessels ab? Offenbar sind sie ein wesentliches Element von Dampflokomotiven.

Gussteile waren auch zu finden und eckige Lampen, die vielleicht für mich eine Anregung sind.



Ich bin beeindruckt von der Technik und der Anmutung dieser Eisenbahnen und kann mir vorstellen, welchen Eindruck sie auf die Menschen des neunzehnten Jahrhunderts hinterlassen haben.




Wikipedia: Badische IX (alt)

Mod-Service: Wiki-Link mit endender Klammer repariert


Die Umsetzung der Eisenbahnen um vor 1900 als Spielzeug erfordert bereits eine deutliche Reduktion der Details. Mit den Proportionen meines Modells bin ich zufrieden.

Herzliche Grüße
Heinz

Was du als ,,Kessel" sehen kannst ist ja nur dessen Verkleidung und Wärmeisolierung. Wenn du die Ringe abnehmen könntest würdest du sicher Schrauben finden mit denen die Bleche am eigentlichen Kessel befestigt sind.

Die Rauchkammer muss ja im Gegensatz zum Kessel nur rauchdicht sein. Es ist ein besonderes Bauteil. Über einen Ring wird sie am Kessel befestigt. Daher der Absatz. Sie ist auch nicht isoliert. Daher siehst du da auch Nieten.

Hallo Heinz,

wie so ein Kessel "nackt" aussieht, kannst Du hier (Klick) sehen. Auch "modernere" Lokomotiven haben Kesselringe, nur sind sie nicht besonders hervorgehoben. Sie dienen der Befestigung der Verkleidung. Verkleidet werden die Kessel, weil zum einen am heißen Kessel keine Farbe hält und man dadurch einen gewissen Korrosionsschutz erreicht und zum anderen soll sich niemand am heißen Kessel die Finger verbrennen. Mit einer zusätzlichen Isolierung geht auch weniger Wärme verloren.

Hallo,

bei einem Spielertreffen in Scheyern konnte ich sehr viele angeregte Gespräche über Dampf führen. So einfach manche Modelle daherkommen, so einfach ist es nicht, sie nachzuempfinden. Ich spreche hier nicht von einem Nachbau. Ein Nachbau ist (verhältnismäßig) einfach. Das Wissen der Technik bleibt verborgen, bis man es ergründet.

Es kommt auf Millimeter an. Es kommt auf Erfahrung an.

Diese Erfahrung stickt in den alten Modellen. Der moderne Modellbau nimmt sie nicht mehr auf und führt sie nicht mehr weiter.

Heute ging es bei meinem Modell weiter.



Der Antrieb mit der zweiten Getriebestufe wird erstellt. Leider passt das Gefüge nicht ins Führerhaus.



Auch andere konstruktive Probleme tauchen auf. Die Entscheidung, den Rahmen hinten an zwei Stellen zu trennen, erwies sich als recht ungünstig.

Das größere Problem ist der Zylinder. Er sitzt zu hoch. Der Versuch, ihn um zwei Millimeter tiefer zu setzen, misslingt.





Nun muss womöglich der hintere Bereich der Lok, Führerstand und Kohlebunker neu gestaltet werden.

Herzliche Grüße
Heinz