RE: Unbekannte Nürnberger Personenwagen - 5

So genau haben die das damals (und später auch) nicht gemacht. Der Haken musste nicht auf Null liegen, sondern konnte je nach Wagentyp oder Loktyp einige mm höher liegen. Hauptsache, die Kupplungsverbindung hielt beim Spielbetrieb. Und wenn die Abweichung zu groß und unsicher wurde, hat die Kupplung einen Knick bekommen.

Ich hab meine KK Kupplungshöhe nochmal genau nachgemessen. Sie hat relativ viel Spiel, wenn ich sie aber nicht kuppele sondern einfach lose runterhängen lasse, komme ich auf 18mm ab Oberkante Schiene mit maximaler oberster Position von 23mm.

Ich vermute, dass die die lichte Höhe der Kupplung bei beiden Wagen doch dieselbe ist - nur dass die Aufhängung eine andere ist, wodurch der Knick erforderlich wird. Meine Kupplung hat bereits innen unsichtbar einen Knick, damit sie durch den Schlitz im Treppenkasten hindurchgeht. Eventuell hat der Wagen von Hans den Knick nicht unsichtbar im Inneren, sondern sichtbar außen?

Hier ein Bild von der Seite, wo man die Aufhängung der Kupplung im Schlitz des Treppenkastens sieht:



D.h. das Maß von der Oberkante Schiene zur Kupplung ist nicht brauchbar. Man sollte anstelle dessen das Maß von der untersten Position der Öse bis zum Unterboden messen.

Das sind bei mir 9mm.

Die Vermutung hat sich bestätigt. Hier nochmal das Bild von Hans, wo man sieht, dass die Aufhängung eine andere ist und nicht schon im Inneren sondern außen einen Knick hat:



Der Knick ist also in diesem Fall kein Höhenausgleich für unterschiedliche Raddurchmesser oder Untergestellhöhen sondern für unterschiedliche Bauformen mit unterschiedlicher Kupplungsaufhängung. Die lichte Höhe des Unterbodens und der Kupplung ist bei beiden Wagen trotzdem dieselbe.

Hier zum Vergleich der innere Knick an meinem Wagen:



Eine unterschiedliche Bauform erfordert also unterschiedliche Kupplungsformen. Das mag die Erklärung dafür sein, dass sich die KK in der Form des Endes unterscheidet.

Interessant ist übrigens, dass der Treppenkasten im Vergleich zu meinem Wagen kein Loch hat. Dieses Loch ist in allen Bub Wagen von ca. 1907 bis 1914 zu finden. Dies ist ein Indiz dafür, dass der Wagen von Hans evtl. noch früheren Baujahrs sein könnte. Zusammen mit der vermuteten schlampigen frühen Ausführung der Achshalter deutet das auf einen sehr frühen Bub Wagen hin.

Diese spezielle Form der Aufhängung der KK habe ich übrigens schon mal an einem sehr frühen Tender mit 30mm Gussrädern von ca. 1905 gesehen. Ich kann mich aber grad nicht erinnern, in welchem Zusammenhang.

PS: Hab das Bild gefunden. Die Aufhängung ist zwar anders, aber doch nicht identisch. Das Bild zeigt die KK.1, d.h. die frühe 30mm Version von ca. 1905 noch ohne T-Schlitz:



Könnte die Aufhängung an Hans' Wagen die Nachfolgerversion davon sein, die dann wiederum durch die Version, wie sie an meinen Wagen dran ist, abgelöst wird?

Baujahr von Hans' Wagen wäre dann geschätzt 1906/07+-

Hallo in die Runde,

anbei ein Ausschnitt aus dem Carette Katalog'1914. Also ich denke, daß die unbekannten Wagen entweder direkt von Carette als Typ 130/3 oder mit den Carette Werkzeugen später von Bub hergestellt worden sind.

Ich denke auch, daß das kleinere Wagenpaar am rechts die ursprünglichen Carette Typen für die späteren Bub 637 W und 637 G sind.

Viele Grüße!
Sandor

Das sind alles Bub Wagen. Carette hat sie nur vertrieben. Nur die Wagen mit der Carette Kupplung sind auch wirklich von Carette.

Zufällig gefunden, ein Zug im Katalog 1913 vom Kanadischen Versandhändler Eatons. Die Wagen haben große Ähnlichkeit mit dem Wagen aus diesem Thread. Besonders aufällig sind die eingerückten Dachecken.

Auch die sehr geraden Trittstufen mit den seitlichen Verkleidungen sind sehr ähnlich.

Was an dem Zug interessant ist, er scheint einen Faltenbalg oder einen Übergang zwischen den Wagen zu haben. Irgendjemand hatte hier auch mal Wagen mit einem Übergang aus Blech gezeigt.





mit bestem Gruß
Arne

Die Lok ist in meinem Fundus, ich komm aber leider grad nicht dran. Sie ist von Issmayer. Die Wagen sehen sehr ähnlich aus, haben aber z.B keine Fensterstege, eine leicht andere Seitenlinierung und einen Faltenbalg. Bub und Issmayer haben unzählige ähnliche gegenseitig abgekupferte Wagen gebaut, aber die hier im Katalog sind mit sehr großer Wahrscheinlichkeit von Issmayer.

Ein weiterer Wagen ist aufgetaucht, welcher aber wieder neue Fragen bringt.

Im Katalog 1910 von Ullmann & Engelmann ist ein Zug in Farbe abgebildet, der diesen Wagen zeigt.









Er hat auch die Kupplung mit dem T-Förmigen Schlitz, allerdings wohl etwas kleiner gebaut. Der vordere Schlitz ist nicht 3 mm, sondern nur etwas über 2 mm und die Kupplung ist sehr dünn.



Es scheint der direkte Vorläufer vom 1230W zu sein, da das Fahrwerk fast identisch ist. Allerdings glaube ich mittlerweile, das diese Wagen aus irgendwelchen Kooperationen mit anderen Herstellern stammen.

Es ist vieles daran völlig anders gebaut und der Wagen ist mit wesentlich besseren und stärkeren Maschinen geprägt worden als der Bub 1230.





Der Unterboden ist fast identisch, nur der Abstand der Schlitze an der langen Seite ist ca 2 mm unterschiedlich.



Die Form der Laschen ist aber auch unterschiedlich.



Der größte Unterschied zeigt sich aber am Wagenkasten, beim Bub 1230 ist die Fensterseite mit den Türen als ein Teil geprägt und gestanzt, und an den Wagenenden ist die Stirmseite als Deckel darauf gesetzt. Dabei wurde auch die Stirnseite im Wagenboden verlascht.

Bei dem Anderen Wagen besteht der Wagenkasten erst aus der Fenstereinheit, welche als Mittelwand endet. Daran sind die Türen und die Stirnseite als U-Form angesetzt. Bei diesem wurde auch nicht an der Stirnseite verlascht, sondern schon an der Mittelwand.



Die Dächer sind auch völlig unterschiedlich, unterschiedlich Höhe, unterschiedlich geformte Lüfter, einmal 3 und einmal 4 Lüfter.



Die Türgriffe sind auch ungewöhnlich, diese einfachen Blechschlaufen kannte ich bisher nur von Heinrich Fischer.





Der Wagen aus dem Ursprungsthread ist zwar um einiges kleiner, aber die Prägetechnik ist mit dem neuen Wagen wieder identisch.



mit bestem Gruß
Arne

PS, falls der Wagen mit der Bub Artikelnummer im Resti Katalog ist bitte mitteilen, dann kann er mit Nummer ins Archiv.

Der Wagen ist im Carette Katalog Katalog von 1911 abgebildet, auch die Kupplung passt:



Der Wagen dürfte aber wegen der durchbrochenen Achslager noch ein wenig älter sein als 1911.

Im Resti muss ich nochmal genau nachschauen, ob ich da irgendwo eine Nummer finde.

Im Resti ist er auch abgebildet:



Sogar mit KB Nummer:



Die erste Nummer ist eine Bub Nummer, die zweite eine interne von Resti. Die Nummer 715 ist ein Zug, d.h. die Nummer ist 752.

Zitat von snroettg im Beitrag #110

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Die erste Nummer ist eine Bub Nummer, die zweite eine interne von Resti. Die Nummer 715 ist ein Zug, d.h. die Nummer ist 752.

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Die Bestellnummern im Resti sind nicht sehr konsistent. Mal gibt es Nummern, die fortlaufende Resti-Nummern zu sein scheinen, mal Nummern mit KB, mal gibt es beides und dann gibt es noch manchmal diese 130er Nummern, die dem Carette Nummernschema entsprechen. Ab und zu tauchen auch mal Märklin Stücke auf. Mit Märklin Nummer. Resti hat also von den großen Herstellern einfach die Bestellnummern übernommen.

Die Nummer 130/3/35 des Wagens ist wirklich sehr spannend, weil der Wagen sowohl im Carette als auch im Resti abgebildet ist und man die 130er Nummer eindeutig dem selben Wagen zuordnen kann und zusätzlich noch die KB Nummer mit dabei steht.

D.h. das ist letztendlich der unwiderlegbare Beweis dafür, dass Carette viele Sachen aus seinem Katalog von Bub bezogen hat. Musste ja so sein, nach allem was bisher bekannt war, aber es ist gut, das mal schwarz auf weiss zu haben.

Hallo zusammen,

in der Zwischenzeit ist dieses Wagenpaar aus der USA angekommen. Ich machte paar Vergleichfotos. Die Wagen haben quasi die gleichen Maße, aber der spätere, bekanntere Wagen sieht wegen Handy-Bildverzerrung und der anderen Dachform bisschen größer aus.

Viele Grüße!
Sandor

Sehr schön! Einmal mit komischer Kupplung (KK) nach oben und einmal nach unten. Der Wagen mit der Kupplung nach oben dürfte der ältere sein (1907+-2). Der andere ist von 1909+-2.

Könntest Du bitte mal von beiden Wagen den Unterboden zeigen direkt nebeneinander, damit man die beiden Versionen direkt vergleichen kann, d.h. ob das Untergestell von der Größe vergleichbar ist. Ausmessen wäre natürlich noch besser!

PS: die linke Achse auf dem letzten Bild ist nicht original, evtl. auch die rechte. Die Speichenräder des anderen Wagens sind aber original.

Bitte schön! Wie gesagt, sie haben quasi die gleichen Maße, das habe ich gemessen.
VG, Sandor

Top! Das Untergestell ist bis auf die Kupplungen gleich ausgeführt! Beide Wagen sind von Bub!

Bitte den Titel entsprechend abändern!

Hallo zusammen,

ich möchte hier vier weitere Wagen mit und ohne der "komischen Kupplung" vorstellen. Der direkte Vergleich illustriert sehr eindrücklich den Sinn und Zweck dieser Kupplung:




Die komische Kupplung kuppelt bei den ansonsten identischen Wagen den Zug sehr dicht zusammen wie man im direkten Vergleich gut erkennen kann:




Der Effekt der dichten Kupplung ist, dass die Kupplung nicht nur auf Zug sondern auch auf Schub sehr gut funktioniert. Man kann an den Wagen herumrütteln wie man mag, sie bleiben zusammen.

Diese Eigenschaft ist für Bahnspiele wichtig, wo der Zug wie z.B. bei der Ausweichbahn sehr abrupt abgebremst werden kann. Die Kupplung wurde also bei Packungen verwendet, wo eine robuste Kupplung auf Schub notwendig war oder auch bei den besseren Loks mit Automatikbremse, die auch sehr abrupt anhalten können. Die normale Hakenkupplung kuppelt hingegen besser mit anderen Hakenkupplungen wie z.B. von Bing.

Die komische Kupplung von Bub ist deshalb eine Kurzkupplung (beides abgekürzt mit KK), die gleichzeitig mit der normalen Hakenkupplung angeboten wurde, je nachdem, ob es für eine bestimmte Packung notwendig war. Dies ist belegt durch die bis auf die Kupplung identischen zwei Waagenpaare. Die enge Kupplung schaut auch einfach besser aus.

Eine weitere Form der komischen Kupplung ist aufgetaucht, diese hat auch den sehr breiten Schlitz aber die Vorderseite ist auch noch V-förmig.





Allerdings hat die Kupplung einen ziemlichen Denkfehler, sie lässt sich nicht mit den baugleichen Wagen aus den Bub Zugpackungen kuppeln, da diese nicht durchpassen.



mit bestem Gruß

Arne

An diesen Wagen habe ich diese Kupplung noch nie gesehen. Spannender Fund. Das Untergestell der beiden Wagen deutet auf einen Baujahrunterschied von etwa 5 Jahren hin. Links etwa 1912+-2, rechts etwa 1907+-2. Das erklärt evtl. die Inkompatibilität der beiden. Evtl. wurden die Wagen auch nur als Set verkauft und da ist das nicht weiter aufgefallen.