RE: [Eigenbau] Emily - Nachbau Märklin Raddampfer 1061 - 11

Hallo Udo,

mit dem Holzblock hat es eine Bewandtnis. Es ging darum, die Galionsfigur herzustellen.

Wie haben sie das damals gemacht?

Geschnitzt, vielleicht, die Gussvorlage? Ein Freund erklärte mir, selbst feinste Figuren können geschnitzt werden. Gut geeignet wäre Lindenholz, frisches.

Also bat ich einen anderen Freund um ein Stück Lindenholz. Das steht jetzt bei uns im Hausplatz. Für einige tausend Galionsfiguren sollte es ausreichen.

Momentan arbeite ich daran, mit vielen Lagen Eichenholz eine zweigeteilte Form zu erstellen.



Ich habe den Rumpf abgetastet und nähere mich nun mit vielen Lagen der Form. Ich habe bereits Versuche angestellt, wie ich die Schichten schleifen kann. Zunächst versuchte ich es mit dem Schweifhobel, einem Werkzeug, das auch den Altvorderen verfügbar war.



Das gelang nicht.

Nun versuchte ich es mit einem Walzenschleifmittel.



Das sieht besser aus.

Ja, ich habe die Erwartung, mit dem Holzmodell eine bessere Symmetrie zu erlangen.

Herzliche Grüße
Heinz

Ich nehme dazu einen Bandschleifer. Und das Schleifpapier hält ewig lange. Ich hatte mir damals vorsichtshalber eine Anzahl Schleifbänder hinzugekauft. Aber siehe da: Ich arbeite immer noch mit dem ersten Band, und das sieht fast wie neu aus. Erstaunlich in einem Zeitalter, in der alles seine begrenzte Lebensdauer hat.

Hallo,

Nach abschrecken kommt noch eine zweite Behandlung, entlassen. Auf 200-300 Grad. Erst dann werd das Metall wieder zäh.

Aber, wir reden hier von kleinere Gegenstände, in Hobbybereich.
Was ich manchmal mache ist Blech einfach ausglühen. Entweder kühlen lassen oder mit eine Zange auf dem Amboss oder Dorn klopfen.
Das Metall wird zwar verfärbt, aber das kann man leicht wegpolieren.

Grüsse, Ike

Da hast du intuitiv das Richtige gemacht. Nur nicht ganz genau.

Grauguß schweißen ist eine hohe Schule. Grauguss hat einen extrem hohen Kohlenstoff-Anteil und dazu Kohlenstoff in besonderer Form (deswegen folgt ja nach der Eisenschmelze für höher vergütbaren Stahl auch das Bessemer-Verfahren in dem dieser Kohlenstoff durch eingeblasene Luft verbrannt wird).
Im Gusseisen will man aber diesen Kohlenstoff haben, er ist wichtig. Beim Schweißen verbrennt er aber. Man muss also beim Schweißen von Guß Kohlenstoff zuführen. Das Schweißgut wird daher in einer Umgebung mit Kohlenstoff-Überschuss erwärmt und dann geschweißt. Macht man das nicht, versprödet der Guß und es reißt, nicht unbedingt an der frischen Schweißnaht, sondern daneben. Zudem entstehen durch das lokale Schweißen Spannungen im restlichen Guß, was zu Rissen ggf. an ganz anderer Stelle führt.

Es nützt aber wenig, neben das Gußteil ein Brikett zu legen....

Ich würde Gußschweißungen immer an erfahrene Leute geben. Wenns nicht drauf ankommt würde ich ein Feuer aus Kohle machen, z.B. Holzkohle und in dieser heißen Umgebung schweißen. Achtung beim Abkühlen, das muss gleichmäßig erfolgen. Abkühlen in der Kohlenstoffumgebung kann zum sog. Aufkohlen führen und damit zu weiteren Problemen.

Soweit meine tief verschütteten Belehrungen alter Meister aus der Lehre vor vielen Jahren.

Hallo,

vielen Dank für die technisch-handwerklichen Ausführungen.

Für mich ist das alte Spielzeug eng verbunden mit Geschichte und Technik.

Technik.

Wie haben sie das damals gemacht?

Natürlich habe ich in meiner kleinen Schreinerei auch eine kleine Bandschleifmaschine.

Ein Schreiner-Freund kam heute und sagte, das kannst du schnitzen.

Schnitzten?

Das ist doch Eiche!

Ich verfüge nur über einfaches Schnitzwerkzeug, welches ich noch nie verwendet habe. Es handelt sich um einen Kasten "fabrikneu", also ungeschliffen. Einer meiner Hohlbeitel habe ich geschliffen. Damit führte ich dann eine Probe durch. Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich mit dem Beitel in das Langholz eintauchen und auch am Stirnholz hatte ich keine Schwierigkeiten, das Holz zu schneiden.

Ob es wohl gelingt, das Holz so zu bearbeiten?

Eiche ist ungesund, wenn als Staub eingeatmet.

Ich denke, Emily ist ein Projekt mit vielen Facetten.

Ich werde berichten.

Herzliche Grüße
Heinz

Eichenholzstaub ist ungesund, wenn es eingeatmet wird. Noch nie gehört, aber da wird schon was dran sein. Ich werde also in Zukunft aufpassen.

Zudem: Trockenes Eichenholz ist so etwas von hart, daraus hätte sich Robinson auch den benötigten Spaten herstellen können.

Schönen Gruß
Udo

Hallo,

Bender, mein Biegeroboter, ist entsetzt. "Wie, jetzt macht der Typ das Schiff aus Holz? Und was wird aus meinem Job?! Soll ich vielleicht Pizza ausfahren??? Es gibt Gerüchte, er hätte jetzt ein Subunternehmen, die machen die Arbeit für noch weniger Geld. OK, er hat mich gekauft. Aber Geld hat er mir eigentlich noch nie bezahlt...".



Der erste Eindruck ist, ja, ich erkenne die Form wieder. Die Schiffsrümpfe, die ich gesehen habe, weisen mittschiffs eine Parallelität auf. Die "Verformung" findet recht dezidiert satt. Jeweils an Bug und Heck. Das Modell habe ich in Schichten erstellt und verschraubt.



Ich habe mich mit Probestücken an das Modell herangetastet.



Immer im Auge, die Fotos, die dankenswerter Weise vom Auktionshaus Hohenstaufen (Quellennachweis) veröffentlicht wurden. Ohne diese Veröffentlichung wäre das Projekt nicht möglich. Vielen Dank!

Udo hatte recht, mit dem Bandschleifer gelingt die Formgebung. Gut zwei Stunden habe ich Schnitzwerkzeuge und Hohlbeitel geschliffen. Die Werkzeuge erwarten nun andere Aufgaben.

Der halbstationäre Bandschleifer vermag nicht, das Schleifband randbündig einzustellen.



Daher werde ich einen Hand-Bandschleifer hinzuziehen.



Der Bandschleifer muss zunächst gesäubert werden, da ich damit Böden geschliffen habe. Auch dieses Werkzeug aus den 2000er Jahren dürfte fast schon "historisch" sein. Es wurde in den USA hergestellt!

Ich überlege, wie ich den Bandschleifer fixieren kann.

Im Moment sieht es noch ein bisschen klobig aus.



Aber das wird schon...

Herzliche Grüße
Heinz

Ich hoffe du bringst die Verkleidung über dem Zahnriemen wieder an oder verbannst das Gerät aus der Werkstatt. Solche offenen Riementriebe sind nicht ungefährlich.

Ja,

die Verkleidung kommt natürlich wieder dran. Im Hintergrund ist sie zu sehen. Der Bandschleifer ist ein 100mm-Profi-Gerät. Wenn die Maschine lange Holzfasern einsaugt, verstopfen die Absaugwege. Es ist eine sorgsame Reinigung von Nöten.

Herzliche Grüße
Heinz

Zum Verrutschen des Schleifbandes bei deiner halbstionären Schleifmaschine ist zu sagen, dass man das Band in der Lage genau einstellen muss. Wenn man aber nur seitlich schleift, verrutscht das Band trotzdem. Ich arbeite dann so, dass ich diese abgerundeten Bereiche des Holzes ganz am Anfang des Schlefbandes schleife, also da, wo das Band hervorkommt und über die Rolle nach vorne läuft.

Hallo Udo,

ich möchte das Band genau abschießend mit der Schleifunterlage -Führungskante einstellen, also den Rand des Schleifbandes nutzen. Das gelingt, konstruktiv bedingt, auf der halbstionären Schleifmaschine nicht.

Auf dem Foto ist zu erkennen, wie sich ein unschöner Rand bildet, der vom Schleifmittel nicht erfasst wird.

Übrigens habe ich das Gerät mit einer Absaugen verbunden, die den Staub auffängt.

Auch wenn ich langsam zur sicheren Erkenntnis gelange, dass über einem Holzmodell das Blech getrieben wurde, sind noch zwei Punkte offen.

- Wie wurde das Holzmodell bearbeitet? Schleifmaschinen waren zu dieser Zeit nicht verfügbar.

- Wie wurde das Blech über das Holzmodell in seine Form gebracht? Hier steht mein Versuch noch aus.

Herzliche Grüße
Heinz

Warum soll es keine Holzschleifmaschinen gegeben haben? Vielleicht keine mit Bändern.
Sondern wie Metallschleifmaschinen mit Filzscheiben, die außen mit Korund beklebt sind. Für Holz kann man ja grobes Korund benutzen.

Ich nehme an, dass die Formen entweder an stationären Schleifmaschinen oder - was ich wahrscheinlicher finde, da keine industrielle Fertigung nötig war - mit einem Satz spezieller Hobel und mit Ziehmessern in Form gebracht. Es gab Hobel für alle möglichen Zwecke, wie zum Beispiel auf diesem Foto einer Auktion zu sehen ist. In der langen Zeit bevor es Kehlmaschinen, Oberfräsen und Schleifmaschinen gab, wurde gehobelt und abgezogen und nur wenig geschliffen (vor allem mit Bimssteinen, (Elektro-)Korund auf Textil oder Papier ist eine eher neuere Erfindung). Und wie exakt mit einem gut geschärften Hobel gearbeitet werden kann, könnt ihr in diesem oder diesem Video eines japanischen Schreinerwettbewerbs nachschauen. Und hier wie mit den Kanna (japanische Hobel) Holz rund gehobelt wird.

Hallo Ursin,

von den japanischen Hobel(-Messer) habe ich schon gehört. Bislang noch nicht in Aktion gesehen. Sie sind insofern einzigartig, als sie gezogen werden. Wahrscheinlich wird ein solcher Hobel niemals Einzug in meine kleine Werkstatt finden. Die Messer sind extrem aufwendig hergestellt und zum Teil nahezu unbezahlbar.

Zurück zur Holzbearbeitung um 1900. Allzu viele Informationen gibt es nicht. Der gemeine Schreiner besaß üblicherweise nicht unbedingt gute Kenntnisse im Lesen, Fachbücher, wie wir sie heute kennen, waren, bis auf wenige Ausnahmen, nicht verfügbar.

Standartwerke wurden von Th. Krauth und F.S. Mayer im Jahr 1899 herausgegeben. Sie waren für Universitäten bestimmt und erklären nicht die handwerkliche Verfahren.



Das Werk ist als Nachdruck verfügbar,



es zeigt auch einen Überblick über Werkzeuge und Maschinen.



Feilen und Raspeln waren zu dieser Zeit verfügbar. Kenntnisse in Lesen und Schreiben waren zu dieser Zeit nicht von Nöten, um einen Handwerksberuf auszuüben. Die Fertigkeiten vermittelte der Meister gegen Bezahlung. Von den Autoren sind weitere Nachdrucke verfügbar, die ich alle empfehlen kann.

Ein weiteres Werk ist "Der Landtischler" von August Graef aus dem Jahr 1894. Auch dieses Buch beschreibt nicht die Technik. Es handelt sich um ein Musterbuch mit Tafeln, aus denen die Abmessungen abgegriffen werden können.



Es gibt auch einen universal kombi Hobel, den Stanley 55, entwickelt um 1893.



Auch mit diesem Hobel können die Vertiefungen und Rundungen nicht erzeugt werden. Ich kenne Hobel, mit denen Leisten, Flächen, Wölbungen, Speichen oder Kuhlen für Stühle herstellen können.

Ich vermute, dass Holzbildhauer die Modelle gefertigt haben oder Flaschner mit entsprechenden Fähigkeiten.

Herzliche Grüße
Heinz

Von meinem Ur-Ur-Großvater besitze ich diesen Schrank, welchen er seinem Sohn zur Hochzeit aus massivem Kirschholz gefertigt hatte. Als Dorfschreiner hatte er sicher nicht die Maschinen...
Ein paar wurmstichige Hobel hat mein Vater noch.

Frage was ich mir stelle: wie geht es dann weiter wenn der Holzrumpf existiert?


Von Protoypenfertigung kenne ich Matrize und Patrize aus Polymerbeton zu fertigen. Für ein paar Pressungen reicht es.
Evtl. ein alternativer Weg?

Also aus dem Holzrumpf Abformungen für die Matrize und dann wiederum eine Patrize zu erzeugen?

Ob es in diesem Fall mit den hohen Umformgrade in einem Schritt geht? Wobei das dünne, weiche Blech evtl. das mitmacht. Ggf. auf die Textur (Walzrichtung) achten, dünnen Filz oder Vlies einlegen.

Aber zu dem Thema könnte evtl. der Ausstellungsbericht aus "Altes Spielzeug" Ausgabe 1/2019 weiterhelfen. Es geht wohl auch um die Fertigung von Holzrümpfe für Spielschiffe. Man sieht da die Spanhäufen.

Hier die Homepage www.spielschiffe.com

Bin mal gespannt wie es weitergeht.

Gruß
Harry

Mir kommt gerade in den Sinn: Mein Grossvater war ursprünglich gelernter Wagner und hat mir mal eine kleine, einfaches aber schwimmfähige Holz-Jolle zum Spielen gebaut (werde es die Tage mal ausgraben): Der Rumpf besteht aus einem Stück Fichtenholz, das er zuerst auf der Bandsäge grob zugeschnitten hat, dann hat er mit der Ständerbohrmaschine Taschenlöcher ins Deck gebohrt und mit dem Stechbeitel verbunden, um den Innenraum zu formen, ob er dafür Schälmesser und Hohleisen gebraucht hat, weis ich nicht mehr, es geht aber auch ohne.
Nachher hat er mit dem Ziehmesser die Form des Rumpfs geformt und dann geschliffen (mit der Bandschleifmaschine, geht aber auch von Hand...). Das ging beeindruckend schnell, vielleicht zwei, drei Stunden. Meine Grossmutter hat dann noch ein kleines Segel genäht und dann konnte das Böötchen ausprobiert werden.

Ich habe mal schnell-schnell für einen Kumpel diese Würfelbox gemacht. Weniger perfekt als Grossvater damals und mit mehr Bandschleifmaschine...

Und an Hobeln gibt es natürlich unzählige: Schiffshobel, Hohlkehlenhobel, Schweifhobel, Grundhobel , Stopphobel ... und denkbar ist natürlich auch, dass die Werkstatt speziell Hobel anfertigen liess für gewisse Arbeiten

Zitat

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Das ist ein schönes Holz, Ursin!
Was ist es?
Walnuß??

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Ja genau, das ist europäischer Nussbaum