RE: [Eigenbau] Emily - Nachbau Märklin Raddampfer 1061 - 20

Hallo Heinz,

wie versprochen hier ein Bild von einer Bretternachbildung auf einem Güterschuppen aus Blech.



Viele Grüße
Christian

Hallo,

viele Versuche sind durchgeführt, viele Probeblechstücke wurden immer wieder abgewaschen und neu lackiert. Die Bierlasur wird typischerweise in mehreren Schichten aufgetragen, so auch bei mir. Die Herausforderung ist, den Spiritusklarlack vorsichtig aufzutragen, damit die Lasur nicht verläuft. Insgesamt verändert sich jedoch die Lasur, so dass sie vor dem Lackieren kräftiger aufgebracht werden muss.

@Christian. Wenn ich die Pigmente mit viel dünnem Öl ansetze, läuft die Farbe gut aus dem Schlepper, trocknet aber schlecht oder gar nicht. Die alten Meister hatten sicherlich ihre Geheimrezepturen.

Mittlerweile hat mir Frank die Seiten aus dem Buch "Märklin die großen Jahre 1895 bis 1914" zukommen lassen. Hieraus möchte ich gerne berichten. Im Grunde genommen wird genau das Vorgehen beschrieben, welches ich bei Emily anwende, jetzt bezüglich der farblichen Endbehandlung. Ölanstiche wurden verwendet. Das sind Techniken, die aus der Malerei hinlänglich bekannt sind. Märklin hat wohl die Trocknungsprozesse verkürzt, indem die bemalten Sachen in einen Trockenofen über Stunden bei einer Temperatur von 40 Grad Celsius ausgesetzt wurden und dadurch die Zeit deutlich verkürzt wurde, die die Ölfarbe zum Aushärten benötigt.

Insbesondere wurden die verschiedenen Arbeitsschritte von verschiedenen Arbeitergruppen ausgeführt. Am höchsten spezialisiert waren die Frauen, die die Linien zogen.

Für mich bedeutet das, ich kann nicht erwarten, dass es mir gelingt, Linien ich höchster Perfektion zu ziehen.

Auf einer Fotocollage um 1885 sind auch Arbeiter im Künstlergewand mit Palette zu sehen.

Das war natürlich für Bender das Stichwort.

Bender meint, das mit dem Blechspielzeug hätte er nun abgeschlossen. "Ich bin jetzt Künstler." Eine New Yorker Galerie vertreibe bereits Roboterkunst. Er sei auf Porträt spezialisiert. Es würden unglaubliche Preise aufgerufen...



Meine Versuche mit dem Mahagoni-Imitat sind soweit abgeschlossen und die Öl-Lack-Farbe verdünnt, dass sie einigermaßen aus dem Pinsel läuft.



Jetzt gilt es, Mut zu fassen und das Deck zu lackieren. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen, da die einzelnen Schichten sorgfältig getrocknet werden müssen.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

Märklin hatte rund ein Dutzend verschiedene Deckbemalungen für Schiffe.Die sehr frühen Schiffe hatten eine dunklere Farbe als Deine Farbversuche eher in Richtung Noisette Schokolade und diese gleichmässig,die Längsstreifen sind leicht gelblich gewesen.

In die Farbe gehört kein Spiritus!Nur der Schellack wird mit Spiritus gelöst und verarbeitet.

Viele Grüße
Frank

Hallo Heinz,

Sehr gute Arbeit und danke für zeigen. Mit meine schlechte Deutsch ich kann nur ein wenig verstehen, aber mit das Holz-pattern und leinien ich habe ein Bespiel zu schauen. Ich habe diese Telefonhaus als Replika gemacht:



Das pattern ist mit einer leichten Grundierung versehen. Und dann eine dunkle Wäsche darüber - mit "Mineral Spirits" verdünnt. Die Linien sind mit einem "Paint Pen" ...

MfG,

Paul

Hallo,

zittern die Hände immer so oder ist es die Furcht?

Heute ging es ultimativ an die Linien. Von der Bierlasur ist noch etwas Bier über, welches schnell getrunken wurde*. Es beruhigt.

Zuletzt sah das Deck so aus.



Viele Schichten der Lasur sind bereits aufgetragen. Nun müssen die Linien drauf. Es geht darum, Decksplanken zu malen.

Der Pinsel zittert in meiner Hand mehr, als die Linie breit ist. Auch ein Wechseln der Hände bringt keine Besserung. Es ist mehr das Gefühl, dass es nichts wird, das die Hand ablenkt. Den Verlauf der Linie markierte ich mit Airbrush Band und malte die Linien nach. Hilfemittel wie ein Malstock oder eine Handunterlage können nicht eingesetzt werden, da Decksaufbauten, Masten, Schornstein und weiteres die Arbeit behindern.

Die Vorgabe, meine Vorgabe war, die Linien müssen absolut deckend ausgeführt sein. Sorgfältig wurden Farbproben angestellt.

Schnell hat es sich gezeigt, dass geht so nicht. Die Linien, die die Planken abtrennen sollen, müssen verwaschen werden.

So sieht es jetzt aus.





Ich finde, die Eleganz der maritimen Luxusschiffe ist getroffen. Was meint ihr?

Herzliche Grüße
Heinz



*Stimmt nicht. Das extra dunkle Bier wurde vor über einem halben Jahr gebraut und ich habe es nicht zur Lasur benutzt. Aus Versehen habe ich den Fächerpinsel in den Napf mit Sprituslasur getaucht. Da war der Weg vorgegeben.

Das sieht doch schon gut aus, aber warum nimmst du nicht die Ziehfeder, die
zeichnet exakte Linien und auch sehr dünne, oder wolltest du es so verwaschen haben....?

mit GRüssen Georg

die Eleganz hast du aber gut getroffen, Respekt....!!!!

Hallo Georg,

das Perfekte ist manchmal perfekt, wenn es nicht perfekt ist. Tatsächlich habe ich mit Wattestäbchen die Linien nach dem Auftragen verwaschen, ausgedünnt.

Danke für dein Lob.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo,

ich vermute, das "Airbrush-Band" ist das Gleiche wie das "Maskierband", dass im Flugzeugmodellbau für die feinen und superfeinen Linien eingesetzt wird. Kommt aus Japan, wird aber auch hier in Deutschland vertrieben. Ich habe mein Band von der Firma Engels Modellbau bekommen.

Grundsätzlich gilt aber: Wer feine Linien und Schriften mit der Hand malen will, muss das morgens nach dem Aufstehen machen. Und, ganz wichtig, vorher die Hände mit warmen Wasser waschen. Das beruhigt einen Nervenstrang in der Hand. Name des Nervs vergessen.

Nachmittags bekommt man die Linien nicht mehr so schön hin.

Ansonsten, Heinz: Gut gemacht !

Schönen Gruß
Udo

Moin. Ich finde die verwaschenen Linien passend. Im Original wurde pechgetränktes Werg straff in die Ritzen gestopft, später wurde mit Asphalt ausgegossen. Das glich auch ungenaue Kanten der Planken aus. Also sollen die Linien gerade verlaufen, dürfen aber auch "ausgefranste" Kanten haben bzw auch als Linie Unterschiede in der Strichstärke aufweisen.

Das ist genau der Moment wo man sich fragt, ist das richtig...? Und wenn das Holz
ein "ticken" zu dunkel ist, und wenn die Linien nicht gerade sind, was solls, letztendlich,
und darauf hin musst du arbeiten, wird der Gesamteindruck gewaltig sein, einfach
abwarten und ich wette dass du mindestens hundert "Gefällt mir" bekommst, und das
ist dein Zeugnis, dem Künstler seine eigenen Kreationen aber so dass man ihn erkennt....

Weitermachen also, ist nicht mehr weit.....

mit GRüssen Georg

Hallo,
Auf niederländisch heißt das "breeuwen " , für Deutsche wahrscheinlich nicht aus zu sprechen. Kalefateren geht da schon besser. Nicht nur Decks sondern ganze Rumpfe werden gekalfatert.
Im Mittelalter wurde Moos gebraucht. Später Hanf, mit Harz Teer Mischung und das mit einem speziellen Hammer reingestopft. Die Idee ist das das Werg durch Feuchtigkeit aussetzt und so wasserdichte nähte bekommt. Ist Fachwerk weil zu viel werg kann das ganze wieder auseinander drücken.
Heute werd Baumwolle und Bitumen verwendet.
Schiffsdecks sind wunderbare Exempel von handwerkliches können, wie Claudia schon sagte akkurat verlegt. Das säubern und scheuern mit Sand, Bimsstein und Wasser heißt Psalmsingen.

Grüsse, Ike

Wie hat Märklin das gemacht ?

Hallo Heinz,

wie versprochen zwei Bilder von der Malerrolle von Noch. Die Rolle ist rd. 2,3 cm breit. Im Set ist alles dabei, was das Malerherz begehrt: Malerrolle, Ersatzrollen, Pinsel, Abrollschale - und alles im Malerkoffer. Das Schöne darin ist, du brauchst keine Leiter und kannst im Sitzen arbeiten





Viele Grüße
Christian

Hallo,

mit dem Malerset wäre das Deck schnell übertüncht :O)

Zitat von Udo im Beitrag #489

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Wie hat Märklin das gemacht ?

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Liebe Claudia,

das war mein Wortspiel.

Was ist das Original? Das Spielzeug oder die Vorlage, die teilweise als Spielzeug hergestellt wurde, bevor die tollen technischen Errungenschaften gebaut wurden.

Hier ist es für mich das Spielzeug. Märklin Raddampfer Emily.

Emily zeigt gelb gemalte Streifen an Deck und Salondeck. Ich hoffe, es ist mir gelungen, sie einigermaßen getreu nachzumalen.

Herzliche Grüße
Heinz

Hallo Heinz,

die frühen Märklin Schiffe sind ähnlich wie die Zuckerbäcker Bahnhöfe reine Phantasie Modelle was ja auch ihren unvergleichlichen Reiz ausmacht.Wenn Du Dir die Bilder auf Historytoy von der Emily ansiehst,diese kommen der Realität schon sehr nahe was die Farben angeht.

Viele Grüße
Frank

Hallo,

heute zitternden wieder die Finger. Die rote Farbe kommt an den Rumpf.

Zuvor muss alles sorgfältig abgeklebt werden.



Die Spannung ist groß.

Dann wird gesprüht.



Deutlich zu erkennen ist, dass die Farbe krümelt. Ich war natürlich nicht begeistert, doch ich kann das ausbessern, wie auch die drei kleinen Macken, die das Band verursacht hat.



Ich bin fast versucht, die Macken zu lassen. Es soll schließlich ein altes Spielzeug nachgebildet werden. Nur kein Hersteller hat wohl absichtlich Macken seiner Lackierung beigebracht.

Noch ein kleiner Abstecher zur Farbe des Rumpfes unterhalb der Wasserlinie. Man benutzte möglichst giftige Farbe, um Bewuchs zu verhindern. Bleimennige ist rot und bietet sich an.

Wer sich dafür und auch insgesamt an der Farbgebung von Schiffen interessiert, sei diese Abhandlung empfohlen: https://www.classic-forum.org/images/Buc...ahrhunderte.pdf

Nachtrag: Um 1900 wurde bereits gesprüht. Völlig unklar ist, wie die Bereiche, die nicht lackiert werden sollen, abgeklebt wurden.

Herzliche Grüße
Heinz

Was meinst du - sind die Wagen alt oder restauriert?

Heinz, das sieht richtig gut aus.

Zum Abkleben. Das wurde vor 1901 wie nachfolgend beschrieben gemacht, denn 1901 entwickelte Oscar Troplowitz für das Unternehmen Beiersdorf AG den Klebeverband, für den er den Begriff Leukoplast erfand. 1923 erfuhr Richard Gurley Drew, Ingenieur bei 3M, von dem Problem, fertiggestellte Teile bei zweifarbigen Autolackierungen abzudecken. Zwei Jahre lang experimentierte er unter anderem mit pflanzlichen Ölen, Harzen und Gummi. 1925 präsentierte er sein erstes Ergebnis. Das nur an den Rändern mit Klebmasse beschichtete Trägermaterial aus Krepp-Papier haftete jedoch nicht ausreichend. Drew verbesserte sein Klebeband, indem er das Trägermaterial vollständig beschichtete. Fünf Jahre später erfand er das erste transparente Klebeband.

Vor 1901 (bis heute): Die abzuklebende Fläche wurde mit Schweinefett eingerieben. Auf dieses Fett kam eine dünne Metallfolie, die wunderschön an den Kurven und Biegungen angepasst werden konnte. Diese Folie wurde ganz fest mit einem Gummiroller aufgedrückt. Mussten an einzelnen Stellen Farbfelder gesprüht oder gepinselt werden, schnitt man die hauchdünne Metallfolie mit einem Skalpell aus und löste an der entsprechenden Stelle die Metallfolie ab. Dann wurde auf dieser nun freien Fläche mit Alkohol und einem Lappen das Schweinefett sorgfältig entfernt und danach die Farbe aufgetragen.

Schönen Gruß
Udo

Udo,

vielen Dank für dein Lob.

Schweinefett, Alkohol und Spirituslack? Wie passt das zusammen? Fett war auch mein erster Gedanke. Nur Fett und Spirituslack sind gleichermaßen in Alkohol löslich.

Vielen Dank für deinen Hinweis auf das Unternehmen Beiersdorf. Offenbar gab es schon vor 1900 Klebstoffe, die es ermöglichten feine Streifen zu kleben.

Ich bin immer wieder erstaunt festzustellen, wie um 1900 Mechanik und Chemie bereits ausgeprägt waren.

Herzliche Grüße
Heinz

Heinz, natürlich wurde nach der Alkoholbehandlung gewartet, bis alle Stoffe verflogen waren. Dann wurde lackiert.

Ich selber habe früher so gearbeitet.

Hallo Ypsilon,

natürlich sind die Wagen alt. Sie sind gut erhalten und bespielt. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen.

Alles original.

Ohne deinen Hinweis kann ich nichts erkennen, mit deinem Hinweis auch nichts.

Sehr gut gemacht. Schöne Beispiele für gelungene Wiederherstellungen.

Herzliche Grüße
Heinz