du hast Erfahrungen sammeln können mit Spirtuslack? Naturharze, die hier zur Lackherstellung benutzt werden, sind viele Jahre alt. Genauer Jahrhunderte bis viele Jahrtausende. Sie sind sehr gut in Alkohol löslich.
Das bietet Vorteile bei der Verarbeitung und birgt auch Nachteile. Abtrocknen hilft nicht. Mit ein wenig Alkohol wird alles wieder flüssig. Selbst nach hundert Jahren.
endlich ging es heute am Raddampfer weiter. In meiner Werkstatt habe ich keinen Sitzarbeitsplatz. Daher wurde heute im Wohnbereich gemalert. Es ging an den Schriftzug "Emily".
Nicht mehr habe ich mir für heute vorgenommen, als die beiden Schriftzüge. Ruhige Jazz-Musik sollte das Übrige tun, damit nur nichts schief geht. Doch dazu später mehr. Zunächst wurde der Arbeitsplatz eingerichtet. Eine erhöhte Handauflage habe ich auch gebastelt.
Den Schriftzug habe ich mit selbst angefertigtem Pauspapier durchgepaust. Da war schon der erste Fehler.
In bewährter Manier habe ich mir Hilfslinien gezogen. Natürlich ohne darüber nachzudenken, wie ich die wieder weg bekomme.
Ansonsten lief alles gut.
Nach nur wenigen Stunden waren die Schriftzüge erstellt.
Dann kam Murphys Gesetz zum Tragen. Nach dem Ausatmen ein unachtsamer Griff.
Autsch! Mitten ins E. Das tat weh!
Spirituslack braucht "ewig", um vollkommen auszuhärten. Die Radkästen habe ich schon vor geraumer Zeit lackiert und sie sollten nun gut ausgehärtet sein. Daher denke ich, ich warte ab, bis die Öl-Lackfarbe getrocknet ist und versuche mit dem Skalpell, den Schaden zu beheben.
Heinz, schön gemacht. Wenn alles hart ist, kann man hier und da mit dem Skalpell nacharbeiten.
Zum Durchpausen habe ich hier einmal (oder im FAM) einen Beitrag gepostet. Das Pauspapier muss man sich selber machen, indem man mit einem weichen Bleistift auf der Rückseite des Papiers eine Bleistiftfarbfläche aufbringt. Diese Bleistiftfarbe läßt sich leicht entfernen, auch durch Abwaschen.
Inzwischen kann ich nicht mehr so schön gleichmäßig malen, weil meine rechte Hand etwas zittert. Es gibt aber zwei Abhilfen: Abends alles parat legen und direkt nach dem Aufstehen loslegen. Zudem die Hände vorher mit warmen Wasser waschen; das beruhigt einen Nerv in der Hand, der für das Zittern zuständig ist. Bei mir dürfte das ein Aktionstremor sein und speziell ein Haltetremor, auch, wenn ich beispielsweise eine Tasse Kaffee zum Trinken ansetze. Da kann man natürlich einfach die Hand wechseln; beim Schreiben wird es schwieriger.
Und dein Pinsel ist zu dick. Beim Frankfurter Blechstammtisch hat mal jemand in Bezug auf einen winzig dünnen Strich gesagt, dass ich mit einem Pinsel mit einem Haar arbeiten würde. Nein, habe ich geantwortet, mit drei Haaren. Es gibt für die Schriftenmalerei Pinsel mit ganz wenigen Haaren, die extrem kurz sind. Selber abschneiden geht nicht, denn das ist eine Wissenschaft für sich. Solche Pinsel bekommt man in einem Geschäft für Kunst-Malerei.
ein Ruhezittern der Hände kenne ich schon seit meiner Kindheit. Alles Zittert. Es ist das 1/F, das rosa Rauschen im Universum ;O)
Das Pauspapier habe ich genau so hergestellt. Tatsächlich können die Spuren abgewaschen werden. Das habe ich dann probiert, nachdem ich mit dem Malen angefangen hatte.
Udo, du hast gut gemerkt, dass ich die Schrift nicht handwerklich einwandfrei ausgeführt habe. Der Pinsel passt. Es ist ein Schriftmalpinsel der passenden Größe. Nur ich habe die Schrift nicht in einem Zug gemalt. Die bei Emily benutzte Schrift ist eine Serifen Schrift. Das heißt, mit einem Pinselzug werden Linien und Enden ausgeprägt. Der Pinsel wird dabei gedreht. Dabei entstehen die typischen Dreiecken.
Soweit die Theorie.
Bei einem solchen Projekt, wie immer gesagt, ist es eine Reise in die Vergangenheit, wird deutlich, wie viele spezialisierte Arbeitsschritte schon damals notwendig waren, um ein Spielzeug zu fertigen. Ich kann nicht erwarten, dass alles perfekt läuft. Ich bin sehr zufrieden, dass es es überhaupt gelingt.
Menschen und auch die meisten Tiere haben ein "Muskelgedächtnis", das stets wiederkehrende Bewegungen automatisiert. Dadurch wird erstens das bewußte Denken entlastet und zweitens die Bewegung optimiert. Wir alle kennen das vom Laufen und Radfahren. Dabei kann das Bewußtsein jederzeit regulierend in den Automatismus eingreifen.
So geht das auch den Schriftmalern. Wer die gleichen Bewegungen tausend Mal ausgeführt hat, muß nicht darüber nachdenken und erzielt optimale Ergebnisse. Wer nur gelegentlich Schriften malt, tut das bewußt und hat mit allerlei "Störfaktoren" zu kämpfen...
Ich habe das selber erfahren, als ich anfing, sportlich Tontauben mit der Flinte und auf Scheibe mit dem Revolver zu schießen. Meine Güte, was war das immer für eine Zitterpartie! Mein alter Schießlehrer hat mich dann dazu angehalten, Anschlagsübungen zu machen. Immer und immer wieder, bis der Bewegungsablauf automatisiert war. Das hat geholfen! Ich bin eine sichere Schützin geworden und habe manchen Preis mit nach Hause gebracht.
Lieber Heinz, Du mußte also VIELE Emiliys bauen und beschriften, dann klappt's auf Anhieb!!! 😄😄😄
ausgerechnet mit Pfeil und Bogen bin ich nicht sonderlich begabt...😞 Interessieren würde mich aber eine Armbrust! Damit habe ich noch nie geschossen. Aber mittlerweile werde ich zu alt für solche Eskapaden, leider.
ich könnte auch sagen, du hattest Glück. Andere sind mit solchen Eskapaden nicht alt geworden ;O)
Zum zielstrebig unbewussten Handeln möchte ich noch sagen, dass es mich nervt, wenn Kehrschaufel samt Besen auf dem Abfalleimer liegen und diesen zudecken.
Ich mache nämlich, wo immer es geht, Zen-Übungen. Da bietet sich der Abfalleimer an. Konzentration. Nicht der Arm, nicht die Hand, nicht der Weg, nicht das Ziel. Einzig der Punkt, an dem das Objekt im Eimer landet, ist wichtig. Ich benutze beide Arme, abwechselnd.
So versuche ich auch den Pinsel zu führen. Ich stelle mir die Linie vor.
Ich habe keine ruhigen Hände. Aber so gelingt es mir, einigermaßen unwacklige Linien zu ziehen.
wenn alles im Fluss ist, bin ich nicht zu bremsen. Oder anders gesagt, muss ich es ausnutzen. Also ging es heute gleich weiter. Kleinere Lack-Arbeiten stehen noch aus. So habe ich heute die Treppe und die Reling innen mit dem Pinsel gestrichen.
Ich versuche möglichst mit nur einem Pigment die Farbe herzustellen. Grundsätzlich gilt die Drei-Pigmente-Regel. Niemals mehr als drei Pigmente mischen, das wird "schmutzig". Umgekehrt ist mit nur einem Pigment die höchste Leuchtkraft zu erwarten. Ausnahmen sind selbstverständlich möglich.
Für das Ruder, rechts im Bild, habe ich das passende Pigment noch nicht gefunden. Mit der Farbe im Versuch kann gut der Salon lackiert werden. Beim Ruder und die Bremse soll es jedoch ein Rot oder Rot-Orange sein sein. Der Farbkreis ist sicherlich gut bekannt, hilft hier aber nicht weiter, da er ein anderes Farbmodell abbildet. Die Definition der Farbe ist das eine, ein passendes Pigment zu finden, das andere. Kann jemand vielleicht einen Tipp geben?
Auf dem Salon findet sich ein Oberlicht. Es wurde heute auch grundiert mit Bleiweiß-Ersatz.
Mit dem Salon hat es auch noch eine besondere Bewandtnis. Hier habe ich mein Logo eingebracht. Es ist geprägt und kann nicht entfernt werden.
Oh, Oh. Hier ist nun alles zusammen gekommen, was ich mir nicht wünschte. Die Lackfarbe deckte nicht und die Ungeduld brachte den Lack beim Versuch, ihn schnell zu trocknen zum Kochen :O(
mit dem Ruder-Rad geht es nicht voran. Ich finde einfach nicht genau das Rot, das leicht ins Violett reicht. Auch alle Mischversuche blieben ohne den gewünschten Erfolg. Am nächsten kommt vielleicht Zinnober. Doch das ist ein recht teures Pulver. Und ich müsste es erst kaufen, um es ausprobieren zu können. Darüber hinaus ist Zinnober nicht lichtbeständig. Unter Lichteinfluss dunkelt es nach.
Hier wird deutlich, dass schnell Grenzen erreicht werden. Vor über hundert Jahren gab es wohl, zum Teil hochgiftige Pigmente, die heute nicht mehr verfügbar sind.
Es stellt sich nun die Frage, wie der Kompromiss aussehen soll. Ich könnte die Teile genau so lassen, wie sie bereits lackiert sind. Damit wären sie in der gleichen Farbe wie der Salon oder ich lackiere sie mit der Rumpffarbe.
Ich tendiere dazu, sie so zu lassen, auch wenn sie mittlerweile schon Spuren der Abnutzung zeigen.
Es ist schon bemerkenswert, mit wie vielen verschiedenen Farben der Künstler bei Märklin gearbeitet hat.
Wie redet denn der Tom Scott ? Hat er einen Schuhlöffel verschluckt ? So was von abgehackt ! Dagegen spricht der wohl indischstämmige Institutbeschäftigte ein wohlklingendes Englisch. Auf jeden Fall braucht Heinz jetzt eine indische Kuh, nicht, um der ausschließlich Mangoblätter zum Fressen zu geben, um eine optimale gelbe Farbe aus deren Urin zu gewinnen, sondern die muss jetzt ausschließlich rote Tulpen fressen. Dann ist das Farbproblem gelöst.
Alle Farben, wie wir sie kennen, also die physikalischen Farben, bestehen aus "Farbträger", Pigmente. Das sind meist zu Pulver zermahlene Stoffe, die bestimmte Anteile des Lichts schlucken und andere reflektieren.
Als ich das erste Mal historisches Blechspielzeug sah. Ich habe das Bild noch immer in Erinnerung. Es war ein Bahnhof, ein Fahrkartenautomat. Es war die Farbenpracht, die mich überwältigte, die Plastizität. Vor allem die leuchtenden Farben.
Ich habe geträumt, mich mit solch schönen Spielsachen zu umgeben.
Ich bin ein Macher. Nun träume ich davon, solch schöne Spielsachen machen, erschaffen zu können.
Viele Stunden, Tage, habe ich nach diesem einen Rot gesucht. Die Reise wird fortgeführt...
Mehr als hundert verschiedene Pigmente finden sich bereits in der "Lack-Ecke" meiner Werkstatt. Es ist eine unvergleichliche Freunde, reine Farbe sehen und erleben zu können.
Wenn daraus ein prächtig schillernder Lack wird, ist die Freunde noch größer.
nun ist nahezu alles lackiert und es stehen aber noch Lötarbeiten aus. Ist das denn möglich?
Das Deck musste durchgängig gestrichen und mit Linien versehen werden. Nun fehlen noch die Ruderklemme und der Fahnenmasthalter am Heck.
Der Lack ist partiell entfernt und Lot ist aufgebracht.
Mit dem Lötkolben werden die Teile zusammengefügt.
Kolophonium, ein Naturharz, wird beim Löten als Flussmittel benutzt. Spirituslack besteht auch aus Naturharz. Die Lötarbeiten konnten ohne unbeabsichtigte Beeinträchtigung des Lacks ausgeführt werden.
Ich habe ein wenig zu viel Lot aufgetragen. Daher hat das Federblech ein wenig Abstand vom Deck. Ich möchte allerdings nicht nachbessern. Die Lötstelle ist fest und das Risiko, doch noch den Lack zu beschädigen, ist mir zu groß.
Ich stelle mit Freude fest, dass es mir zunehmend leichter fällt, mit Spirituslack zu malen. Nun geht es an die Linien, die Rumpf und Schaufelradabdeckungen zieren. Beim Linieren sind alle Hilfsmittel erlaubt. So ist es auch durchaus üblich, den Pinsel ruhig zu halten und das Objekt zu bewegen.
Daher bastelte ich eine Auflage für den Schlepp-Pinsel.
Den Radkasten habe ich dann frei Hand am Schlepper vorbeigeführt. Dabei achtete ich darauf, dass der Radkasten stets Kontakt mit der Werkbank hatte. Die Breite der Linien wird durch die Wahl des Schleppers bestimmt.
Die Linien auf der halbrunden Seite wurden mit einer Handauflage gezogen. Dabei wird der Schlepper in einer fast senkrechten Lage gehalten (nicht dargestellt).
Hier der Versuch, Wülste mit einer Linie zu versehen. Auch hier wurde das Blech bewegt.
Märklin hat um 1900 üblicherweise Glitzerlack oder Glimmerlack für Reling und Geländer benutzt. Welchen Lack genau, wird ein Betriebsgeheimnis bleiben. Ich habe eine Mischung von Pigment und Kupfer-Glimmer mit einem weiteren Glimmer-Pigment in Spirituslack verwendet.
Der Klarlack hat die Farbe des Schriftzuges verwaschen. Es gibt noch weniger klare Konturen. Ich bin unüberlegt herangegangen und habe die Schichten Klarlack zu dick aufgetragen. dadurch löste sich der Schriftzug an. Auch hatte ich Fusseln im Lack. Zudem muss ich wohl noch an der Mischung des Lacks feilen.
Natürlich bin ich nicht begeistert.
Es stellt sich nun die Frage, was tun? Ich könnte versuchen, die Konturen nachzuziehen. Oder alles neu lackieren. Oder einen Freund bitten, ob er für mich die Schrift malt.
Ob das aber mit meinem Grundsatz, alles wird selbst gemacht, zu vereinen ist?
Zähne zusammenbeißen und neu lackieren, lieber Heinz!
Wenn Du es so lässt oder sogar an der Schrift verschlimmbesserst, wirst Du Dich ewig ärgern, denn Dein Blick wird immer wieder auf der verunglückten Schrift hängen bleiben.....
Wenn ein Freund Schriften malen kann, dann soll der es machen. Man muss nicht sklavisch alles selbst machen. Auch Märklin hatte viele Hände, die etwas gemeinsam schafften und trotzdem ist es "Märklin".
... muss die Schrift wirklich gestochen scharf sein ? Bei den gelben Fugen der Decksplanken ist es auch nicht ganz so geworden wie erwartet. Das macht doch gerade den besonderen Charme aus. Es ist ein Unikat.
Ja, Udo, Märklin hatte viele Hände. Darum geht es auch bei diesem Projekt. Wo werden Grenzen erreicht? Wie ich finde, wird hier deutlich, dass bei einem "modernen" Spielzeug von um 1900 bereits mit solcher Präzision gearbeitet wurde, dass spezialisierte Fachkräfte benötigt wurden. Emily war sehr lange im Programm. Leider gibt es keine weitere oder gar frühere Exemplare. Daher ist die Entwicklung der Lackierung nicht nachvollziehbar.
Liebe Claudia, ich kenne einen Handwerkerspruch: Das guckt sich weg! Ich denke, ärgern werde ich mich nicht. Wenn doch, wird es neu lackiert.
Lieber Dieter, nein, muss sie nicht. Ich bringe die Schatten an, die Farbe habe ich heute angesetzt, und sehe dann weiter. Die Linien sind übriges geworden, wie beabsichtigt. Sie sind im Original auch recht unruhig und nicht deckend.