RE: RE:[Carl Bochmann, Dresden] - Recherchen zur Firmengeschichte - 2

Hallo, Henner!

Den Begriff "Sirankognostik" hat elaphos geprägt 😄!
Der ist Altsprachler (Latein und Griechisch)......
Übersetzt heißt das soviel wie "Tunnelkunde" und zielt auf meine Sammlung von Blechtunneln ab 😂😂😂

Freundliche Grüße von Claudia

Ja, Ypsi - so ist es!

Mit den Werkzeugen meinte ich tatsächlich die Zeit nach der Bombardierung von Dresden.

Und die CaBo-Modelle finde ich auch grob und wenig gefällig. Deshalb interessieren sie mich auch nicht.
Nur durch meine Blechtunnel bin ich zum Thema CaBo gekommen und dann wegen der dürftigen Quellenlage dort hängengeblieben....

Übrigens ist die Werkstatt von Gläser durch einen Brand völlig zerstört worden! Das ist aber Jahrzehnte früher gewesen - siehe Festschrift KWD. Durch die Tätigkeit von Willy Bochmann sowohl für Gläser als auch für CaBo ist dieser Unglücksfall aus dem zeitlichen Zusammenhang gerissen worden und CaBo unterstellt worden....

Freundliche Grüße von Claudia

Bernd -

ich habe darüber auch schon nachgedacht!
Das Thema CaBo gehört nach meiner Meinung auch nicht in die DDR-Sektion, denn Bochmann hat ja vor dem 7. Oktober 1949, der Gründung der DDR, gefertigt.

Wir müssen also allerlei verschieben und neu sortieren. Das wird auch geschehen! Im Moment wird darüber nachgedacht, wie das ganze Thema methodisch angegangen werden sollte....

Freundliche Grüße von Claudia

Nach meiner Kenntnis der hier bereits veröffentlichten Quellen ist Willy Bochmann schon 1933 in die NSDAP eingetreten und hat als Mitglied der Geschäftsleitung von Gläser russische Kriegsgefangene und andere "Fremdarbeiter" beschäftigt.
Deshalb wurde ihm 1945 zunächst der Zutritt zur Firma Gläser verboten, später (1947?) wurde er von den Russen interniert.

Um die Quelle (hier: Festschrift 125 Jahre Karosseriewerk Dresden) genau zu zitieren, müsste ich jetzt noch einmal nachlesen.
Da die Quelle aber hier eingestellt wurde, kann das jeder Interessierte selber tun!

Freundliche Grüße von Claudia

Vielen Dank, Bodo!
Herzliche Grüße von Claudia

Liebe Cabo-Interessenten!

Ich werde mich wieder in die Forschung einklinken und mal versuchen, einen Pool mit FAKTEN zu schaffen.
Habe schon ein wenig meine Fühler ausgestreckt!

Es ist kontraproduktiv, eifersüchtig auf Erkenntnissen zu hocken.
Deshalb werde ich zu gegebener Zeit hier mitteilen, wenn ich neue Funde gemacht habe.
Nach meiner Einschätzung macht es Sinn, alle bisherigen Erkenntnisse auf einen Zeitstrahl aufzutragen. Dann ergibt sich ein Bild, dessen Lücken zielgerichtet erforscht und ausgefüllt werden könnten. Insofern ist Georgs Anregung ganz richtig - eine grafische Darstellung hilft weiter!

Eine ärgerliche Verschwendung von Zeit und Arbeit wäre es, dort zu forschen, wo andere schon belastbare Ergebnisse zutage gefördert haben. Solche Dummheit wollen wir uns nicht leisten! Ich weise in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hin, daß hier eine gewisse geistige Beweglichkeit gefordert ist: auch mal um die Ecke denken, Querverweisen folgen, die Perspektive wechseln, neue und ungewohnte Fragen stellen - das gehört zur historischen Forschung dazu!

Von Ralf Ommer habe ich erfahren, daß die Quellenlage dürftig sei, besonders zum Anfang des 20.Jhd. Also müssen wir da ansetzen und versuchen, neue Quellen aufzutun. Archivmaterialien der Stadt Dresden müssen durchsucht werden unter anderer Perspektive - Gewerke aus der Metallverarbeitung, Grundbucheintragungen, Geburten- und Sterberegister etc. Zum Beispiel: wieviele "Bochmänner" mit dem Vornamen Carl gab es? Wann haben sie gelebt? Gibt es Verwechslungen wegen des gleichlautenden Vornamens? Und so weiter....

Die Arbeit ist mühevoll und zeitraubend aber bestimmt spannend!


Neue Fundstücke!

Nach dem New Yorker Börsenkrach 1929 ging die Karosseriebaufirma Gläser in Dresden in Konkurs.

Wikipedia schreibt dazu:
" Bereits am 12. Juni 1933 wurde die 'Gläser Karosseriebau GmbH' als Auffanggesellschaft für die insolvente Firma gegründet. Gesellschafter waren Erich Heuer, Wilhelm Stahl und Willy Bochmann, der Schwager Erich Heuers. Heuer trat seinen Anteil an Bochmann ab, weil er mit Pfändung rechnen musste. Willy Bochmann war gelernter Klempner und Sohn des Besitzers der kleinen Dresdener Metall- und Spielwarenfabrik Carl Bochmann, der unter der Marke Cabo produzierte. Bereits 1935 sicherte sich Willy Bochmann Rüstungsaufträge der Wehrmacht, die bald 20% der Gesamtproduktion ausmachten.

.........

Neben seiner Tätigkeit bei der 'Gläserkarosserie GmbH' war Willy Bochmann spätestens 1941 Besitzer der 'Metall- und Spielwarenfabrik Carl Bochmann' in der Dammstraße 16, Dresden (Äußere Neustadt, Nähe Bischofsweg). Sein Vater Carl Bochmann war unter der gleichen Adresse als Fabrikant eingetragen.

Im Zweiten Weltkrieg stellte die 'Gläser GmbH', die auch 1000 Zwangsarbeiter und ca. 150-180 sowjetische Kriegsgefangene beschäftigte, Rüstungsmaterial her.

......

Nach dem Einmarsch der Roten Armee begannen die Trümmerberâumungen. Willy Bochmann wurde ab Juni 1945 auf Beschluss des Betriebsrates und der Gewerkschaftsgruppe der Zugang zum Unternehmen verwehrt und seine Beschäftigung als Betriebsführer beendet. Er wurde später von den Russen verhaftet und kam 1950 in einem Lager ums Leben.

......

In den Betriebsübersichten der Stadt Dresden (Pass für Industrieunternehmen (deutsch - russisch)) vom August/September 1945 wird Willy Bochmann noch als Geschäftsführer der 'Carl Bochmann Metallwarenfabrik', Dammweg 16, geführt."
Zitat Ende.

Erich Heuer verließ Dresden und ging in den Westen. Er verlagerte die Werkzeuge und Maschinen von Gläser in die Oberpfalz und stellte dort bis November 1952 Karosserien für Porsche her. Dann schloss er den Betrieb aufgrund finanzieller Schwierigkeiten.
Ich vermute, daß daher das Gerücht rührt, Carl Bochmann sei in den Westen gegangen und hätte dort weiter produziert. Das ist also Unsinn!

Freundliche Grüße von Claudia


Edit: Text vom 19.03.2020 hier an den Anfang reinkopiert

Nächstes Fundstück (Danke, Bodo "Eugen&Karl"!):

Beständeübersicht
archiv-sachsen.de

"Betriebsanalysen von Zweigbetrieben.
......
Dresdner Blech- und Spielwarenfabrik, Dresden (früher Firma Carl Bochmann)."
Der Eintrag ist von 1948 - 1949

Also: ab 1948 gab es keine Firma CaBo mehr!

Freundliche Grüße von Claudia

Dem archiv-sachsen.de
sind auch folgende Einträge zu entnehmen:

"1917-1918 Prüfung von Belegschaftslisten durch die Kriegsamtsstelle Dresden: Bochmann, Carl, Metallwarenfabrik, Dresden-Neustadt.

Leipziger Messeamt 1935: Stand mit Spielzeug der Firma Cabo (Carl Bochmann, Dresden) im Messehaus Petershof
Leipziger Messeamt 1940: - " -
Leipziger Messeamt 1941: - " -


Amtsgericht Dresden, Nachtrag 696
(1938) 1946 - 1949 Carl Bochmann, Dresden (A 857)
( Metall- und Spielwarenfabrik)
Umgeschrieben vom Handelsregisterblatt 6043"
Zitat Ende.

Wer genauer nachforschen möchte, kann das tun im
Sächsischen Staatsarchiv
Archivstraße 14
01097 Dresden
Tel. 0351-89219710

Freundliche Grüße von Claudia

Und sowas hat CaBo auch gebaut!
Hat da das Karosseriewerk Gläser Pate gestanden?? Fragt sich mit einem Lächeln, Claudia.



Hergestellt 1935-1938



Hergestellt 1938-1940

Quelle: Historische Kinderfahrzeuge Eckart Holler

Freundliche Grüße von Claudia

Vielen Dank, lieber Georg, daß Du mitgesucht hast!

Diesen Artikel kenne ich und hatte ihn heute bereits "aufgearbeitet".
Für weitere Fundstücke etc. bin ich aber immer sehr dankbar.

Liebe Grüße von Claudia

Ja, Dieter

da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt!

Ich meinte "in Wikipedia ist zu lesen..."
Die Primärquellen anzugeben, spare ich mir, wenn ich aus Wikipedia zitiere.
Warum?
Erstens sind alle Quellen dort genau angegeben.
Zweitens sind alle Angaben genau zu überprüfen.
Drittens kann jeder dort lesen, den's hier interessiert!

Zu anderen Funden außerhalb von Wikipedia gebe ich immer genau die Quellen an.

Liebe Grüße von Claudia

Frage:

Im Nachbarforum habe ich noch einmal den Faden zu CaBo durchgelesen.
Dabei habe ich gefunden, daß Bochmann im Lager "Mühlenau" umgekommen sein soll.
Ist jemandem von Euch etwas über dieses Lager der Roten Armee in der Nähe von Dresden bekannt?

Natürlich ist in diesem Zusammenhang wieder von Carl Bochmann die Rede....
Daß das falsch ist und es sich um seinen Sohn Willy handelt, wissen wir ja nun!


Dann habe ich nocheinmal alle Fotos von CaBo Erzeugnissen angesehen und versucht, sie zeitlich einzuordnen.
Dabei bin ich zu folgender ARBEITSHYPOTHESE gekommen:

Die Firma Cabo schloß 1949. Das ist belegt, siehe Beitrag #38.
Seit 1949 firmierte in der Dammstraße 16 die Nachfolgerin, die "Dresdner Blech- und Spielwarenfabrik". Auch in Beitrag #38 belegt.

Im Krieg wurden weder das Hinterhaus als Fabrikgebäude noch Werkzeuge und Maschinen zerstört.
Auch die Arbeiter, die dort von 1946 bis1949 für CaBo arbeiteten, gab es noch.
Vermutlich waren auch die Formen, Stanzen, Pressen und Farben aus der CaBo Produktion noch vorhanden, als die neue Spielwarenfabrik anfing zu produzieren. Woher sollten auch so schnell neue Entwürfe und Pressformen herkommen?

Ich vermute also, daß die Dresdner Blech- und Spielwarenfabrik zunächst genau die gleichen, identischen, Spielzeuge herstellte, wie CaBo.
Meine Vermutung und Hypothese wird durch folgende Beobachtung gestützt:
Es gibt Teile von CaBo, die eindeutig mit dem Firmenlogo gestempelt sind. Und es gibt Teile, die kein Logo haben, dafür aber eine mit Bleistift handgeschriebene Herstellungnummer.
Ich vermute daher, daß die baugleichen Teile ohne Stempel, sondern mit handschriftlichen Nummern, aus dem Anfang der Dresdner Blech- und Spielwarenfabrik sind.

Was meinen die Fachleute dazu?

Freundliche Grüße von Claudia