Es hat doch noch geklappt, Dank an meine liebe Frau! Die beiden Frontlampen für diese Lok sind sehr speziell und als Ersatzteil nicht zu bekommen. Rainer hat sich hier handelsüblicher Nachbauten bedient. Die Original-Lampen sind praktisch nicht zu bekommen. Ich habe einst bei einer Lok eines mir bekannten älteren Sammlers ein Bild gemacht.
In all den Jahren habe ich diese Lok mit originalen Lampen erst 2 x gesehen. Jedesmal unverschämt teuer!! Viele Grüße Wolfgang
Die vorderen Puffer schauen nicht original aus, ebenso schaut die Vorderfront nachträglich lackiert aus. Die Laternen sind sehr schön gealtert, aber die eingesteckte Halterung ist auf alt gemacht und brüniert, also die Lampen sind nicht original wie schon vermutet. An einem "originalen" Nachbau wäre ich demnach auch interessiert. Aber die hinteren Puffer an der Lok sind original und identisch mit den Puffern am Tender. Das ist immer noch sehr merkwürdig. Die Erleuchtung kommt dann wahrscheinlich - im wahrsten Sinne des Wortes - mit dem UV Licht.
Ich wünsche eine erholsame Nacht und bis bald...
PS: Das Uhrwerk meiner regulirten Victoria ist komplett anders als das der Lok von 1898. Kein einziges Teil identisch.
vielen Dank für die Fotos. Damit sollte ein Nachbau gelingen. Das wird allerdings recht aufwendig. Offenbar sind die Laternen aus Messing hergestellt und vernickelt. Die Kaminhaube und er Kamin selbst bestehen aus einem Bleigussteil.
Ich habe auf YouTube viele Videos gesehen, auf denen Bauteile vernickelt wurden. Das scheint zu Hause mit der entsprechenden Lösung in Elektrolyse sehr einfach zu sein...
Zitat von HeinzMan im Beitrag #30Damit sollte ein Nachbau gelingen
Hallo Heinz, das ist toll wenn Du das in Angriff nimmst. Aber ohne Vorlage wird das nichts Genaues. Ich habe noch ein Bild gefunden von einer Auktion im März 2017.
Wollte eigentlich wegen dieser Packung an der Auktion teilnehmen, aber der Ausrufpreis von 5.000 € hat mich dann doch davon abgehalten. Der Hammerpreis war sogar 5.700 € plus Aufgeld. Dies war das 2. Mal, dass ich seit Jahrzehnten diesen exzellenten Zustand komplett mit Stirnlampen angetroffen habe. Das ist das originale Katalog-Bild von anticomondo. Allerdings ist mir nicht bekannt, wer die Packung ersteigert hat. Ebenso die Lok vom Bild aus den Beiträgen #26 und 28. Kannte zwar den Einlieferer, einen älteren Sammler aus Wuppertal mit dem ich einst verhandelt hatte, aber nicht den Käufer. Ich kann also momentan in dieser Richtung keine Spur verfolgen. Ihr seht aus diesen Schilderungen, wie selten diese Stirnlampen sind. Ich denke, erst wenn man ein konkretes Vorbild hat, kann man das Projekt starten. Viele Grüße und sonnige Osterfeiertage Wolfgang
Zitat von Udo im Beitrag #33diese Lampe eventuell als Ersatzteil
Gute Idee, lieber Udo! habe auch gleich nachgesehen. Im Hauptkatalog von 1902 sind Lokomotiv-Laternen auf Seite 50 als Ersatzteil u.a. abgebildet. Aber nicht die gesuchten Exemplare, da diese Lok nur bis ca. 1900 gebaut wurde. Ab 1901 gab es schon die Nachfolger mit Guss-Laternen. Im Katalog von 1898 und auch im Zusatzkatalog vom Juli 1899 sind nur Ersatzteile für Dampfmaschinen abgebildet, keine Teile für Loks. Viele Grüße Wolfgang
leider ist die Werkstatt so kalt, dass ich kaum darin arbeiten kann. Also habe ich mal mit der Planung der Nachbau-Laternen begonnen.
Wolfgang hat natürlich vollkommen recht, wenn er sagt, ohne Original wird das nichts Genaues.
Die Lampenkörper müssten einzeln aus Messing gedreht werden. Die circa Maße kann ich graphisch ermitteln. Mit meiner Mini-Drehmaschine kann ich kaum zwei identische Drehteile herstellen. Ein Problem sind die Reflektoren. Um Halbkugeln zu drehen, müsste ich einen Formstahl oder einen Kugelfräser kaufen. Hier sind auch 50 Euros anzusetzen, in der Hoffnung, dass der Fräser funktioniert und passt.
Dann kommt noch das Vernickeln. Nickelelektrolyt ist hoch giftig und nur gewerblich mit Verbleibsnachweis erhältlich.
So, genug gejammert. Meine Frau fragt, was ist Plan B ?
Plan B wäre eine Lampe zu drehen und nachzugießen.
In #32 zeigt Wolfgang eine Zugpackung. Hier sind die Lampenkörper wohl schwarz lackiert.
Wenn ich nun die Lampenkörper gieße und schwarz lackiere, könnte ich die Reflektoren polieren und lackieren.
ich denke, dass die Machart der Lampen so speziell ist, dass man das einfach einmal prototypisch ausprobieren muss. Insofern her mit dem Kompromiss.
Der Nachteil, dass man keine genaueren Bilder hat, ist eigentlich ein Vorteil: Wenn wir hier im Forum keine genaueren Bilder auftreiben können, dann kann das wohl auch niemand anderes, um dann an Deinem Nachbau herummeckern zu können. Ohne Original kein Vergleich. Mit dem Original vergleichen könnten nur die Besitzer der zwei bekannten originalen Exemplare. Und das dürfen sie auch gerne, sie haben ja auch eine ordentliche Summe für dieses Feature bezahlt. ;-)
Bevor ich es vergesse: Kannst Du bitte ein paar Aufnahmen vom Uhrwerk Deines Exemplars machen. Mich interessiert insbesondere der Regulator, damit ich ihn mit meinem Exemplar vergleichen kann.
Ich mache demnächst auch ein paar Vergleichsbilder. Heute passiert das aber nicht mehr, ich habe mir heute abend die Lok noch einmal sehr ausführlich angeschaut - mit UV und ohne. Es ist alles original bis auf die neu angelöteten vorderen Nachbaupuffer, die entsprechend nachlackierte Pufferbohle (übrigens sehr sauber gemacht) und die Nachbaulampen.
Am Tender ist alles authentisch bis hin zu den Versprödungsrissen am Niet, der winzigen Unterlegscheibe am Niet, der Alterung des Niets, der Komplettverzinnung des Blechs, der unterschiedlichen Ausprägung der Oxidation unter neu und alt abgebröckelten Lackstückchen, den Presswerkzeugabdrücken an den Puffern und der Übereinstimmung der Fertigungsweise und des Lacks der Unterseiten von Tender und Führerhaus. Auch die Räder und Achslagerblenden sehen original aus, wobei ich mir das nochmal bei Tageslicht anschauen möchte.
Soweit so gut - es ist kein NB Tender. Was ist es aber dann? Ein Vorserienexemplar?
Ich hatte schon angemerkt, dass ich mir bei den Rädern noch nicht sicher war. Im Tageslicht habe ich mir die Achslagerkappen nochmal genauer angeschaut. Es schaut so aus, als wären diese Originale, aber sie haben eine leicht andere farbliche Anmutung wie die anderen schwarzen Bereiche. Manche Stellen sehen durchscheinend aus, was beim Originallack nicht so ist. Auch die Räder schauen ganz leicht überlackiert aus. Die Erklärung dafür ist wahrscheinlich, dass Rainer die Räder gegen neue Gussräder ausgetauscht hat, die Räder dann mit dünnem Schwarzlack nachlackiert und gealtert hat und dasselbe mit den Achslagerkappen gemacht hat, um die Spuren der Demontage zu verstecken. Es ist alles sehr schön gemacht, man muss schon sehr genau hinschauen, damit man die Unterschiede erkennt. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Es könnte auch einfach leicht nachlackiert worden sein, weil die Kappen schon abgenutzt waren. Ich habe leider kein weiteres Exemplar mit Gussrädern, um die Machart der Räder vergleichen zu können, und um mit Sicherheit sagen zu können, dass es Nachgussräder sind. Die Achsen sind original, der Tender selber ist original, nur die Räder sind wahrscheinlich Nachgüsse so wie bei vielen anderen Wagen aus Rainer's Fundus, die bei Lankes ebenfalls versteigert wurden.
Ich habe ein ein weiteres winziges Detail bemerkt. Der Lack des Tenders trägt sehr dick auf. An der Stelle, wo der Niet die Kupplung hält, ist der Lack kraterförmig weggeplatzt. Dort wo normalerweise dann die Zinngrundierung des Metalls hervorblitzen würde, ist ein kleiner Lacktupfer in einem etwas leuchtenderen Grün als beim Rest des Tenders zu sehen. Unter UV fällt dieser Tupfer nicht auf. Es ist auch recht schwer, den Tender so zu fotografieren, dass es wie im folgenden Bild auffällt:
An einem Puffer des Tendes ist von derselben Farbe ein weiterer winziger Miniklecks zu sehen, der dort wohl versehentlich hingekommen ist. An der Lok sind ebenfalls ein paar Minitupfer zu erkennen, die unter UV nicht auffallen. Der Lack der ausgetupften Stellen ist farblich etwas grünlicher. Weil die Tupfer aber so klein sind und es viele weitere winzige Farbabplatzungen gibt, die nicht ausgetupft sondern nur dunkel nachoxidiert sind, fallen diese Minitupfer nur auf, wenn man jeden Quadratzentimeter mit der Lupe absucht.
Nachdem die Lok und der Tender beide minimal ausgetupft sind, ist das eine weiteres Indiz dafür, dass der Tender zur Lok gehört und kein NB ist. Bei den Gussrädern ist es aber noch nicht endgültig klar. Solange ich kein Vergleichsexemplar habe, gehe ich erstmal weiter von einem Nachbau aus.
zunächst zum Nachbau der Laternen. Ich habe ein Modell aus Unterlegscheiben angefertigt. Das schien mir einfacher, als an der Drehmaschine verschiedene Durchmesser auszuprobieren.
Störend sind die verschiedene Ringe, die Schatten bilden. Bitte wegdenken.
Nun kann man den Entwurf mit den Bildern von Wolfgang vergleichen. Tatsächlich fehlen die Lampen sehr. Beim Uhrwerktest ist irgend etwas aus der Lok gefallen. Oh je, dachte ich und suchte die Werkstatt ab.
Es war das Lampenmodell, es ist nur eingesteckt. Da muss ich mir was einfallen lassen.
Das Uhrwerk meiner Lok ist wohl nicht reguliert.
Ich habe keinen Regulator gefunden und das Uhrwerk beschleunigt ungebremst. Links ist der abgebrochene Bremshebel erkennbar. Ernsthafte Reparaturversuche am Uhrwerk sind wohl keine erfolgt. Das Uhrwerk wurde ausgebaut und dabei der Draht der Bremse gelöst, die aber noch funktioniert. Die "Kugel" im Führerhaus ist gelötet und nicht geschraubt. Ist das original?
Ich freue mich darauf, dass wir mal unsere beiden würdigen Damen in Lauf laufen lassen.
Wenn man die Größenverhältnisse der Bavaria und der Lampen misst, komme ich auf einen Faktor von 7%, den die Lampen noch zu groß sind. Für ein paar handelsübliche Unterlegscheiben ist das aber schon ganz ordentlich.
Gibt es auch einen Tender zur Lok? Deine Lok hat ebenfalls Gebr.B. als Marke und nicht Geb.B. wie im Katalog von 1898. Hat Deine Lok die Patentnummer auf der linken Führerhausseite? Das Uhrwerk schaut identisch aus. Hat es auch die zwei mitlaufenden hoch übersetzten Zahnräder im Inneren?
Und ja: Zwei vereinte Loks in Lauf - das wäre schon was.
PS: Der Handgriff ist bei mir geschraubt. Deine Puffer sehen anders aus. Nachträglich ergänzt? Die Lampen sind bei mir mit ein bisschen Lack im Spalt fixiert.
Hallo Stefan, zu Deinen Ausführungen in den vorangegangenen Beiträgen muss ich einige Anmerkungen machen bevor die Sache hier in die falsche Richtung läuft: das Thema der regulierten Uhrwerke bei Bing konnte bereits hinreichend beantwortet werden, siehe PDF-Anhang in Beitrag #25. Rainer hatte genau ermittelt, dass erst mit Erscheinen der "Victoria" das regulierte Uhrwerk eingeführt wurde. Die Loks die von Bing in den Jahren davor gebaut wurden, hatten diesen Regulator noch nicht.
Zitat von snroettg im Beitrag #37Presswerkzeugabdrücken an den Puffern:
Zu diesem Thema ist folgendes zu sagen: solche Puffer habe ich bislang noch nicht gesehen. Eine Überprüfung einiger Wagen mit diesen Bleipuffern untermauert dies. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, war Rainer beim DDM sehr aktiv und hatte Zugang zu deren professioneller Werkstatt. Er hatte mir einst Bilder gesendet, die ihn beim Gießen von Eisenrädern zeigen. Vermutlich hatte er die Puffer dort ebenfalls gegossen. Ich erinnere mich, dass er mein Angebot der Nachbau-Blei-Puffer nicht anzunehmen brauchte, weil er anderweitig genügend beschaffen konnte. Auch die Kupplung an Deinem Tender dürften ein Nachbau sein. Er hatte vor vielen Jahren diese lasern lassen und ich hatte ihm damals welche abgekauft. Wegen der aufwändigen Arbeitsweise waren diese auch richtig teuer, 35 € das Stück. Auf diesem Weg hatten wir uns seinerzeit kennen gelernt. Ich möchte keineswegs Deinen Enthusiasmus beim Auffinden von Vorserien-Modellen torpedieren, aber Rainer hatte mir geschrieben, dass er die Lok alleine gekauft und den Tender dazu rekonstruiert hat. Ob es genau dieses Exemplar war, kann ich nicht mehr 100 % ig nachverfolgen, da ich zwar die mail noch gespeichert habe, nicht aber das dazugehörige Bild.
Zitat von snroettg im Beitrag #39Unter UV fällt dieser Tupfer nicht auf
Das verstehe ich nicht. Wenn ausgetupfte Stellen unter der UV-Lampe nicht auffallen, dann wurden diese entweder damals bei Produktion noch gemacht oder aber ein gerissener Maler hat gepinselt. In letzterem Fall konnte ich dies bislang stets identifizieren. Dazu dient mir schließlich die UV-Lampe. Rainer hat normal rekonstruiert und nur dann farblich ergänzt wo es sinnvoll oder unbedingt notwendig war. Er hatte u.a. eine sehr alte Spiritus-Lok von ca. 1885, die er 1980 gekauft und damals auch zeitnah farblich völlig neu gestaltet hatte. Er hat dies später sehr bereut. Wenn Du demnächst mal wieder anlässlich eines Treffens mit Heinz die beiden Loks vergleichen kannst, wird der Unterschied der beiden Tender leichter erkennbar. Noch ein Tipp: lass die Lok nie alleine laufen, d.h. ohne Wagen. Bei der ersten Kurve fliegt sie von den Gleisen! Viele Grüße Wolfgang
Du hast gute Einwände gegen die Originalität des Tenders und auf den Fotos sieht er auch sehr neu aus. Wenn man ihn aber in der Hand hat, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Ich versuche ein paar weitere Details zu beschreiben, die mich an einem Nachbau zweifeln lassen.
Die Abplatzungen des Lacks sind alt. Der Tender ist mehrmals heruntergefallen und auch ein Puffer ist seitlich verbogen. An den Fehlstellen ist die Verzinnung teilweise so stark korrodiert, dass sie partiell fehlt und das Blech angerostet ist. Der Niet ist stark korrodiert und weist keine glänzenden Stellen auf, an denen eine Verpressung stattgefunden haben könnte.
Die Austupfer könnten Spirituslack sein. Dieser wäre wie der Originallack unter UV nicht auffällig. Die Tupfer sind auch nicht schon bei der Produktion gemacht worden, weil sie die spätere Abplatzung an der beanspruchten Stelle am Niet verdecken. Ich habe noch eine weitere ältere Restaurierung einer Bing Lok, die ganz offensichtlich nachlackiert ist und trotzdem ist unter UV nichts zu erkennen. Ich habe andererseits mehrere Märklin Modellwägen, die ausgetupft sind, und unter UV das reinste Pickelmuster zeigen. Nicht so bei der Lok und dem Tender.
In Bezug auf die Regulierung habe ich Rainers Text mehrmals gelesen. Dort steht zu lesen, dass die Regulierung im September 1901 erstmals patentiert wurde. Er schreibt aber auch an anderer Stelle, dass Patente vorher ausprobiert wurden, bevor Sie schließlich patentiert wurden. Die zwei mitlaufenden Achsen könnten ein Relikt des Entwicklungsprozesses sein, bevor die Regulierung schließlich so weit verbessert war, dass sie Serienreife erreicht hatte und schließlich zum Patent angemeldet werden konnte. Die Regulierung war ja ein ganz entscheidender Fortschritt, der damals mit einem erheblichen Entwicklungsaufwand verbunden gewesen sein muss, der wohl auch eine gewisse Entwicklungszeit in Anspruch genommen hat. Die von mir postulierten ersten Anfänge 1 bis 2 Jahre vorher um 1898/99 widersprechen daher nicht Rainers Text. Im Gegenteil, sie untermauern Rainers Rechercheergebnis für das Jahr 1901 der Patentierung.
Und wofür sollen diese zwei mitlaufenden Achsen ohne weitere Funktion auch sonst gut gewesen sein? Manchmal greift eine Bremsarretierung in das schnell laufende Zahnrad. Aber bei dieser Lok wird die Bremswirkung durch die Radbremsbacken erreicht. Ich halte das daher für einen ersten Versuch einer Regulierung, die aber noch so schlecht funktioniert hat, dass die Lok trotzdem noch aus der Kurve flog, wenn sie alleine unterwegs war. Patentierungswürdig war das offensichtlich noch nicht aber ein erster Schritt in die richtige Richtung. Und schon ausreichend, um im Katalog von 1898 erstmals von einem "regulirten" Uhrwerk zu sprechen. Wenn das ein Druckfehler wäre, dann lässt er sich nicht durch die übliche Schluderei oder Unwissenheit bei Druckfehlern erklären. Diese Formulierung muss einen nachvollziehbaren Anlass gehabt haben. Ich sammle Kataloge seit mehr als 20 Jahren, da kommen Rechtschreibfehler schon mal vor. Aber dass so ein kapitaler Druckfehler vorkommt, der im Prinzip eine Erfindung vorwegnimmt, ist mir bisher noch kein einziges Mal begegnet. Mir kommen daher Zweifel daran, dass das ein Druckfehler sein kann. Sind Euch damals auch schon die zwei Achsen aufgefallen?
Ich sehe schon: ich werde die Lok einmal mitbringen müssen, um die offenen Fragen zu klären. Belegt ist bisher definitiv nur die Anmeldung der Patente in 1898 bzw. 1901, die Existenz von zwei zusätzlichen mitlaufenden Achsen und das Vorkommen eines regulirten Uhrwerks im Katalog von 1898. So recht scheint mir die Erklärung "Druckfehler" daher nicht zu passen.
das Rätsel um den Tender ist gelöst: Die Lok ist deutlich mehr restauriert als angenommen. Sie wurde zweimal restauriert. Wahrscheinlich einmal von Rainer und einmal sehr viel früher von jemand anderem. Beide haben Farben benutzt, die im UV absolut unauffällig sind. Das hat es so schwierig gemacht, die Veränderungen zu identifizieren.
Die untere Kante des Führerhauses hat sich nun zusätzlich als restauriert herausgestellt, obwohl im UV davon rein gar nichts zu sehen ist. Die untere Kante ist höchstwahrscheinlich deshalb restauriert, weil der erste Restaurateur neue Puffer angelötet hat. Damit sind diese Puffer nicht original wie ursprünglich angenommen. Die vorderen Puffer unterscheiden sich von den hinteren und stammen vom zweiten Restaurateur. Dieser hat wiederum die vordere Pufferbohle überarbeitet. Es ist also an allen vier Puffern gearbeitet worden.
Die Puffer am Tender sind dieselben wie die hinteren Puffer der Lok. Wenn die hinteren Puffer der Lok nicht original sind, dann können die Tenderpuffer auch nicht original sein und damit kann schließlich auch der ganze Tender nicht original sein. Wieso zeigt er aber wie berichtet alle Merkmale eines uralten Tenders? Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die erste Restauration schon ewig her ist und der Tender trotz Nachbau auch bereits schon uralt ist. Die Lackierung des Tenders wirkt dadurch täuschend echt. Zudem muss der Tender noch aus einer Zeit stammen, wo man noch keine modernen Lacke zur Verfügung hatte und noch Erfahrung im Umgang mit den alten Spirituslacken. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass unter UV nichts zu erkennen ist.
Der Tender ist aber trotzdem ein sehr schön gemachtes Stück in alter Lackiertechnik, das farblich und vom Alter her perfekt zur Lok passt. In echt sieht er auch viel älter aus als auf den Fotos. Mit NB lagst Du richtig, er ist aber trotzdem eine uralte Anfertigung. Das ist ein Ergebnis, das ich so nicht erwartet hätte. Er ist zwar kein originaler Bing Tender, aber trotzdem ein Original seiner Zeit, das vor langer Zeit zusammen mit der Lok restauriert wurde. Der Tender bleibt daher auch weiterhin mit der Lok zusammen.
PS: Eine Sache kann ich mir immer noch nicht erklären. Die Puffer am Tender sind identisch zu den hinteren Lokpuffern. Die Lok und der Tender müssen also zusammen restauriert worden sein. Du schreibst aber, dass Rainer die Lok einzeln erworben hat. Aber dafür gibt es bestimmt auch eine Erklärung.
ich habe schon einmal zu einem Kommentar von Claudia in Bezug auf das Erkennens eines Nachbaus geschrieben, wenn ich es darauf anlege und etwas nachbaue, das wie echt aussieht, muss man schon drei Mal hinschauen, um den Nachbau bzw. die Reparatur zu erkennen.
Nur - es lohnt sich nicht. Wenn man die Stundenanzahl für den Aufwand zusammenzählt, wird es so teuer, dass man direkt ein Original kaufen kann. Wenn ich so etwas mache, mache ich das nur, weil ich Spaß an der Sache habe und vor allem, weil man dabei fit bleibt. Aufstehen, Blech holen, Anzeichnen nach Muster, hinsetzen, schneiden, Aufstehen, Blech wegbringen, Blech in die Biegemaschine, Nachschneiden, wieder biegen, anpassen und probieren, ob das so richtig ist. Wenn nicht, alles wieder von vorne. Usw. usw. Das geht dann oft bis 23.00 Uhr. Oder noch später.
Und vom Geld her siehst du am Beispiel der BING-Kupplung, die Rainer hat lasern lassen und dann gebogen und montiert hat. Für diese Kupplung hat Wolfgang 35 EUR bezahlt. Ich habe einmal vier Märklin-Kupplungen nachgebaut, die Ovalkupplung mit hochstehendem Blech (1898-1902). Alleine für die technische Zeichnung habe ich etwa 50 Maße eintragen müssen. Alles winzig, und die Maße müssen dann stimmen, sonst funktioniert die Kupplung nicht. Eine davon habe ich dem Wolfgang für 35 EUR verkauft, habe ihm aber gesagt, dass das extrem billig sei zu dem Aufwand, den ich hatte.
ich muss mich entschuldigen, ich habe einen Fehler gemacht. Die Geschichte ist doch noch nicht zu Ende.
Die Puffer hinten an der Lok sind durch den Hinweis von Wolfgang als Nachbau identifiziert. Ich konnte auch die Spuren der Restauration finden, die nach der Verlötung erfolgt ist. Im UV ist aber nichts zu erkennen.
Dann hatte ich daraus geschlussfolgert, dass aufgrund derselben Nachbaupuffer am Tender auch der Tender ein Nachbau sein muss. Die Verlötung der Puffer habe ich mir nun noch einmal genau angeschaut und siehe da, dort wo die Puffer angelötet wurden, ist der alte dicke Lack vorher entfernt worden und dann etwas dünner nachlackiert worden. Man sieht Übergangsränder von dick zu dünn. Man sieht aber wieder nichts im UV.
Das bedeutet, dass die Puffer nachträglich angelötet wurden genau wie die hinteren Puffer der Lok. Das könnte das Werk von Rainer gewesen sein. D.h. das könnte die Rekonstruktion sein, von der Rainer laut Wolfgang geredet hat. Der Widerspruch vom letzten Post löst sich dadurch auf: Wie kann es sein, dass die Nachbaupuffer identisch sind, obwohl Rainer die Stücke getrennt erworben hat? Die Erklärung dafür ist, dass Rainer sowohl die Puffer an der Lok als auch am Tender neu angelötet hat. Die konzentrischen Pressringe an den angelöteten Puffern sind also Spuren von Rainers Herstellungsmethode. Das halte ich mittlerweile für ziemlich gesichert.
Das bedeutet dann aber auch, dass die dicke Lackierung nicht von Rainer selbst stammen kann sondern deutlich älteren Ursprungs ist. Das kann ich anhand einer Abplatzung nachweisen. Im folgenden Bild sieht man eine Abplatzung am oberen Tenderrand. Das muss passiert sein, als der Tender einmal heruntergefallen ist. Die Verzinnung, die unter der Abplatzung zum Vorschein kam, ist bereits stark oxidiert, teilweise sogar angerostet. Am rechten Rand der Abplatzung sieht man eine hellere Stelle. Dort ist beim Herumhantieren ein kleines loses Stück des Lacks abgefallen. Diese Stelle ist also frisch freigelegt und noch nicht oxidiert. Im Gegensatz dazu ist der Rest bereits stark oxidiert. Die Abplatzung muss daher schon sehr lange existieren. Die Kupplungen sehen außerdem alt und authentisch aus - sie sind auf jeden Fall nicht gelasert.
Und nun bin ich ratlos. Der Tender ist ein sehr alter Tender, an dem die Puffer und Räder nachträglich von Rainer restauriert worden sind. Es hat leider eine Weile gedauert, bis ich das endlich herausgefunden habe - entschuldigt bitte vielmals die lange Zielgerade. Die Form des Tenders ist sehr ähnlich zu den Abbildungen im 1898er Katalog. Im Katalog sind keine Handläufe zu erkennen wie bei den anderen alten Tendern, die Wolfgang gezeigt hat. Nach meiner Erfahrung mit alten Katalogen ist der Detailgrad der Darstellung zwar beschränkt, aber solche charakteristischen Details wie die Handläufe werden in den Katalogen von den Zeichnern normalerweise nicht einfach weggelassen. Sie sind häufig nur angedeutet, werden aber nicht komplett weggelassen, so dass die dargestellten Stücke wiederzuerkennen sind, wenn man ein Vergleichsstück vor sich stehen hat. Das ist das Ziel, mit dem der Zeichner arbeitet. Beim abgebildeten Tender im 1898er Katalog meine ich die Proportionen und die charakteristischen Details von Rainers restauriertem Tender wieder zu erkennen.
Was hat das nun zu bedeuten? Hat man den Tender anhand des Katalogs nachgebaut? Dagegen spricht sein Alter. Und die Mühe, die sich Rainer beim Restaurieren gegeben hat. Wieso hat er die Abplatzer an dem Tender nicht ebenso restauriert wie bei der Lok? Wieso sind die abgebildeten Tender im 1898er Katalog mit anderen Proportionen und ohne Handläufe abgebildet, obwohl das doch ein so einfach zu zeichnendes Merkmal gewesen wäre?
Ich bin ziemlich ratlos. Ich möchte ja wirklich gerne glauben, dass der Tender ein NB ist, aber ich kann mir bisher einfach keinen vernünftigen Reim darauf machen.
Danke für Deine Mithilfe! Ich habe jetzt doch endlich einen eindeutigen Hinweis zur Einordnung dieses Tenders gefunden: Ich habe ihn mit einem Packwagen aus etwa derselben Zeit verglichen. Der Packwagen hat aber schon die Kleeblattkupplung und nicht die ältere Hakenkupplung von vor 1902.
Die Maße des Unterbaus stimmen exakt überein - mit einer Ausnahme: Der Schlitz für die Kupplung sieht beim Packwagen aus wie ein Bisquitstäbchen. Beim Tender ist dieses Bisquitstäbchen auch zu erkennen, man hat den Schlitz aber nach unten erweitert, damit die dickere Hakenkupplung hindurch passt. Der erweiterte untere Teil des Schlitzes hat leicht ungleichmäßige Seiten und es fehlt unten in den Ecken die Rundung. Der Unterbau stammt also von einem späteren originalen Wagen, bei dem man den Schlitz für die Kupplung manuell erweitert hat.
Mir sind noch weitere subtile Unterschiede aufgefallen: * Der Lack ist ziemlich dick und besteht aus zwei Schichten - die Lok hat nur eine erkennbare * Der Lack hat eine leichte Bläschenbildung - bei der Lok ist keine zu erkennen * Die aufgemalten Linien sind am Rand leicht ausgefranst und tragen recht dick auf, wahrscheinlich sind sie durch seitliches Abkleben erzeugt worden * Bei der Lok ist der Rand der Striche hingegen gerade mit dem Pinsel gezogen und die Farbe trägt kaum auf * Die am dunkelsten nachoxidierten Abplatzungen sind immer noch deutlich heller im direkten Vergleich mit der Lok
Der Tender ist damit wohl bereits so um die 50 Jahre alt, aber eben nicht volle 120 Jahre.
Es ist also ein alter Wagenumbau, bei dem man für die Lackierung alte Lacke verwendet hat. Zusammen mit dem Alter des Tenders ergibt das eine schöne Patina, die prima zur Lok passt. Insofern sind wir wieder am Anfang angelangt, wo ich mich gefragt hatte, wieso der Tender farblich so viel besser zur Lok passt als der andere Nachbautender, der bei Lankes versteigert wurde. Den zweiten Nachbautender schätze ich deutlich jünger ein. Das Alter und der Lack macht also den Unterschied.
Das war jetzt wirklich spannend und ich habe viel dabei gelernt, auf was für winzige Details man bei diesen uralten Loks achten muss. Man kann sich auch nicht auf das UV verlassen.
Das schöne Stück hat nun einen guten Teil seiner Geschichte und Herkunft preisgegeben. Jetzt bekommt es erstmal einen würdigen Platz, bevor es sich hoffentlich bald in Lauf mit seiner Schwester wiedertreffen kann.
Zitat von snroettg im Beitrag #48Man kann sich auch nicht auf das UV verlassen.
Hallo Stefan, nun haben sich gemäß Deinen Schilderungen einige Dinge aufgeklärt. Was mich aber stutzig macht, sind Deine Ausführungen zum Umgang mit der UV-Lampe. Ich weiß auch nicht, welches Gerät Dir zur Verfügung steht. Beim Kauf teurer Sammlerstücke ist die UV-Lampe für mich unentbehrlich. Es gehört auch eine gewisse Erfahrung dazu, das Erscheinungsbild unter UV-Licht richtig einzuschätzen. Es werden mittlerweile die tollsten Sachen gefälscht bei denen auch das UV-Licht auf den ersten Blick nicht immer eine genaue Beweisführung bringt. Dann muss man auch mal genauer prüfen, d.h. im dunklen Raum, möglichst mit den gewohnten Utensilien. Im vorliegenden Fall jedoch handelt es sich um Arbeiten eines mir gut bekannten Sammlers der nie die Absicht der Täuschung hatte. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich mit meiner Lampe genau feststellen könnte: was ist original - was ist nachgemalt oder ausgetupft. Das kann man alles irgendwann arrangieren und genau nachprüfen. Ich freue mich, dass Dir die Lok mit Tender von Rainer dennoch gefällt und somit einen würdigen Platz gefunden hat. Viele Grüße Wolfgang
Als Rainer Riedel noch lebte, haben wir uns über die Aufarbeitung historischer Traktoren ausgetauscht. Er hat mir dazu Fotos gemailt, die sein außerordentliches Können dokumentierten. Leider habe ich diese Fotos nicht abgespeichert.
Rainer war ein sehr honoriger Mensch. FÄLSCHUNG war nie sein Thema! Er hat seinen Stolz und seine Ehre darin gesehen, alte Stücke historisch genau wieder instand zu setzen und optisch anzugleichen. Das ist ihm hervorragend gelungen! Ich habe ihn dafür sehr bewundert und tue das noch!!
Es ist übrigens morgen ein Jahr her, daß er nicht mehr bei uns ist...